Psychiater / Psychiaterin: Ausbildung, Berufsbild und Perspektiven
Psychische Erkrankungen nehmen rasant zu und haben erheblichen Einfluss auf das individuelle Wohlbefinden sowie auf die Gesellschaft. Psychiater und Psychiaterinnen werden daher immer wichtiger. Die Facharztausbildung dauert 5 Jahre. Über 40 % aller Fachärzte und Fachärztinnen in den Teildisziplinen der Psychiatrie sind älter als 60 Jahre. Es gibt daher gute berufliche Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten für angehende Fachärzte und Fachärztinnen sowohl in der stationären als auch in der ambulanten Medizin.
Psychische Störungen wie Depressionen, Angststörungen und Schizophrenie beeinflussen nicht nur das individuelle Wohlbefinden, sondern auch die gesellschaftliche Produktivität und das soziale Umfeld der Betroffenen. Psychiater / Psychiaterinnen haben die wichtige Aufgabe, diese komplexen Erkrankungen zu diagnostizieren und individuell angepasste Behandlungspläne zu erstellen. Dabei kombinieren sie medikamentöse Therapien mit psychotherapeutischen Ansätzen, um eine bestmögliche Versorgung sicherzustellen.
Der Bedarf an psychiatrischer Versorgung wird immer größer. Dies macht den Beruf sowohl relevant als auch zukunftssicher. Psychiater / Psychiaterinnen arbeiten in unterschiedlichen medizinischen Bereichen, von der stationären Versorgung in Krankenhäusern bis hin zur ambulanten Behandlung in Praxen.
Was ist ein Psychiater / eine Psychiaterin?
Ein Psychiater / eine Psychiaterin ist ein Arzt / eine Ärztin, der / die sich auf die Diagnose, Behandlung und Prävention psychischer Erkrankungen spezialisiert hat. Psychiater / Psychiaterinnen haben eine Facharztausbildung in Psychiatrie und Psychotherapie abgeschlossen, die fünf Jahre dauert.
Abgrenzung zum Psychologen / zur Psychologin
Ein Psychologe / eine Psychologin hat ein Studium der Psychologie absolviert, welches sich mit dem menschlichen Verhalten, Erleben und Denken befasst. Im Gegensatz zum Psychiater / zur Psychiaterin haben Psychologen / Psychologinnen kein Medizinstudium absolviert. Psychologen und Psychiater arbeiten allerdings eng zusammen, insbesondere in der klinischen Praxis, um Patienten ganzheitlich zu behandeln.
Abgrenzung zum Psychotherapeuten / zur Psychotherapeutin
Ein Psychotherapeut / eine Psychotherapeutin kann sowohl ein Psychiater / eine Psychiaterin als auch ein Psychologe / eine Psychologin sein, die eine zusätzliche Ausbildung in Psychotherapie absolviert haben.
Abgrenzung zu anderen Fachärzten / Fachärztinnen
Im Vergleich zu anderen medizinischen Fachrichtungen konzentrieren sich Psychiater / Psychiaterinnen ausschließlich auf psychische und neurologische Erkrankungen. Während beispielsweise Neurologen primär organische Störungen des Nervensystems behandeln, liegt der Schwerpunkt der Psychiater / Psychiaterinnen auf der Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche und auf der Behandlung von Störungen, die nicht allein auf physische Ursachen zurückzuführen sind.
Welche Krankheiten behandeln Psychiater / Psychiaterinnen?
Jährlich sind - laut einer Auswertung des DGPPN (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde) etwa 27,8 % der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland von psychischen Erkrankungen betroffen, was rund 17,8 Millionen Menschen entspricht. Zu den häufigsten Erkrankungen gehören Angststörungen, affektive Störungen wie Depressionen und Störungen durch Substanzkonsum.
Die psychische Gesundheit in Deutschland hat sich in den letzten Jahren verschlechtert. Die Prävalenz von depressiven Symptomen hat sich seit 2019 nahezu verdoppelt, und auch die Angstsymptome haben signifikant zugenommen. Ein Rückgang in der subjektiven Bewertung der psychischen Gesundheit und eine steigende Zahl von Suiziden unterstreichen diese negative Entwicklung.
Häufige Krankheitsbilder
- Depressionen: Lang anhaltende Niedergeschlagenheit und Verlust des Interesses an Aktivitäten, die früher Freude bereitet haben.
- Angststörungen: Übermäßige und anhaltende Angst oder Sorge, die das tägliche Leben beeinträchtigen.
- Bipolare Störungen: Starke Stimmungsschwankungen zwischen depressiven und manischen Episoden.
- Schizophrenie: Chronische psychische Erkrankung, die durch Wahnvorstellungen, Halluzinationen und gestörtes Denken gekennzeichnet ist.
- Zwangsstörungen (OCD): Unkontrollierbare, wiederkehrende Gedanken (Zwangsgedanken) und Verhaltensweisen (Zwangshandlungen).
- Essstörungen: Abnormales Essverhalten, das die Gesundheit gefährdet, wie Anorexia nervosa, Bulimie oder Binge-Eating-Störung.
- Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Anhaltende Angst und Flashbacks nach einem traumatischen Ereignis.
- Suchterkrankungen: Abhängigkeit von Substanzen wie Alkohol, Drogen oder auch Verhaltenssüchten wie Spielsucht.
- Persönlichkeitsstörungen: Langfristige Verhaltensmuster, die von gesellschaftlichen Normen abweichen und Beziehungen sowie das tägliche Leben beeinträchtigen.
- Demenz: Kognitive Beeinträchtigung, die vor allem ältere Menschen betrifft und das Gedächtnis, das Denken und die Orientierung beeinträchtigt.
Psychiatrie ist einer der größten medizinischen Fachbereiche
Die Psychiatrie ist ein bedeutender und großer medizinischer Fachbereich. Bis Ende 2023 waren insgesamt 19.512 Fachärzte und Fachärztinnen in den verschiedenen Teildisziplinen der Psychiatrie tätig. Die Verteilung innerhalb dies Schwerpunktes zeigt sich wie folgt:
- Psychiatrie und Psychotherapie: 11.607 Fachärzte und Fachärztinnen
- Psychosomatische Medizin: 3.767 Fachärzte und Fachärztinnen
- Kinder- und Jugendpsychiatrie: 2.634 Fachärzte und Fachärztinnen
- Nervenheilkunde: 1.504 Fachärzte und Fachärztinnen
Wo sind Psychiater / Psychiaterinnen hauptsächlich tätig?
Psychiater und Psychiaterinnen sind in der stationären Medizin besonders wichtig bei der Behandlung komplexer psychischer Erkrankungen, die intensive und oft multidisziplinäre Betreuung erfordern. In der ambulanten Medizin übernehmen sie die langfristige Betreuung und Therapieanpassung bei Patienten mit chronischen psychischen Störungen. Die Kombination aus stationärer und ambulanter Tätigkeit ermöglicht es, sowohl akute Fälle als auch langfristige Krankheitsverläufe effektiv zu behandeln.
Wichtige Arbeitsbereich sind:
- Kliniken und Krankenhäuser
- Ambulante Praxen
- Tageskliniken
- Forschung und Lehre
- Öffentliche Einrichtungen und Verwaltung
Die Verteilung der Fachärzte und Fachärztinnen in der Psychiatrie und Psychotherapie zeigt die Bedeutung sowohl der ambulanten als auch der stationären Versorgung. 52,8 % der Fachkräfte arbeiten im ambulanten Bereich, was die Relevanz der kontinuierlichen Betreuung, insbesondere bei chronischen psychischen Erkrankungen, verdeutlicht. 47,2 % sind in stationären Einrichtungen tätig, was die Notwendigkeit intensiver Behandlungen bei akuten und schwerwiegenden psychischen Erkrankungen unterstreicht. Diese Verteilung macht auch deutlich, wie wichtig eine enge Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung für die umfassende Betreuung von Patienten ist.
Nachwuchsorgen in der Psychiatrie: Hoher Anteil älterer Fachkräfte
Die aktuellen Daten zur Altersstruktur in der Psychiatrie und ihren Teildisziplinen zeigen einen erheblichen Anteil älterer Fachkräfte. Es gibt eklatante Nachwuchssorgen. Von den 19.512 Fachärzten und Fachärztinnen in der Psychiatrie sind 45,2 % über 60 Jahre alt.
Im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie sind 11.607 Fachärzte und Fachärztinnen tätig, von denen 4.190, also rund 36 %, das 60. Lebensjahr überschritten haben.
In der Psychosomatischen Medizin ist der Anteil der über 60-Jährigen besonders hoch: Von 3.767 Fachkräften sind 2.440 älter als 60 Jahre, was einem Anteil von etwa 65 % entspricht.
In der Kinder- und Jugendpsychiatrie sind 2.634 Fachärzte und Fachärztinnen tätig, wobei 702 von ihnen älter als 60 Jahre sind, was etwa 27 % ausmacht.
Die hohe Zahl an Fachärzten in der Nervenheilkunde, die über 60 Jahre alt sind, lässt sich damit erklären, dass es sich überwiegend um ältere Ärzte handelt, die ihre Facharztausbildung vor der Änderung der Bezeichnungsregelung (2003) abgeschlossen haben.
Berufliche Perspektiven in der Psychiatrie für Fachärzte und Fachärztinnen
Die beruflichen Perspektiven in der Psychiatrie sind außerordentlich gut. Über 40 % aller Fachärzte und Fachärztinnen in diesem Bereich sind über 60 Jahre alt, was auf einen bevorstehenden Generationswechsel hinweist.
Die Prävalenz psychischer Erkrankungen steigt kontinuierlich an. Diese Entwicklung ist unter anderem ein Resultat der zunehmenden gesellschaftlichen Belastungen, wie hohe Arbeitsintensität, Stress und überzogene gesellschaftliche Erwartungen. Diese Faktoren tragen zu einer wachsenden Nachfrage nach psychiatrischer Versorgung bei.
Auf dem Arbeitsmarkt gibt es viele offene Stellen, insbesondere in der stationären Medizin. Dies gilt sowohl für Krankenhäuser als auch für spezialisierte Fachkliniken und Rehabilitationszentren.
Viele niedergelassene Psychiater stehen kurz vor dem Ruhestand und haben Schwierigkeiten, geeignete Nachfolger für ihre Praxen zu finden. Dies bietet hervorragende Chancen für Fachärzte und Fachärztinnen, sich in der Psychiatrie selbstständig zu machen und eine bestehende Praxis zu übernehmen.
Die Psychiatrie bietet zudem viele Spezialisierungsmöglichkeiten. Diese eröffnen vielfältige Karrierewege und verbessern die beruflichen Chancen in allen Bereichen. Zu den Spezialisierungen gehören zum Beispiel:
- Forensische Psychiatrie
- Kinder- und Jugendpsychiatrie
- Suchtmedizin
- Psychosomatische Medizin
- Gerontopsychiatrie
- Psychotraumatologie
- Schlafmedizin
- Rehabilitationspsychiatrie
- Notfallpsychiatrie
Angesichts des bevorstehenden Generationswechsels, der steigenden Prävalenz psychischer Erkrankungen und der vielfältigen Spezialisierungsmöglichkeiten, bieten sich in der Psychiatrie außergewöhnliche berufliche Chancen.
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