Facharzt-Weiterbildung Laboratoriumsmedizin

Laboratoriumsmedizin ist ein essenzieller, jedoch oft unsichtbarer Bereich in der Medizin. Labormediziner/-innen liefern wichtige Ergebnisse für Diagnosen und Therapieentscheidungen. Die Facharzt-Weiterbildung in diesem Gebiet bietet vielseitige Arbeitsmöglichkeiten, vorrangig in der ambulanten, aber auch in der stationären Medizin.

Die Illustration zeigt typische Untersuchungsbehältnisse, die von Labormediziner zur Analyse genutzt werden.

Laboratoriumsmediziner/-innen spielen eine zentrale Rolle in der medizinischen Diagnostik. Sie sind nicht in der unmittelbaren Patientenversorgung tätig, tragen aber entscheidend zur Patientenversorgung bei, indem sie präzise Daten liefern, die für Diagnosen und Therapieentscheidungen unerlässlich sind. Ihre Expertise ist entscheidend für das Verständnis und die Interpretation von Labordaten, was eine präzise Diagnose und effektive Behandlungsstrategien ermöglicht.

Dieser Blogpost konzentriert sich auf die spezifischen Arbeitsbereiche und Einsatzmöglichkeiten in der Laboratoriumsmedizin. Er beleuchtet den Weg zur Facharzt-Weiterbildung in diesem Bereich sowie die beruflichen Perspektiven für Laboratoriumsmediziner.

Arbeitsschwerpunkte der Laboratoriumsmedizin

Das Gebiet der Laboratoriumsmedizin umfasst die Beratung und Unterstützung von Fachpersonal in Vorsorge und Krankenbehandlung. Dies beinhaltet die Vorbeugung, Erkennung und Risikoabschätzung von Krankheiten, die Überwachung des Krankheitsverlaufs und die Bewertung von therapeutischen Maßnahmen. 

Laboratoriumsmediziner/-innen wenden ein breites Spektrum von Untersuchungsverfahren an. Dazu gehören morphologische, chemische, physikalische, immunologische, biochemische, immunchemische, molekularbiologische und mikrobiologische Methoden. Sie analysieren Körpersäfte und ihre Bestandteile sowie Ausscheidungs- und Sekretionsprodukte. Zudem führen sie Funktionstests durch und erstellen ärztliche Befunde.

Die Einsatzbereiche von Laboratoriumsmedizinern sind vielfältig und umfassen unter anderem:

  1. Klinische Chemie: Analyse von Blut- und Urinproben zur Bestimmung von Stoffwechselprodukten, Hormonen und Enzymen.
  2. Hämatologie: Untersuchung des Blutes und seiner Bestandteile, wie Blutzellen und Gerinnungsfaktoren.
  3. Mikrobiologie: Identifizierung von bakteriellen, viralen oder parasitären Infektionen durch Kultivierung und molekulare Methoden.
  4. Transfusionsmedizin: Sicherstellung der Kompatibilität von Blutprodukten für Transfusionen.
  5. Molekularbiologie und Genetik: Diagnostik genetischer Erkrankungen und Untersuchung von Veränderungen auf molekularer Ebene.
  6. Toxikologie: Nachweis und Analyse von Giftstoffen und Medikamenten im Körper.
  7. Serologie: Bestimmung von Antikörpern und Antigenen im Blut, wichtig für die Diagnostik von Infektionen und Autoimmunerkrankungen.

Abgrenzung  Laboratoriumsmedizin und Mikrobiologie, Virologie, Infektionsepidemiologie

Laboratoriumsmedizin, Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie teilen das gemeinsame Ziel, Krankheiten zu diagnostizieren, zu überwachen und zu behandeln. Sie nutzen Labortests und -analysen, um Daten zu gewinnen, die für die medizinische Diagnostik und Therapie entscheidend sind. 

Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie bilden einen eigenen medizinischen Fachbereich, der sich hauptsächlich auf Infektionskrankheiten konzentriert. Die medizinische Mikrobiologie befasst sich mit der Identifizierung von Bakterien, Viren, Pilzen und Parasiten und thematisiert Antibiotikaresistenzen sowie antimikrobielle Therapien. Die Virologie fokussiert sich auf die Erforschung von Viren und deren Krankheitsmechanismen. Die Infektionsepidemiologie analysiert die Verbreitung und Kontrolle von Infektionskrankheiten in der Bevölkerung.

Beide Bereiche nutzen Labordaten, um Krankheiten zu erkennen und zu behandeln. Dabei gibt es eine starke Überlappung und Zusammenarbeit, vor allem bei Infektionskrankheiten. Während die Laboratoriumsmedizin ein breites Spektrum an Tests und Analysen bietet, fokussieren sich Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie auf spezifische Aspekte von Infektionskrankheiten, um tiefergehende Einblicke in spezifische Krankheitserreger und Infektionsmuster zu gewinnen.

Ärztestatistik Laboratoriumsmedizin

Die Laboratoriumsmedizin ist ein kleiner und sehr spezialisierter Bereich in der Medizin. Ende 2022 waren in Deutschland laut Bundesärztestatistik 1.118 Fachärzte und Fachärztinnen in der Laboratoriumsmedizin ärztlich tätig. Von diesen arbeiteten 803 ambulant in Laboren. Stationär in Krankenhäusern oder anderen medizinischen Einrichtungen waren 315 Fachkräfte tätig, was 28,2 % entspricht.

Der Frauenanteil unter den Fachärzten und Fachärztinnen in der Laboratoriumsmedizin liegt bei rund 42 %. Bei den 52 neu anerkannten Facharztbezeichnungen in der Laboratoriumsmedizin im Jahr 2022 waren 52 % Frauen.

Facharzt-Weiterbildung Laboratoriumsmedizin: Dauer und Struktur

Die Weiterbildungszeit zum Facharzt für Laboratoriumsmedizin beträgt insgesamt 60 Monate. Diese Zeit muss bei einem Weiterbildungsbefugten an einer anerkannten Weiterbildungsstätte absolviert werden. Wechsel des Arbeitgebers sind während der Fachweiterbildung durchaus üblich.

Die Weiterbildung (hier exemplarisch die Weiterbildungsverordnung der Bayerischen Landesärztekammer) ist wie folgt strukturiert:

  • 12 Monate in der stationären Patientenversorgung im Bereich der Inneren Medizin und/oder Kinder- und Jugendmedizin.
  • 6 Monate in einem mikrobiologischen Labor.
  • 6 Monate in einem infektionsserologischen Labor.
  • 6 Monate in einem immunhämatologischen Labor.
  • Bis zu 12 Monate können in den Bereichen Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie angerechnet werden.
  • Bis zu 6 Monate können im Bereich der Transfusionsmedizin angerechnet werden.

Weiterbildungsinhalte in der Facharztkompetenz Laboratoriumsmedizin

In der Facharzt-Weiterbildung für Laboratoriumsmedizin sind neben den grundlegenden Anforderungen spezifische Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten erforderlich. Die Weiterbildungsinhalte sind nach der Weiterbildungsverordnung der Landesärztekammer Bayern wie folgt:

Erwerb von Kennt­­nis­­sen, Erfah­run­­gen und Fertig­kei­ten in

  • den Grund­sät­zen eines Labor- und Quali­täts­ma­na­ge­ments einschließ­lich der Beach­tung und Mini­mie­rung von Einfluss­grö­ßen, Stör­fak­to­ren und der Stan­dar­di­sie­rung der Unter­su­chungs­ver­fah­ren
  • der Auswahl, Anwen­dung, Beur­tei­lung und Befun­dung morpho­lo­gischer, physi­ka­li­scher, klinisch-chemi­scher, bioche­mi­scher, immun­che­mi­scher und mikro­bio­lo­gi­scher Unter­su­chungs­ver­fah­ren von Körper­säf­ten einschließ­lich mole­ku­lar­ge­ne­ti­scher Analy­tik zur Erken­nung und Verlaufs­kon­trolle physio­lo­gi­scher Eigen­schaf­ten und krank­haf­ter Zustände sowie Progno­seab­schät­zung und Bewer­tung thera­peu­ti­scher Maßnah­men einschließ­lich tech­ni­scher und medi­zi­ni­scher Vali­die­rung
  • der Gewin­nung und Eingangs­be­ur­tei­lung des Unter­su­chungs­ma­te­ri­als
  • der Proben­vor­be­rei­tung
  • immu­no­lo­gi­schen Routi­ne­ver­fah­ren und der Blut­grup­pen­se­ro­lo­gie
  • Grund­la­gen der Phar­ma­ko­ki­ne­tik und Phar­ma­ko­dy­na­mik einschließ­lich Drug-Moni­to­ring

Defi­­nierte Unter­­su­chungs- und Behan­d­­lungs­­­ver­­fah­ren:

  • Mikro­sko­pier- und Färbe­ver­fah­ren
  • Bestim­mung und Bewer­tung von
    • Enzy­men und Substra­ten
    • Plas­ma­pro­te­i­nen und Tumor­mar­kern
    • Spuren­ele­men­ten, toxi­schen Substan­zen und Vitami­nen
    • harn­pflich­ti­gen morpho­lo­gi­schen Bestand­tei­len und Substan­zen
    • Entzün­dungs­pa­ra­me­tern
    • Entzün­dungs­me­di­a­to­ren, Anti­ge­nen, Anti­kör­pern und Auto­an­ti­kör­pern
    • Para­me­tern der Infek­ti­ons­se­ro­lo­gie
    • Bestim­mung und Bewer­tung von Para­me­tern des
    • Fett-, Kohlen­hy­drat- und Prote­in­stoff­wech­sels
    • Hormon- und Knochen­stoff­wech­sels
    • Wasser-, Elek­tro­lyt- und Mine­ral­haus­hal­tes
    • Säure-Basen-Haus­hal­tes
    • Liquors, Urins und Punk­tats
  • Bestim­mung und Bewer­tung von Para­me­tern der häma­to­lo­gi­schen, immun­hä­ma­to­lo­gi­schen, immu­no­lo­gi­schen und hämo­sta­seo­lo­gi­schen Analy­tik
  • bakte­ri­o­lo­gi­sche und viro­lo­gi­sche Unter­su­chung einschließ­lich Keim­dif­fe­ren­zie­rung und Resis­tenz­tes­tung, z. B. aus Blut, Sputum, Eiter, Urin, Gewebe, Abstri­chen
  • Drug-Moni­to­ring, Drogen­s­cree­ning
  • mole­ku­lar­ge­ne­ti­sche Analy­tik
  • Radioim­mu­no­as­say

Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Spezialisierung in der Laboratoriumsmedizin

Die Laboratoriumsmedizin bildet eine Schnittstelle zu zahlreichen medizinischen Fachbereichen und wesentlich zur Diagnostik und Therapie bei.

Zusammenarbeit mit wichtigen medizinischen Fachbereichen:

  • Innere Medizin: Laboratoriumsmedizin unterstützt bei der Diagnose und Therapieüberwachung von Erkrankungen wie Diabetes, Herzkreislauferkrankungen oder Stoffwechselstörungen.
  • Onkologie: Bereitstellung von Labordaten für die Diagnose und Überwachung von Krebserkrankungen, einschließlich Tumormarker-Tests.
  • Infektiologie: Zusammenarbeit bei der Identifizierung von Infektionserregern und der Entwicklung von Behandlungsstrategien.
  • Pädiatrie: Unterstützung bei der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen im Kindesalter durch spezialisierte Labortests.
  • Transfusionsmedizin: Gewährleistung der Sicherheit und Kompatibilität von Blutprodukten.

Die Laboratoriumsmedizin bietet durch weitere Spezialisierungen und eine enge Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Disziplinen einen mittelbaren Beitrag zur Patientenversorgung.

Weitergehende Spezialisierung in der Laboratoriumsmedizin:

  • Klinische Chemie: Fokus auf die Analyse chemischer Bestandteile in Körperflüssigkeiten.
  • Mikrobiologie und Virologie: Spezialisierung auf die Identifizierung und Charakterisierung von Infektionserregern.
  • Hämatologie: Konzentration auf Blutkrankheiten und Blutbestandteile.
  • Molekulare Diagnostik: Einsatz genetischer und molekularbiologischer Methoden zur Diagnose und Therapieüberwachung.
  • Toxikologie: Analyse und Bewertung von Giftstoffen und Medikamenten im menschlichen Körper.
  • Immunologie: Fokus auf die Funktionsweise des Immunsystems und immunologische Erkrankungen.

Gehalt während der Facharzt-Weiterbildung Laboratoriumsmedizin

Die Weiterbildung zum Facharzt für Laboratoriumsmedizin wird in der Regel in Krankenhäusern und Kliniken durchgeführt, die an Tarifverträge gebunden sind. In Laboren und anderen ambulanten Einrichtungen werden die Gehälter individuell bestimmt.

Das Gehalt von Assistenzärzten in der Laboratoriumsmedizin steigt mit zunehmender Berufserfahrung. Nicht im Basisgehalt enthalten sind zusätzliche Einkünfte für Dienste und Bereitschaft. Die nachfolgenden Angaben beziehen sich auf den Tarifvertrag für Ärzte an kommunalen Krankenhäusern (TV-Ärzte/VKA), der bis Juni 2024 gültig ist.

Entgelttabelle bis 31. März 2024:

  • 1 Jahr: 5.084,92 €
  • 2 Jahre: 5.373,18 €
  • 3 Jahre: 5.579,03 €
  • 4 Jahre: 5.935,85 €
  • 5 Jahre: 6.361,32 €
  • 6 Jahre: 6.536,32 €

Entgelttabelle vom 1. April 2024 bis 30. Juni 2024:

  • 1 Jahr: 5.588,11 €
  • 2 Jahre: 5.588,11 €
  • 3 Jahre: 5.802,19 €
  • 4 Jahre: 6.173,28 €
  • 5 Jahre: 6.615,77 €
  • 6 Jahre: 6.797,77 €

Berufliche Perspektiven

Fachärzte für Laboratoriumsmedizin haben eine zentrale Rolle in der medizinischen Diagnostik und unterstützen bei der Behandlung vielfältiger Erkrankungen. Ihr Beitrag geht über die Diagnosestellung hinaus und erstreckt sich auf die Beratung von Kollegen in Prävention, Risikoabschätzung und Krankheitsverlauf.

In der Laboratoriumsmedizin sind die Arbeitsmöglichkeiten vielfältig. Fachärzte arbeiten in Kliniklaboren oder Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und vorwiegend in spezialisierten Laborunternehmen. Für angehende Fachärzte für Laboratoriumsmedizin sind naturwissenschaftliche Interessen und technisches Verständnis wichtig. Die Aufgaben reichen von der Weiterentwicklung von Untersuchungsverfahren bis hin zur Qualitätssicherung im Labor. Gut planbare Arbeitszeiten und ein späterer Arbeitsbeginn sind weitere Vorteile dieser Fachrichtung.

Der Fachkräftemangel in der Laboratoriumsmedizin bietet Absolventen gute Karriereperspektiven und die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Arbeitsumgebungen zu wählen. Dies macht die Laboratoriumsmedizin zu einem attraktiven und zukunftssicheren Fachbereich.


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