Facharztweiterbildung Gastroenterologie: Weiterbildungsinhalte und berufliche Perspektiven
Die Gastroenterologie ist ein wichtiges Teilgebiet der Inneren Medizin und befasst sich hauptsächlich mit der Diagnose, Therapie und Prävention von Magen-Darm-Erkrankungen, der Bauchspeicheldrüse, Galle und Leber sowie des Verdauungstraktes. Die Gastroenterologie bietet vielseitige Karrierechancen, von leitenden Positionen in Krankenhäusern und Kliniken bis hin zum niedergelassenen Bereich, in dem in den nächsten Jahren viele Nachfolgeregelungen anstehen.
Die Gastroenterologie ist eine Subdisziplin der Inneren Medizin. Der Arbeitsschwerpunkt liegt auf Erkrankungen des Verdauungssystems, einschließlich Magen, Darm, Leber und Bauchspeicheldrüse.
Tätigkeitsschwerpunkte Gastroenterologie
Die wichtigste Methodik zur Diagnostik und Behandlung in der Gastroenterologie sind neben Sonographie (Ultraschall) und der Radiologie vor allem endoskopische Verfahren. Die Endoskopie kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie “von innen beobachten”. Sie ist aber nicht nur eine Diagnosemethodik, sondern mittels Endoskopie können auch kleinere Eingriffe vorgenommen werden.
Wichtige endoskopische Verfahren sind
- Magenspiegelung (Gastroskopie)
- Darmspiegelung (Koloskopie)
Auch die Betreuung und Behandlung von Tumorpatienten ist ein Arbeitsschwerpunkt. Dabei arbeiten Gastroenterologen eng und interdisziplinär mit Fachärzten und Fachärztinnen der Hämatologie und Onkologie, sowie der Chirurgie, Strahlentherapie und Nuklearmedizin zusammen.
Krankheitsbilder in der Gastroenterologie
- Speiseröhre-, Magen-, Darm-, Leber-, Gallenerkrankungen
- Bauchspeicheldrüsenerkrankungen
- Unverträglichkeiten
- Chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie z. B. Morbus Crohn
- Tumorerkrankungen des Verdauungstraktes
- Reizdarmsyndrom
- Behandlung bzw. Entfernung von Darmpolypen
- Diagnostik, Behandlung von Hämorrhoiden
- Behandlung einer Stuhlinkontinenz
- Diagnostik und Therapie von gastrointestinalen Infektionen
Ärztestatistik
Ende 2022 waren laut Ärztestatistik der Bundesärztekammer in Deutschland 4.253 Fachärzte und Fachärztinnen für Gastroenterologie ärztlich tätig, entweder stationär in Krankenhäusern oder ambulant in Praxen und Medizinischen Versorgungszentren.
Diese verteilen sich auf die Facharztbezeichnungen:
- Innere Medizin und Gastroenterologie (1.798)
- Innere Medizin und Schwerpunkt Gastroenterologie (331)
- Schwerpunkt Gastroenterologie (2.079)
- Teilgebietsbezeichnung Gastroenterologie (46)
Der Fokus der zukünftigen Facharztweiterbildung liegt auf der Facharztbezeichnung Innerer Medizin und Gastroenterologie. Die älteren Facharztbezeichnungen werden sukzessive auslaufen und nur noch beschränkt zur Weiterbildung angeboten. Für Fachärzte und Fachärztinnen der Inneren Medizin besteht jedoch auch weiter die Option, nach Abschluss der Facharztausbildung die Schwerpunktkompetenz in der Gastroenterologie zu erwerben. Die Weiterbildung in der Schwerpunktkompetenz Gastroenterologie dauert 3 Jahre.
Etwa 60% der Gastroenterologen sind ambulant tätig. Im Fachbereich Gastroenterologie sind Frauen mit einem Anteil von 16% unterrepräsentiert, jedoch ist ein Anstieg zu erwarten. Im Jahr 2022 lag der Frauenanteil bei neu anerkannten Facharztbezeichnungen in diesem Bereich bei fast 40 Prozent.
Dauer und Struktur der Facharztweiterbildung Gastroenterologie
Die Fachweiterbildung Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Gastroenterologie dauert 72 Monate, also 6 Jahre. Die ersten 36 Monate sind als Basisweiterbildung in der Inneren Medizin zu absolvieren. Die weiteren 36 Monate müssen im Fachbereich Gastroenterologie absolviert werden.
Teile der Facharztweiterbildung können auch in der ambulanten Versorgung abgeleistet werden (bis zu 18 Monate). Ein wichtiger Bestandteil der Fachweiterbildung Gastroenterologie ist auch die Tätigkeit in der internistischen Intensivmedizin (6 Monate sind obligatorisch).
Facharztausbildung Gastroenterologie
In der Fachweiterbildung für Innere Medizin und Gastroenterologie werden umfassende Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten vermittelt, die für die Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen des Verdauungssystems erforderlich sind.
Dazu zählen der Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten in
- den Inhalten der Basisweiterbildung
- der Erkennung und Behandlung der Krankheiten der Verdauungsorgane einschließlich Leber und Pankreas sowie der facharztbezogenen Infektionskrankheiten, z. B. Virushepatitis, bakterielle Infektionen des Intestinaltraktes
- der Endoskopie einschließlich interventioneller Verfahren
- der Ernährungsberatung und Diätetik bei Erkrankungen der Verdauungsorgane einschließlich enteraler und parenteraler Ernährung
- der Facharztkompetenz bezogenen Zusatz-Weiterbildung Medikamentöse Tumortherapie als integraler Bestandteil der Weiterbildung
- der Indikationsstellung, Durchführung und Überwachung der zytostatischen, immunmodulatorischen, antihormonellen sowie supportiven Therapie bei soliden Tumorerkrankungen des Schwerpunkts einschließlich der Beherrschung auftretender Komplikationen
- der Mitwirkung bei interdisziplinären interventionellen Verfahren, z. B. radiologische und kombiniert radiologisch-endoskopische Verfahren wie transjuguläre Leberpunktion, transjugulärer portosystemischer Shunt (TIPSS), perkutane transhepatische Cholangiographie (PTC) und Drainage (PTD), PTD im Rendez-vouz-Verfahren mit ERCP und bei endosonographischen Untersuchungen des Verdauungstraktes
- der interdisziplinären Indikationsstellung zu chirurgischen, strahlentherapeutischen und nuklearmedizinischen Behandlungsverfahren
- der Erkennung und konservativen Behandlung proktologischer Erkrankungen und der Indikationsstellung zur weiterführenden Behandlung
- der intensivmedizinischen Basisversorgung
Weitere Spezialisierungen nach der Facharztausbildung
Nach Abschluss der Fachweiterbildung in Gastroenterologie stehen verschiedene Möglichkeiten für weitere Spezialisierungen zur Verfügung. Diese Weiterbildungen erweitern die fachliche Expertise und bieten ein breites Spektrum an beruflichen Möglichkeiten innerhalb der Gastroenterologie.
Besonders relevant für das Fachgebiet Gastroenterologie sind die folgenden Weiterbildungen:
Ernährungsmedizin
Fokussiert auf die Diagnose und Behandlung ernährungsbedingter Erkrankungen, die oft den Gastrointestinaltrakt betreffen.
Hämostaseologie
Spezialisiert auf die Diagnostik und Therapie von Blutgerinnungsstörungen, die gastroenterologische Eingriffe beeinflussen können.
Klinische Akut- und Notfallmedizin
Bereitet auf die Behandlung akuter Erkrankungen und Notfälle im Bereich der Gastroenterologie und der allgemeinen internistischen Medizin vor.
Palliativmedizin
Spezialisiert auf die symptomatische Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenen, lebensbedrohlichen Erkrankungen im Gastrointestinaltrakt.
Proktologie
Konzentriert sich auf Erkrankungen des Enddarms, ein Bereich, der eng mit der Gastroenterologie verknüpft ist.
Spezielle Schmerztherapie
Für die Behandlung von Schmerzzuständen, die durch gastroenterologische Erkrankungen ausgelöst werden können.
Transplantationsmedizin
Befasst sich mit der Transplantation von Leber und Bauchspeicheldrüse, Organen, die zum Fachgebiet der Gastroenterologie gehören.
Berufliche Perspektiven in der Gastroenterologie
Die Gastroenterologie verbindet als Fachgebiet eine breite konservative internistische Medizin mit der diagnostischen und interventionellen therapeutischen Endoskopie. Die internistische Praxis mit gastroenterologischen Schwerpunkt oder die ambulante Endoskopie und die Gastroenterologie mit Subspezialisierung in einer Klinik sind nur einige Beispiele für das breite Tätigkeitsfeld.
Tätigkeit in der stationären Versorgung
Nach der Facharztprüfung bestehen beste Karrierechancen in der stationären Medizin. Bereits nach kurzer Zeit besteht die Möglichkeit, im Rahmen eine Oberarzttätigkeit mit mehr Verantwortung zu übernehmen und sich weiter zu spezialisieren.
Tätigkeit in der ambulanten Versorgung
Nach Abschluss der Fachweiterbildung zum Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie steht einer Tätigkeit im ambulanten Bereich nichts mehr im Wege. Durch Übernahme einer Praxis oder durch die Besetzung einer freien Planstelle haben Fachärzt*innen für Gastroenterologie als niedergelassener Fachärzte und Fachärztinnen sehr gute Berufschancen. Da in der Inneren Medizin insgesamt rund 22,5% aller Ärzte/Ärztinnen älter als 60 Jahre sind die Chancen auf eine Übernahme eines Kassensitzes gut.
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