Umfrageergebnisse zum Bewerbungsprozess und -ablauf

Gehalt ist nicht das wichtigste Kriterium für die Arbeitsplatzwahl oder den Wechsel. Zwar nennen einige der Befragten das Einkommen als entscheidenden Faktor, doch auch Arbeitsklima, organisatorische Flexibilität und familienfreundliche Angebote haben eine große Bedeutung. Monetäre Anreize allein genügen nicht für einen Jobwechsel; es sind die "weichen" Aspekte, die maßgeblich beeinflussen.

Ein Krankenschwester wird interviewst.

Der Personalmarkt im Gesundheitswesen befindet sich im Wandel. Technologischer Fortschritt, sich ändernde Erwartungen der Bewerber und Bewerberinnen sowie der allgemeine Mangel an qualifiziertem Fachpersonal bringen neue Herausforderungen mit sich. 

Inmitten dieser Dynamik kann die Qualität des Bewerbungsprozesses über den Erfolg oder Misserfolg bei der Anstellung qualifizierter Bewerber entscheiden. Unsere Umfrage aus dem Jahr 2020 gibt Einblicke in die Ansichten und Erwartungen der Bewerber im Gesundheitswesen und betont die Bedeutung eines sorgfältig durchdachten und bewerberfreundlichen Auswahlprozesses.

Typische Fehler im Bewerbungsprozess

Im intensiven Wettbewerb um die besten Fachkräfte im Gesundheitswesen sind gut strukturierte und organisierte Bewerbungsprozesse entscheidend. Oftmals führen nicht mangelndes Engagement oder Aufmerksamkeit zu Fehlern, sondern schlicht die Hektik des Alltags.

Einige typische Fehler im Bewerbungs- und Einstellungsprozess:

Unklare Stellenbeschreibungen

Wenn die Anforderungen und Aufgaben einer Stelle nicht klar definiert sind, kann dies Bewerberinnen und Bewerber verwirren oder abschrecken.

Lange Antwortzeiten

Ein verzögerter Bewerbungsprozess oder späte Rückmeldungen können Bewerberinnen und Bewerber frustrieren und ein Zeichen für mangelnde Wertschätzung sein.

Fehlende Kommunikation 

Das Fehlen von Zwischenmeldungen oder das völlige Ausbleiben von Rückmeldungen nach dem Bewerbungsgespräch ist ein häufiger Kritikpunkt.

Unvorbereitete Interviewer

Wenn Interviewerinnen und Interviewer nicht mit dem Lebenslauf des Bewerbers vertraut sind oder unklare Fragen stellen, kann dies unprofessionell wirken.

Technische Probleme

Ein nicht funktionierendes Online-Bewerbungsformular oder technische Probleme während eines Video-Interviews können den Bewerbungsprozess beeinträchtigen.

Mangelnde Transparenz im Auswahlprozess

Wenn Bewerberinnen und Bewerber nicht wissen, welche Schritte im Bewerbungsprozess folgen oder wie Entscheidungen getroffen werden, kann dies zu Unsicherheit führen.

Fehlende Feedback-Kultur 

Kein konstruktives Feedback nach einem Bewerbungsgespräch zu geben, verpasst die Chance, Bewerberinnen und Bewerbern eine Lernmöglichkeit zu bieten und Wertschätzung zu zeigen.

Konsequenzen schlecht organisierter Bewerbungsprozesse

Im Gesundheitswesen herrscht eine verkehrte Welt: Aufgrund des Fachkräftemangels müssen sich Arbeitgeber um qualifizierte Bewerber und Bewerberinnen "bewerben", und nicht umgekehrt. Medizinische Fachkräfte haben eine Vielzahl von Alternativen. Fehler im Bewerbungsprozess sind in diesem Kontext besonders gravierend. In einer vernetzten Arbeitswelt, in der Erfahrungen und Meinungen rasend schnell ausgetauscht werden, können sich Unternehmen kaum Fehler im Bewerbungsprozess leisten.

Die möglichen Folgen solcher organisatorischer Schwächen sind vielfältig und können weitreichende Auswirkungen auf ein Unternehmen haben:

  • Verlust qualifizierter Bewerber: Ein ineffizienter oder komplizierter Bewerbungsprozess kann qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber abschrecken und sie dazu bringen, andere Arbeitsangebote anzunehmen.
  • Höhere Kosten: Fehler können dazu führen, dass Stellen mehrfach ausgeschrieben werden müssen. Zudem kann eine verlängerte Vakanzzeit finanzielle Auswirkungen haben, da es länger dauert, bis die Stelle wieder produktiv besetzt ist.
  • Schlechtes Image: Ein unprofessioneller Bewerbungsprozess kann den Ruf des Unternehmens schädigen und seine Arbeitgebermarke beeinträchtigen. Ein negativer Ruf kann es für das Unternehmen schwieriger machen, in Zukunft erstklassige Talente anzuziehen.
  • Auswirkungen auf die Personalbindung: Unbesetzte Stellen können zu einer höheren Arbeitsbelastung für das bestehende Personal führen. Diese zusätzliche Belastung kann zu Unzufriedenheit, erhöhtem Stress und letztlich zu einem höheren Personalwechsel führen.

Es ist daher unerlässlich, dass Unternehmen den Bewerbungsprozess regelmäßig überprüfen und gegebenenfalls optimieren.

Teilnehmer der Befragung 

Um ein tiefes Verständnis für die Herausforderungen und Sichtweisen der Arbeitssuchenden im Gesundheitswesen zu erhalten, haben wir eine Online-Befragung im Jahr 2020 durchgeführt. 

Die Teilnehmer setzten sich wie folgt zusammen:

  • Gesamtzahl der Teilnehmer: 656
  • Berufliche Verteilung:
    • Ärztlicher Dienst: 30%
    • Pflege: 40%
  • Tätigkeitsbereiche:
    • Krankenhäuser: Über 60%
    • Fachkliniken: 20%

Auch wenn dieses Befragungs-Sample nicht repräsentativ im engeren Sinne ist, bietet es dennoch einen guten Überblick über die Gesamtsituation im Gesundheitswesen.

Ergebnisse der Umfrage: Wo es oft hakt im Bewerbungsprozess

Die Umfrageergebnisse liefern interessante Einblicke in die Erfahrungen und Wahrnehmungen von Bewerberinnen und Bewerbern im Gesundheitswesen während des Bewerbungsprozesses.

Im Gesundheitswesen wird intensiv um Fachpersonal geworben. 25% der Befragten werden wöchentlich von Personalvermittlern kontaktiert, insbesondere im ärztlichen Dienst.

75% erhalten mindestens 2-3 Anfragen jährlich von Agenturen, und 50% werden regelmäßig von Kollegen oder aus dem Privatumfeld angesprochen.

Im Folgenden präsentieren wir die zentralen Erkenntnisse der Befragung, die uns einen Überblick darüber geben, welche Aspekte von den Bewerberinnen und Bewerbern als besonders problematisch oder verbesserungswürdig empfunden werden:

  • Über 30 % geben an, dass der digitale Bewerbungsprozess zu aufwendig und kompliziert ist.
  • Etwa 30 % bemängeln, dass zeitliche Absprachen nicht eingehalten werden.
  • Rund 15 % der Teilnehmer merken an, dass sachliche Absprachen nicht eingehalten werden.
  • 30 % geben an, dass sie zuerst gerne den direkten persönlichen Kontakt bevorzugen, und sich dann erst bewerben wollen.
  • 15 % geben an, dass Arbeitgeber sich überhaupt nicht oder nur unzureichend vorbereitet haben für das Bewerbungsgespräch.
  • 25 % bemängeln, dass Stellenanzeigen unübersichtlich und unklar formuliert sind und viele Fragen offen lassen.
  • 25 % führen an, dass die Zeit vom Bewerbungseingang bis zur Antwort zu lang ist.
  • 20 % geben an, dass die Ansprechpartner entweder nicht erreichbar waren und gar nicht oder zu spät antworten.

Arbeitsplatzwahl: Was für Bewerber entscheidend ist

Zwar nennen 35 % der Befragten das Einkommen als entscheidenden Faktor, doch das Arbeitsklima (50 %), organisatorische Flexibilität (45 %) und familienfreundliche Angebote (55 %) gewinnen deutlich an Bedeutung. Monetäre Anreize allein genügen nicht für einen Jobwechsel; es sind die "weichen" Aspekte, die maßgeblich beeinflussen.

Wenn es um Fort- und Weiterbildung geht, zeigen sich Unterschiede zwischen den Berufsgruppen: Ärztinnen und Ärzte betonen die Bedeutung von Fachweiterbildungen (80 %) und verbinden dies stark mit interessanten Aufgaben (55 %) und dem Ruf des Arbeitgebers oder der Abteilung (50 %). Für Pflegekräfte und medizinische Fachangestellte sind Weiterbildungen weniger zentral (40 %), während für sie das Arbeitsklima (65 %), Flexibilität (60 %) und gute Verkehrsanbindungen (45 %) von besonderer Bedeutung sind.

Digitale Bewerbungswege: Chancen und Hürden

Die Digitalisierung im Bewerbungsbereich wird größtenteils positiv aufgenommen. Ein Großteil der Befragten (80 %) sucht ausschließlich online nach Stellenangeboten und nutzt dafür Suchmaschinen sowie Jobportale. Doch das Bedürfnis nach einem persönlichen Kontakt bleibt bestehen:

  • 37 % kommen gut mit dem digitalen Bewerbungsprozess zurecht. 
  • 32 % empfinden diesen Prozess jedoch als kompliziert und aufwendig. 
  • Für 35 % steht der persönliche Kontakt an erster Stelle, bevor sie sich bewerben. E
  • in kleinerer Anteil (7 %) möchte sich grundsätzlich nicht online bewerben.

Fazit

Arbeitgeber sollten im digitalen Bewerbungsprozess Fehler vermeiden. Während Bewerberinnen und Bewerber im aktuellen Gesundheitsmarkt aufgrund zahlreicher Stellenangebote flexibel sind, können Fehler seitens der Arbeitgeber qualifizierte Kandidatinnen und Kandidaten abschrecken und die Erfolgschancen einer Stellenbesetzung mindern.

In Zeiten des Wandels und der Digitalisierung ist der Bewerbungsprozess im Gesundheitswesen entscheidender denn je. Die Umfrageergebnisse und Erfahrungen der Bewerberinnen und Bewerber unterstreichen, dass es nicht nur darum geht, Fehler zu vermeiden, sondern den Prozess kontinuierlich zu optimieren, um sowohl den Bewerberinnen und Bewerbern als auch den Arbeitgebern gerecht zu werden. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf technologischen Fortschritten, sondern ebenso auf menschlichen Aspekten und dem Bedürfnis nach persönlichem Kontakt und Wertschätzung. 

Ein transparenter, effizienter und bewerberfreundlicher Auswahlprozess kann Unternehmen im Gesundheitswesen dabei unterstützen, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und die besten Talente für sich zu gewinnen. Das Potential liegt in der gelungenen Kombination von digitalen Möglichkeiten und persönlicher Nähe – eine Investition, die sich langfristig auszahlt und den Weg in eine erfolgreiche Zukunft ebnet.


Letzte Aktualisierung
06.08.2023
Autor/Autorin
valmedi Redaktion
Bildgestaltung
Ilona Burgarth

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