Kinderarzt / Kinderärztin: Tätigkeitsschwerpunkte und Einsatzbereiche

Die Kinder- und Jugendmedizin ist ein bedeutender medizinischer Fachbereich mit einem Schwerpunkt in der ambulanten Versorgung. Der Fokus liegt auf der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Angesichts der Tatsache, dass etwa 30 % aller Kinderärzte / Kinderärztinnen älter als 60 Jahre sind, stehen viele Nachfolgeregelungen an. Diese Situation macht den Fachbereich besonders attraktiv für Mediziner und Medizinerinnen, die eine zukunftssichere Karriere anstreben.

Die Illustration zeigt eine Kinderärztin, die ein Kind im Krankenbett mit einem Stethoskop abhört.

Kinderärzte / Kinderärztinnen sind zuständig für die Gesundheitsversorgung von Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen. Sie gewährleisten nicht nur die Behandlung akuter und chronischer Erkrankungen, sondern auch die Durchführung von Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen. Aufgrund ihrer Spezialisierung erkennen sie Entwicklungsstörungen frühzeitig und setzen präventive Maßnahmen um. Dies trägt entscheidend zur gesunden Entwicklung und zum Wohlbefinden der jungen Patienten / Patientinnen bei.

 Kinderarzt / Kinderärztin ist die gebräuchlichste Bezeichnung für Fachärzte / Fachärztinnen für Kinder- und Jugendmedizin. Der ältere Begriff Pädiater / Pädiaterin wird ebenfalls, aber vor allem in der Fachsprache, verwendet

Die meisten Kinderärzte / Kinderärztinnen arbeiten in ambulanten Praxen, wo sie die Grundversorgung und kontinuierliche Betreuung der Kinder sicherstellen. Viele sind auch in Krankenhäusern und spezialisierten Kliniken tätig, wo sie komplexe medizinische Fälle behandeln und interdisziplinär mit anderen Fachärzten / Fachärztinnen zusammenarbeiten.

Was ist ein Kinderarzt / eine Kinderärztin?

Ein Kinderarzt / eine Kinderärztin ist ein Facharzt / eine Fachärztin, der / die sich auf die medizinische Versorgung von Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen spezialisiert hat. Dazu gehören die Diagnose und Behandlung von akuten und chronischen Erkrankungen sowie die Durchführung von Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen. Die Kinder- und Jugendmedizin umfasst die Prävention, Erkennung und Behandlung von physischen, emotionalen und sozialen Gesundheitsproblemen in diesen Altersgruppen.

Kinderarzt / Kinderärztin und Pädiater / Pädiaterin sind synonyme Bezeichnungen. In der medizinischen Fachsprache gibt es keinen Unterschied zwischen den Bezeichnungen Kinderarzt / Kinderärztin und Pädiater / Pädiaterin. Beide Begriffe bezeichnen Fachärzte / Fachärztinnen für Kinder- und Jugendmedizin. 

Bezeichnung Kinderarzt / Kinderärztin 

Diese Bezeichnung ist im deutschen Sprachraum am gebräuchlichsten. Sie wird vor allem im allgemeinen Sprachgebrauch und in der Patientenkommunikation verwendet. 

Bezeichnung Pädiater / Pädiaterin 

Der Begriff Pädiater / Pädiaterin stammt aus dem Griechischen (país = Kind, iatros = Arzt) und ist ebenfalls korrekt. Er wird häufig im wissenschaftlichen und medizinischen Kontext verwendet, insbesondere in Fachpublikationen und unter medizinischen Fachkräften. 

Bezeichnung Facharzt / Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin

Diese Bezeichnung ist die formal korrekte Bezeichnung. Nach Abschluss der Facharztausbildung dürfen Ärzte / Ärztinnen offiziell den Titel “Facharzt für Kinder und Jugendmedizin” tragen.

Wie viele Kinderärzte / Kinderärztinnen gibt es in Deutschland?

Stand Dezember 2023 gibt es laut Statistik der Bundesärztekammer 11.789 ärztlich tätige Kinderärzte / Kinderärztinnen. Etwa 60 % von ihnen arbeiten ambulant in Praxen oder Kinder-MVZ, während 40 % in der stationären Versorgung tätig sind.

Der Frauenanteil ist im Vergleich zu anderen medizinischen Fachbereichen mit rund 70 % sehr hoch. Zum Vergleich: Der Frauenanteil in der gesamten Ärzteschaft beträgt rund 50 %. Im Jahr 2023 wurden 784 neue Facharztbezeichnungen in der Kinder- und Jugendmedizin anerkannt, der Frauenanteil lag hier bei 71 %.

Wie in vielen anderen medizinischen Fachbereichen gibt es auch in der Kinder- und Jugendmedizin Nachwuchssorgen, insbesondere in der ambulanten Praxis. Etwa 4.100 Kinderärzte / Kinderärztinnen sind älter als 60 Jahre und nähern sich dem Ruhestand.

Häufig behandelte Erkrankungen in der ambulanten Versorgung 

In der ambulanten Versorgung von Kindern und Jugendlichen durch Kinderärzte / Kinderärztinnen stehen vor allem akute und chronische Erkrankungen sowie präventive Maßnahmen im Fokus.  Die präventive Gesundheitsversorgung spielt dabei eine wesentliche Rolle, um langfristige gesundheitliche Probleme zu vermeiden und eine gesunde Entwicklung der Kinder zu fördern.

Häufige Diagnosen und Behandlungen in der ambulanten Versorgung:

Infektionen der oberen Atemwege: Dazu zählen Erkältungen, Grippe und andere virale Infektionen, die besonders häufig auftreten und oft ambulant behandelt werden​.

Akute Bronchitis und Bronchiolitis: Diese Erkrankungen der unteren Atemwege sind ebenfalls häufige Gründe für Arztbesuche bei Kindern und Jugendlichen.

Mittelohrentzündungen (Otitis media): Diese schmerzhafte Entzündung tritt besonders bei jüngeren Kindern auf und erfordert oft eine antibiotische Behandlung.

Bindehautentzündungen (Konjunktivitis): Diese Augeninfektion ist eine häufige Ursache für Konsultationen in der Kinderarztpraxis​.

Magen-Darm-Infekte: Diese umfassen akute Durchfälle und Erbrechen, die oft durch Viren verursacht werden und besonders bei jüngeren Kindern häufig sind​.

Asthma bronchiale: Chronisches Asthma wird in der ambulanten Praxis diagnostiziert und behandelt, wobei regelmäßige Kontrollen und Anpassungen der Medikation erforderlich sind​.

Sprachentwicklungsstörungen: Diese werden häufig bei Vorschulkindern diagnostiziert und behandelt, oft in Zusammenarbeit mit Logopäden​.

U-Untersuchungen: Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen (U1 bis U9) zur Überwachung der Entwicklung und frühzeitigen Erkennung von Auffälligkeiten gehören zu den Standardaufgaben in der ambulanten Versorgung​.

Impfungen: Die Durchführung von Standardimpfungen gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) ist ein zentraler Bestandteil der präventiven Gesundheitsversorgung.

Häufige Erkrankungen, die eine stationären Versorgung erfordern

In der stationären Versorgung behandeln Kinderärzte / Kinderärztinnen eine Vielzahl von schweren und komplexen Erkrankungen, die eine intensive medizinische Betreuung erfordern. Diese Erkrankungen erfordern oft eine enge Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen innerhalb des Krankenhauses, um eine umfassende und effektive Behandlung sicherzustellen​

Häufige Erkrankungen und Behandlungen in der stationären Versorgung:

Akute Atemwegserkrankungen: Zu den häufigsten stationären Behandlungsanlässen gehören schwere Infektionen der Atemwege wie Lungenentzündungen und schwere Fälle von Bronchitis oder Bronchiolitis.

Infektionskrankheiten: Kinder mit schweren Infektionskrankheiten wie Meningitis, Sepsis oder komplizierten Virusinfektionen werden oft stationär behandelt, um eine intensive Überwachung und Behandlung sicherzustellen.

Neonatologie: Frühgeborene und Neugeborene mit Komplikationen benötigen oft eine spezialisierte Betreuung in der Neonatologie. Hierzu gehören Beatmung, Reanimation und intensive Überwachung.

Chirurgische Eingriffe: Kinder mit akuten chirurgischen Problemen wie Blinddarmentzündung, Darmverschluss oder Verletzungen werden stationär operiert und betreut.

Onkologische Erkrankungen: Kinder mit Krebs wie Leukämie oder Hirntumoren erhalten in der stationären Versorgung Chemotherapien, Strahlentherapien und postoperative Betreuung.

Gastroenterologische Probleme: Schwere gastrointestinale Erkrankungen wie chronisch entzündliche Darmerkrankungen oder gastroösophagealer Reflux, der eine Operation erfordert, werden im Krankenhaus behandelt.

Herzerkrankungen: Kinder mit angeborenen oder erworbenen Herzfehlern benötigen oft spezialisierte kardiologische Eingriffe und postoperative Überwachung.

Psychiatrische und psychosomatische Störungen: Kinder und Jugendliche mit schweren psychiatrischen Erkrankungen oder psychosomatischen Störungen werden stationär aufgenommen, um eine umfassende Therapie und Betreuung zu gewährleisten.

Stoffwechselerkrankungen: Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus, die eine intensive Insulineinstellung und Überwachung erfordern, sind weitere stationäre Behandlungsanlässe.

Mehrfachbehinderungen: Kinder mit multiplen Behinderungen, die oft eine komplexe und multidisziplinäre Betreuung benötigen, werden stationär betreut, um eine optimale Versorgung sicherzustellen.

Wie wird man Kinderarzt / Kinderärztin?

Kinderärzte / Kinderärztinnen haben eine Facharztausbildung im Fachbereich für Kinder- und Jugendmedizin erfolgreich absolviert. Die Facharztausbildung ist strukturiert und folgt einem definierten Aus- und Weiterbildungsplan. 

Die vorgeschriebene Weiterbildungszeit beträgt 60 Monate und muss in einer Einrichtung absolviert werden, die eine entsprechende  Befugnis zur Weiterbildung hat. Die Weiterbildungszeit beinhaltet:

  • 6 Monate in der intensivmedizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen
  • Bis zu 12 Monate können in anderen medizinischen Gebieten zur Erweiterung der Kompetenzen absolviert werden
  • Bis zu 12 Monate können in den Schwerpunktweiterbildungen des Fachgebiets angerechnet werden
  • Bis zu 24 Monate können im ambulanten Bereich abgeleistet oder angerechnet werden

Berufliche Perspektiven in der Kinder- und Jugendmedizin

Die beruflichen Aussichten in der Kinder- und Jugendmedizin sind aufgrund der Altersstruktur in der ambulanten und stationären Versorgung sehr gut. Etwa 30% aller Kinderärzte und Kinderärztinnen sind älter als 60 Jahre.

Gehalt für Kinderärzte / Kinderärztinnen in Krankenhäusern und Kliniken

Das Gehalt von Kinderärzten / Kinderärztinnen in stationären Einrichtungen variiert je nach beruflicher Position, Art der Einrichtung sowie der Komplexität der Aufgaben und der Berufserfahrung. Die Gehälter sind durch Tarifverträge geregelt. In kommunalen Krankenhäusern richten sich die Gehälter beispielsweise nach dem Tarifvertrag für Ärzte an kommunalen Krankenhäusern (TV-Ärzte/VKA). Laut diesem Vertrag belaufen sich die Grundgehälter (bei 3 Jahren Berufserfahrung) auf etwa:

  • Assistenzärzte / -ärztinnen: ca. 5.800 EUR
  • Fachärzte / -ärztinnen: ca. 8.100 EUR
  • Oberärzte / -ärztinnen: ca. 10.000 EUR

Situation in der ambulanten Versorgung

Nach der letzten Kostenstrukturerhebung des Statistischen Bundesamtes (2021) liegt der Reingewinn im Fachbereich Kinder- und Jugendmedizin in der ambulanten Versorgung in Praxen und MVZ bei rund 271.000 EUR. Der Reingewinn ist nicht gleichzusetzen mit dem Nettoeinkommen, da hier noch Abschreibungen und Altersversorgung berücksichtigt werden müssen. Zum Vergleich: der durchschnittliche Reingewinn über alle medizinischen Fachbereiche lag bei rund 336.000 EUR. Damit liegt die Kinder- und Jugendmedizin deutlich unter dem allgemeinen Durchschnitt.

Spezialisierungsmöglichkeiten in der Kinder- und Jugendmedizin

Die Kinder- und Jugendmedizin hat eine Vielzahl von Spezialisierungen und Schwerpunktbezeichnungen. Diese Spezialisierungen ermöglichen eine umfassende und spezialisierte Versorgung von Kindern und Jugendlichen, die auf ihre spezifischen gesundheitlichen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Kinderärzte und -ärztinnen arbeiten oft interdisziplinär mit anderen Fachärzten und -ärztinnen zusammen, um eine optimale Behandlung und Betreuung sicherzustellen.

Die Zusatzqualifikationen können nach Abschluss der Facharztausbildung erworben werden. 

  • Neonatologie: Betreuung von Früh- und Neugeborenen mit gesundheitlichen Problemen.
  • Kinderkardiologie: Diagnose und Behandlung von Herzfehlern und Herzkrankheiten bei Kindern.
  • Kinder- und Jugendgastroenterologie: Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen.
  • Kinder- und Jugendneurologie: Behandlung von neurologischen Erkrankungen und Entwicklungsstörungen.
  • Kinder- und Jugendpsychiatrie: Diagnose und Therapie psychischer und psychosomatischer Störungen.
  • Sozialpädiatrie: Betreuung von Kindern mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen in einem sozialmedizinischen Kontext.
  • Kinderendokrinologie und -diabetologie: Behandlung hormoneller Störungen und Diabetes.
  • Kinderpneumologie: Diagnose und Therapie von Lungenerkrankungen und Allergien.
  • Kinderhämatologie und -onkologie: Behandlung von Blutkrankheiten und Krebserkrankungen bei Kindern.

Die Kombination aus einem breiten Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten sowie dem steigenden Bedarf an spezialisierter Kinder- und Jugendmedizin macht dieses Fachgebiet zu einer attraktiven und zukunftssicheren Karriereoption.


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