Angiologie: Tätigkeitsschwerpunkte und Einsatzbereiche

Die Angiologie ist ein kleiner, hochspezialisierter medizinischer Fachbereich mit Einsatzbereichen sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Medizin. Aufgrund des demografischen Wandels steigt die Nachfrage nach angiologischen Leistungen kontinuierlich. Die Zusammenarbeit mit Kardiologen und Gefäßchirurgen ist für eine umfassende Behandlung der Patienten unerlässlich. Die Facharztausbildung zum Facharzt / zur Fachärztin für Angiologie dauert insgesamt 72 Monate.

Angiologie: Tätigkeitsschwerpunkte und Einsatzbereiche

Die Angiologie befasst sich mit der Diagnose und Behandlung von Gefäßerkrankungen. Angiologen / Angiologinnen sind Spezialisten für Blut- und Lymphgefäße. Sie erkennen und therapieren Erkrankungen wie Arteriosklerose, Thrombosen und Veneninsuffizienz. In einer alternden Gesellschaft nimmt die Bedeutung der Angiologie stetig zu, da Gefäßerkrankungen mit dem Alter häufiger auftreten. Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist besonders wichtig mit der Kardiologie, die sich auf Herzkrankheiten konzentriert, und der Gefäßchirurgie, die operative Eingriffe an Gefäßen durchführt.

Was ist ein Angiologe / eine Angiologin?

Ein Angiologe / eine Angiologin ist ein Facharzt / eine Fachärztin, der / die sich auf die Diagnose und Behandlung von Gefäßerkrankungen spezialisiert hat. Dazu gehören Erkrankungen der Arterien, Venen und Lymphgefäße. Die Angiologie ist ein Teilgebiet der Inneren Medizin, das sich mit der Funktion und den Erkrankungen des Gefäßsystems befasst.

In Deutschland sind Ende 2022 insgesamt 796 Fachärzte und Fachärztinnen im Bereich der Angiologie ärztlich tätig. Diese verteilen sich fast gleichmäßig auf ambulante (50,9 %) und stationäre (49,1 %) Tätigkeiten. Der Frauenanteil in der Angiologie beträgt aktuell 33%. 

Wie wird man Angiologe / Angiologin?

Um Angiologe / Angiologin zu werden, ist zunächst ein abgeschlossenes Medizinstudium erforderlich. Danach folgt eine Facharztausbildung in Innerer Medizin, die in der Regel 72 Monate dauert. Diese gliedert sich wie folgt:

  • 36 Monate Basisweiterbildung in Innerer Medizin: Diese Zeit umfasst auch 6 Monate Tätigkeit in der Notfallaufnahme.
  • 36 Monate Weiterbildung in Angiologie: Davon können 6 Monate Intensivmedizin und bis zu 18 Monate im ambulanten Bereich absolviert werden.

Die Weiterbildung beinhaltet sowohl theoretische als auch praktische Aspekte der Diagnostik und Therapie von Gefäßerkrankungen und erfordert die Teilnahme an verschiedenen spezialisierten Untersuchungs- und Behandlungstechniken.

Bedeutung der Angiologie und der Erkrankungen:

Die Angiologie hat eine große Bedeutung, da Gefäßerkrankungen wie Arteriosklerose, Thrombosen und Veneninsuffizienz weit verbreitet sind und ernsthafte gesundheitliche Folgen haben können. Etwa 20 % der Bevölkerung über 65 Jahre leidet an einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK). Thrombosen treten in Deutschland jährlich bei etwa 1 bis 2 Personen pro 1.000 Einwohner auf. Die Prävalenz von chronischer venöser Insuffizienz liegt bei etwa 17 % der Erwachsenen.

Wichtige Erkrankungen, die von Angiologen / Angiologinnen behandelt werden

  • Arteriosklerose: Verengung und Verhärtung der Arterien durch Ablagerungen von Fett und anderen Substanzen. Führt zu einer verminderten Durchblutung und kann zu Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.
  • Thrombose: Bildung eines Blutgerinnsels in einer Vene oder Arterie, das den Blutfluss blockiert. Kann eine Lungenembolie verursachen, wenn das Gerinnsel in die Lunge wandert.
  • Venöse Insuffizienz: Chronische Erkrankung der Venen, bei der das Blut nicht effizient zum Herzen zurückfließt. Führt zu Schwellungen, Schmerzen und Krampfadern.
  • Krampfadern (Varikose): Geschwollene, verdrehte Venen, die meist in den Beinen auftreten. Verursachen Schmerzen und Schweregefühl.
  • Aneurysmen: Ausbuchtungen in der Wand eines Blutgefäßes, die platzen und lebensbedrohliche Blutungen verursachen können.
  • Lymphödem: Schwellung, die durch eine Blockade im Lymphsystem verursacht wird. Führt zu Flüssigkeitsansammlungen und Schwellungen in Armen oder Beinen.
  • Raynaud-Syndrom: Durchblutungsstörung, die zu einem temporären Verlust der Blutzufuhr zu Fingern und Zehen führt. Verursacht Schmerz und Verfärbung der Haut bei Kälte oder Stress.

Wo arbeiten Angiologen / Angiologinnen?

Angiologen / Angiologinnen arbeiten eng mit anderen Fachdisziplinen wie der Kardiologie, Gefäßchirurgie und interventionellen Radiologie zusammen, um eine umfassende und koordinierte Patientenversorgung zu gewährleisten.

Einsatzbereiche:

  • Krankenhäuser und Kliniken: Insbesondere in Abteilungen für Innere Medizin oder spezialisierte Gefäßzentren.
  • Facharztpraxen: Die sich auf Gefäßerkrankungen konzentrieren.
  • Medizinische Versorgungszentren (MVZ): Die interdisziplinäre Behandlungen anbieten.
  • Forschungsinstitute und akademische Einrichtungen: Die sich mit der Erforschung von Gefäßerkrankungen beschäftigen.

Abgrenzung und Zusammenarbeit zwischen Gefäßchirurgie und Angiologie

Die Gefäßchirurgie und Angiologie sind zwei separate medizinische Fachbereiche, die sich aber beide auf die Behandlung von Gefäßerkrankungen konzentrieren. 

Gefäßchirurgie

Gefäßchirurgen und Gefäßchirurginnen führen hauptsächlich operative Eingriffe an Arterien und Venen durch. Zu ihren Aufgaben gehören Bypass-Operationen, die Ausschälung von Gefäßengen und die Rekonstruktion von Arterien. Diese Fachärzte und Fachärztinnen sind darauf spezialisiert, Probleme der Gefäße zu lösen, die eine chirurgische Intervention erfordern. Sie arbeiten meist in Krankenhäusern und spezialisierten Kliniken und MVZ, wo sie Zugang zu den notwendigen operativen Einrichtungen haben​.

Angiologie

Angiologen und Angiologinnen konzentrieren sich hingegen auf die konservative, nicht-operative Behandlung von Gefäßerkrankungen. Sie diagnostizieren und behandeln Erkrankungen wie Arteriosklerose, Thrombosen und chronische venöse Insuffizienz durch medikamentöse Therapien und minimalinvasive Verfahren wie Ballondilatationen und die Implantation von Stents. Im Zentrum steht oft die langfristige Betreuung von Patienten, um die Gefäßgesundheit zu erhalten und zu verbessern. 

Zusammenarbeit

Die enge Zusammenarbeit zwischen Gefäßchirurgen/Gefäßchirurginnen und Angiologen/Angiologinnen ist wichtig für eine optimale Patientenversorgung. In vielen Kliniken arbeiten diese Spezialisten und Spezialistinnen in interdisziplinären Gefäßzentren zusammen. Angiologen und Angiologinnen führen hier häufig die initiale Diagnostik und konservative Behandlung durch. Wenn eine chirurgische Intervention notwendig wird, überweisen sie die Patienten an Gefäßchirurgen und Gefäßchirurginnen. Nach den operativen Eingriffen übernehmen Angiologen und Angiologinnen oft die Nachsorge und weitere konservative Therapie. 

Berufliche Perspektiven in der Angiologie

Die beruflichen Aussichten in der Angiologie sind aufgrund des demografischen Wandels und der steigenden Zahl von Gefäßerkrankungen sehr positiv. Eine alternde Bevölkerung und die Zunahme von Erkrankungen wie Arteriosklerose und Thrombosen erhöhen den Bedarf an spezialisierter Diagnostik und Therapie in der Gefäßmedizin.

Gehalt für Angiologen in Krankenhäusern und Kliniken

Das Gehalt von Angiologen in stationären Einrichtungen variiert je nach beruflicher Position, Art der Einrichtung sowie der Komplexität der Aufgaben und Berufserfahrung. Die Gehälter sind durch Tarifverträge geregelt. In kommunalen Krankenhäusern richten sich die Gehälter beispielsweise nach dem Tarifvertrag für Ärzte an kommunalen Krankenhäusern (TV-Ärzte/VKA). Laut diesem Vertrag belaufen sich die Grundgehälter (bei 3 Jahren Berufserfahrung) auf etwa:

  • Assistenzärzte / -ärztinnen: ca. 5.800 EUR
  • Fachärzte / -ärztinnen: ca. 8.100 EUR
  • Oberärzte / -ärztinnen: ca. 10.000 EUR

Situation in der ambulanten Versorgung

Etwa 50% aller Angiologen / Angiologinnen  sind in spezialisierten Praxen und medizinischen Versorgungszentren tätig, die umfassende diagnostische und therapeutische Möglichkeiten bieten. Der ambulante Bereich spielt eine wesentliche Rolle in der kontinuierlichen Betreuung und Nachsorge von Patienten mit chronischen Gefäßerkrankungen.

Spezialisierungsmöglichkeiten in der Angiologie

Die Angiologie bietet zahlreiche Spezialisierungsmöglichkeiten, darunter:

  • Interventionelle Angiologie: Schwerpunkt auf minimalinvasiven Verfahren wie Ballondilatation und Stent-Implantation.
  • Phlebologie: Behandlung von Venenerkrankungen wie Krampfadern und venöser Insuffizienz.
  • Lymphologie: Diagnose und Therapie von Lymphödemen und anderen lymphatischen Erkrankungen.
  • Diagnostische Angiologie: Spezialisierung auf fortschrittliche bildgebende Verfahren zur Diagnose von Gefäßerkrankungen.

Die Kombination aus einem breiten Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten sowie der steigende Bedarf an Gefäßmedizin machen die Angiologie zu einem attraktiven und zukunftssicheren Fachgebiet.


Finde die passende Stelle im Gesundheitswesen

Zur Jobsuche

Karriere im Gesundheitswesen? Hier finden Sie passende Stellenangebote! Entdecken Sie unsere Jobbörse und lassen Sie sich von spannenden Jobangeboten inspirieren.

Zur Jobsuche
Zur Jobsuche