Diabetologe / Diabetologin: Ausbildung, Tätigkeitsschwerpunkte und Einsatzbereiche

Die Diabetologie ist eine Schlüsseldisziplin, da Diabetes mellitus als Volkskrankheit erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen und hohe Kosten für die Gesellschaft verursacht. Die Nachfrage nach Diabetologen / Diabetologinnen wächst kontinuierlich, insbesondere in der alternden Gesellschaft. Fortschritte in der Therapie und Behandlung schlagen sich direkt und positiv auf das Gemeinwohl nieder und entlasten das Gesundheitssystem.

Die Illustration zeigt eine Patientin bei der Zucker gemessen wird.

Diabetes mellitus ist eine weit verbreitete Volkskrankheit, die nicht nur schwerwiegende Folgen für die betroffenen Patienten hat, sondern auch erhebliche Kosten für die Gesellschaft verursacht. Weltweit steigt die Zahl der Diabeteserkrankungen kontinuierlich an. Diabetes führt zu einer Reihe von Folgeerkrankungen, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können. Dazu gehören unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenschäden, Nervenschäden und Augenprobleme bis hin zur Erblindung. Diese Komplikationen machen eine umfassende und kontinuierliche Betreuung der Patienten notwendig.

Diabetes lässt sich mittlerweile sehr gut behandeln. Durch Fortschritte in der Medizin stehen effektive Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, die es den Patienten ermöglichen, ein weitgehend normales Leben zu führen. Insbesondere die Kombination aus medikamentöser Therapie, Ernährungsumstellung und regelmäßiger körperlicher Aktivität kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Ein zentrales Thema im Umgang mit Diabetes ist die Früherkennung. Eine frühzeitige Diagnose und eine rechtzeitige Einleitung der Therapie können das Risiko von Folgeerkrankungen erheblich reduzieren. Daher sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und ein Bewusstsein für die Symptome von großer Bedeutung.

Gut ausgebildete Diabetologen / Diabetologinnen sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor im Kampf gegen Diabetes. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Diagnose, Behandlung und Betreuung der Patienten und tragen somit maßgeblich zur Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen bei.

Was ist ein Diabetologe / eine Diabetologin?

Ein Diabetologe / eine Diabetologin ist ein Arzt / Ärztin, der / die sich auf die Diagnose, Behandlung und Betreuung von Patienten mit Diabetes mellitus spezialisiert hat. 

Es gibt zwei Wege, um sich in diesem Bereich zu spezialisieren:

Zusatzweiterbildung Diabetologie

Diese ärztliche Weiterbildung setzt eine abgeschlossene Facharztausbildung voraus, vorzugsweise in der Allgemeinmedizin, Inneren Medizin oder Kinder- und Jugendmedizin. Auch anderen Fachbereichen in der patientennahen Versorgung steht der Erwerb der Zusatzweiterbildung Diabetologie prinzipiell offen.

Facharztausbildung Endokrinologie und Diabetologie

Es ist auch möglich, eine Facharztausbildung in der Endokrinologie und Diabetologie zu absolvieren. Diese Ausbildung integriert die Behandlung von Diabetes und endokrinen Störungen und macht eine separate Zusatzweiterbildung in der Diabetologie überflüssig. Ärzte, die diesen Weg wählen, sind umfassend in der Behandlung hormoneller Störungen und Diabetes geschult. Diese Fachrichtung deckt ein breites Spektrum an hormonellen Erkrankungen ab, einschließlich Diabetes, und ermöglicht eine tiefgehende Spezialisierung auf beide Gebiete.

Bedeutung der Diabetologie

In Deutschland leben - Stand 2023 - rund 11 Millionen Menschen mit Diabetes, darunter 8,7 Millionen mit Typ-2-Diabetes und 372.000 mit Typ-1-Diabetes. Diese Zahlen umfassen eine Dunkelziffer von etwa 2 Millionen Menschen, die noch nichts von ihrer Erkrankung wissen. 

Jährlich erkranken in Deutschland mehr als eine halbe Million Erwachsene neu an Diabetes, was etwa 1.600 Neuerkrankungen pro Tag entspricht. Die Inzidenz von Typ-2-Diabetes nimmt bei jüngeren Erwachsenen zu, während die Gesamtzahl der Neuerkrankungen leicht sinkt​. Bis 2040 wird erwartet, dass die Zahl der Menschen mit Diabetes in Deutschland auf etwa 12,3 Millionen ansteigen wird, was auf den demografischen Wandel und die steigende Lebenserwartung zurückzuführen ist​

Diabetes mellitus umfasst verschiedene Formen, die sich in ihrer Entstehung und Behandlung unterscheiden:

Typ-1-Diabetes

Eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse zerstört. Dieser Typ tritt meist im Kindes- oder Jugendalter auf und erfordert lebenslange Insulintherapie. 

Typ-2-Diabetes

Die häufigste Form, die oft im Erwachsenenalter auftritt und durch Insulinresistenz und einen relativen Insulinmangel gekennzeichnet ist. Risikofaktoren sind Übergewicht, Bewegungsmangel und genetische Veranlagung. 

Gestationsdiabetes

Diese Form tritt während der Schwangerschaft auf und verschwindet meist nach der Geburt. Sie betrifft etwa 8-10 % aller Schwangerschaften in Deutschland und erfordert eine sorgfältige Überwachung und gegebenenfalls Insulintherapie​.

Andere spezifische Diabetes-Typen

Diese sind seltener und umfassen unter anderem durch genetische Defekte oder andere Erkrankungen verursachte Formen.

Ambulante Versorgung im Blickpunkt

Die ambulante Versorgung spielt in der Diabetologie eine wichtige Rolle, da Diabetes mellitus eine chronische Erkrankung ist, die kontinuierliches Monitoring und Anpassungen der Behandlung erfordert. Die meisten Diabetespatienten werden daher ambulant betreut, wodurch regelmäßige Arztbesuche und kontinuierliche Betreuung gewährleistet werden.

Diabetologische Schwerpunktpraxen 

Diabetologische Schwerpunktpraxen und zertifizierte Diabeteszentren sind essenziell für die umfassende Betreuung von Diabetespatienten. Diese Einrichtungen bieten spezialisierte Dienstleistungen wie Blutzuckermessung, Anpassung der Medikation, Schulungen zur Selbstbehandlung und Ernährungsberatung. Durch diese ambulante Struktur können viele Komplikationen frühzeitig erkannt und behandelt werden, wodurch Krankenhausaufenthalte oft vermieden werden können​.

Anzahl der Diabetologen in Deutschland

In Deutschland gibt es rund 7.000 Diabetologen, die in verschiedenen ambulanten und stationären Einrichtungen tätig sind. Diese Zahl umfasst sowohl Fachärzte mit der Zusatzweiterbildung Diabetologie als auch solche, die eine Facharztausbildung in Endokrinologie und Diabetologie abgeschlossen haben. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) zertifiziert regelmäßig diabetologische Praxen und Zentren, um eine hohe Versorgungsqualität sicherzustellen​.

Tätigkeitsschwerpunkte in der Diabetologie

Zu den wichtigsten Tätigkeitsbereichen gehören die Diagnose und Behandlung aller Formen von Diabetes, das Blutzuckermonitoring, die Therapieanpassung, Schulung und Beratung der Patienten sowie die Behandlung diabetesbedingter Komplikationen.

Diagnose und Behandlung

Diabetologen sind Experten in der Diagnose und Behandlung aller Formen von Diabetes mellitus, einschließlich Typ-1-Diabetes, Typ-2-Diabetes, Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) und anderer seltener Formen. Die präzise Diagnose ist entscheidend, um die richtige Behandlung einzuleiten und den Krankheitsverlauf zu kontrollieren.

Blutzuckermonitoring

Eine zentrale Aufgabe in der Diabetologie ist das regelmäßige Monitoring des Blutzuckerspiegels. Dazu gehören die Durchführung von HbA1c-Tests zur langfristigen Kontrolle des Blutzuckers sowie orale Glukosetoleranztests (oGTT), um die Blutzuckerreaktion auf eine Glukosebelastung zu beurteilen. Diese Überwachung ist entscheidend, um die Therapie individuell anzupassen und Komplikationen zu vermeiden.

Therapieanpassung

Die Therapieanpassung erfolgt individuell auf Basis der Blutzuckerwerte und des Krankheitsverlaufs des Patienten. Diabetologen passen die medikamentöse Therapie an, einschließlich der Verschreibung und Überwachung von Insulintherapien. Moderne Technologien wie Insulinpumpen und kontinuierliche Glukosemonitoringsysteme (CGM) spielen eine wichtige Rolle bei der Optimierung der Behandlung.

Schulung und Beratung

Ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit eines Diabetologen ist die Schulung und Beratung der Patienten. Durch gezielte Schulungsprogramme lernen Patienten, wie sie ihre Blutzuckerwerte selbst überwachen und behandeln können. Ernährungsberatung und Lebensstiländerungen sind ebenfalls wichtige Aspekte der Therapie. Psychologische Unterstützung hilft den Patienten, die Krankheit besser zu bewältigen und den Alltag mit Diabetes zu meistern.

Behandlung diabetesbedingter Komplikationen

Diabetologen behandeln auch die vielfältigen Komplikationen, die mit Diabetes einhergehen können. Dazu gehört das diabetische Fußsyndrom, das intensive Pflege und präventive Maßnahmen erfordert, um Geschwüre und andere Fußprobleme zu vermeiden. Weitere Komplikationen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenschäden und Neuropathien werden ebenfalls von Diabetologen behandelt.

Präventionsmedizin

Die Prävention spielt eine wichtige Rolle in der Diabetologie. Diabetologen führen Vorsorgeuntersuchungen durch, um Diabetes frühzeitig zu erkennen und geeignete präventive Maßnahmen zu ergreifen. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, das Risiko für die Entwicklung von Diabetes bei gefährdeten Personen zu reduzieren und Komplikationen bei bereits Erkrankten zu vermeiden.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit wichtig

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist in der Diabetologie unerlässlich, da Diabetes eine Vielzahl von Folgeerkrankungen und Komplikationen verursachen kann. Zu den häufigen Komplikationen gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenschäden, Neuropathien und Augenprobleme. Diese Komplikationen erfordern die Expertise verschiedener medizinischer Fachrichtungen.

Gründe für die Notwendigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Diabetiker haben ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Daher ist die Zusammenarbeit mit Kardiologen wichtig, um Herz-Kreislauf-Komplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln​.

Nierenschäden (Nephropathie): Diabetes kann zu chronischen Nierenerkrankungen führen. Die Zusammenarbeit mit Nephrologen ist notwendig, um die Nierenfunktion zu überwachen und geeignete Behandlungsmaßnahmen zu ergreifen​.

Neuropathien: Nervenschäden sind eine häufige Komplikation bei Diabetes, die zu Schmerzen und Empfindungsverlust führen kann. Neurologen und Schmerztherapeuten spielen eine wichtige Rolle bei der Behandlung dieser Symptome​.

Augenprobleme (Retinopathie): Diabetische Retinopathie kann zu Sehverlust führen. Regelmäßige Untersuchungen durch Augenärzte sind erforderlich, um Augenkomplikationen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln​.

Diabetisches Fußsyndrom: Dieses Syndrom kann zu schwerwiegenden Infektionen und Amputationen führen. Die Zusammenarbeit zwischen Diabetologen, Chirurgen und Gefäßspezialisten ist entscheidend, um diese Komplikationen zu vermeiden und zu behandeln​.

Berufliche Perspektiven für Diabetologen / Diabetologinnen

Die Diabetologie ist eine zunehmend wichtige Disziplin, da Diabetes mellitus eine Volkskrankheit mit erheblichen Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen und hohen Kosten für die Gesellschaft darstellt. Die Rolle der Diabetologen / Diabetologinnen ist daher entscheidend für die Bewältigung dieser Herausforderung. In einer alternden Gesellschaft wird die Volkskrankheit Diabetes weiter steigen. Der Bedarf an Diabetologen / Diabetologinnen wächst.

Die beruflichen Perspektiven in der Diabetologie sind daher ausgezeichnet, insbesondere in der ambulanten Medizin. Es gibt derzeit viele Diabetologen / Diabetologinnen, die kurz vor dem Ruhestand stehen. 

Diabetologen sind in der Diagnose, Behandlung und Betreuung von Diabetespatienten unerlässlich. Sie verbessern die Lebensqualität der Betroffenen erheblich und tragen mit dazu bei die gesellschaftlichen Folgekosten zu senken. Fortschritte in der Therapie und Behandlung schlagen sich direkt auf das Gemeinwohl nieder und tragen zur Entlastung des Gesundheitssystems bei.


Letzte Aktualisierung
02.07.2024
Autor/Autorin
valmedi Redaktion
Bildgestaltung
Hanna Hillier

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