Was ist ein Medizinisches Versorgungszentrum MVZ?

Medizinische Versorgungszentren (MVZ) sind eine etablierte Organisationsform im deutschen Gesundheitssystem. Sie integrieren Fachärzte und Fachärztinnen unter einem organisatorischen Dach, wodurch sie die Koordination und Qualität der Patientenversorgung verbessern. In Deutschland gibt es derzeit über 4.500 MVZ, die in Großstädten, Oberzentren und ländlichen Regionen eine wichtige Versorgungsfunktion übernehmen.

Die Illustration zeigt ein Medizinisches Versorgungszentrum mit einem Stethoskop als Symbol für ärztliche Versorgung.

Medizinische Versorgungszentren (MVZ) haben sich seit ihrer Einführung fest im deutschen Gesundheitssystem etabliert und sind ein wichtiges Bindeglied zwischen ambulanter und stationärer Versorgung geworden. Sie spielen eine immer wichtigere Rolle im Gesundheitssystem. MVZ bieten eine integrierte Form der medizinischen Versorgung, indem sie verschiedene ambulant tätige Ärztinnen und Ärzte unter einem Dach vereinen. Dies fördert eine effiziente und umfassende Patientenbetreuung. Sie ermöglichen eine koordinierte Behandlung, die die Effizienz steigert und den Informationsaustausch zwischen den behandelnden Medizinern verbessert. 

Die Einführung der Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) wurde im Jahr 2004 durch das Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Modernisierungsgesetz) realisiert. Ziel war es, die Teilnahme verschiedener medizinischer Disziplinen in der vertragsärztlichen Versorgung zu ermöglichen und damit die Versorgung zu verbessern. 

MVZ werden von den Krankenkassen und auch der Gesundheitspolitik gefördert, um die medizinische Versorgung zu verbessern und eine effiziente Nutzung von Ressourcen zu ermöglichen. Die Förderung erfolgt vor allem durch die Schaffung gesetzlicher Rahmenbedingungen, die die Gründung und den Betrieb von MVZ erleichtern. Auch die Möglichkeit, dass Krankenhäuser und andere nichtärztliche Leistungserbringer MVZ gründen können, trägt zur Förderung dieser Organisationsform bei.

Was versteht man unter einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ)?

Ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) ist eine kooperative Praxisform, in der mehrere ambulant tätige Ärztinnen und Ärzte interdisziplinär zusammenarbeiten. Diese Einrichtungen sind darauf ausgerichtet, eine umfassende Versorgung zu bieten, indem sie die Vorteile einer fachübergreifenden Zusammenarbeit nutzen. Sie unterscheiden sich von herkömmlichen Praxisformen dadurch, dass die ärztliche Leitung und die Eigentümerschaft organisatorisch getrennt sind. MVZ können sowohl fachübergreifend als auch arztgruppengleich ausgerichtet sein und sind in der vertragsärztlichen Versorgung fest etabliert.

Der primäre Leistungsauftrag von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) besteht darin, die ambulante Versorgung durch eine koordinierte und patientenzentrierte Behandlung zu verbessern. Sie tragen dazu bei, Effizienzreserven zu erschließen und die Kommunikation zwischen den beteiligten Fachdisziplinen zu optimieren, was eine hohe Qualität der Patientenversorgung gewährleistet. MVZ spielen eine wichtige Rolle in der Verknüpfung von ambulanter und stationärer Versorgung und bieten insbesondere in ländlichen oder unterversorgten Gebieten integrierte medizinische Dienstleistungen an. Zudem erfüllen sie eine entscheidende Funktion in der Verbesserung der Zugänglichkeit und der Effizienz der Gesundheitsversorgung.

Medizinische Versorgungszentren (MVZ) sind somit ein zentraler Bestandteil der modernen Gesundheitsinfrastruktur, die darauf abzielt, die medizinische Versorgung flexibler, umfassender und interdisziplinärer zu gestalten, um den Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten sowie des medizinischen Fachpersonals gerecht zu werden.

Anzahl und Verbreitung von MVZ

Die Anzahl der Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) in Deutschland ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Im Jahr 2022 wurden über 4.500 MVZ gezählt. Diese Entwicklung spiegelt die zunehmende Bedeutung von MVZ im Gesundheitssystem wider.

Ein besonders starker Zuwachs seit 2016 wird auf Änderungen in der Gesetzeslage zurückgeführt, die unter anderem die Einführung fachgleicher MVZ begünstigt. 

  • Durchschnittliche Größe der MVZ: Im Jahr 2022 arbeiteten durchschnittlich 6,2 Ärzte und Ärztinnen in jedem MVZ. Insgesamt waren 25.754 Ärzte und Ärztinnen sowie Psychotherapeuten und -therapeutinnen in den MVZ tätig. 
  • Verbindung zu Krankenhäusern: Etwa 42 % der MVZ standen 2022 in direkter Trägerschaft von Krankenhäusern. In privater Trägerschaft befanden sich etwa 43 % aller MVZ. 
  • Räumliche Ansiedlung: Etwa 46 % der MVZ sind in großen Städten und Ballungsräumen angesiedelt. Rund 39 % der MVZ befinden sich in Oberzentren und mittelgroßen Städten. In ländlichen Gemeinden sind etwa 15 % der MVZ zu finden. Diese tragen wesentlich dazu bei, medizinische Versorgungslücken in weniger dicht besiedelten Regionen zu schließen und die medizinische Grundversorgung sicherzustellen.
  • Wichtigste Fachgruppen in MVZ: Die größten Facharztgruppen in MVZ waren Hausärzte (Innere Medizin, Allgemeinmedizin) sowie Chirurgen, Orthopäden und die Gynäkologie. 

Begriffsklärungen und Einordnung der MVZ in die medizinische Versorgung

Medizinische Versorgungszentren (MVZ) bilden eine integrale Struktur im ambulanten Sektor. Sie vereinen verschiedenste medizinische Fachrichtungen unter einem Dach, um eine koordinierte und spezialisierte Patientenversorgung zu gewährleisten.

MVZ versus Praxis und Praxisgemeinschaft

Medizinische Versorgungszentren (MVZ) unterscheiden sich von einer Gemeinschaftspraxis vor allem durch ihre Organisationsstruktur und ihren interdisziplinären Ansatz. Während in einer Gemeinschaftspraxis Ärztinnen und Ärzte unter gemeinsamer Praxisführung zusammenarbeiten und gemeinschaftlich haften, sind MVZ oft größere Einrichtungen, die mehrere Fachrichtungen unter einem Dach vereinen und eine strukturierte, fachübergreifende Patientenversorgung anbieten. In MVZ können die Ärzte sowohl angestellt als auch selbstständig tätig sein. Praxisgemeinschaften hingegen sind Zusammenschlüsse von Ärzten zur Nutzung gemeinsamer Ressourcen wie Räumlichkeiten und Ausstattung, ohne dass eine gemeinsame Praxisführung oder finanzielle Verflechtung besteht​.

MVZ versus Polikliniken

MVZ ähneln in ihrer Struktur den Polikliniken, wie sie in der DDR üblich waren, indem sie multidisziplinäre Teams unter einem Dach zusammenbringen. Der Hauptunterschied besteht darin, dass Polikliniken stärker auf die stationäre und ambulante Versorgung ausgerichtet und meist direkt an Krankenhäuser angebunden waren. MVZ hingegen sind primär ambulante Einrichtungen, die auch von privaten Trägern oder Krankenhäusern geführt werden können und oft enger in das vertragsärztliche System integriert sind​

MVZ versus Ambulante Operationszentren

Ambulante Operationszentren sind spezialisierte Einrichtungen, die sich auf ambulant durchführbare Operationen konzentrieren, welche nicht die direkte Infrastruktur eines Krankenhauses erfordern. Sie können als eigenständige Einheiten oder als Teil eines MVZ betrieben werden. Diese Zentren bieten eine wichtige Ergänzung zur stationären Versorgung, indem sie eine kosteneffiziente Alternative für bestimmte chirurgische Eingriffe bieten​.

Vorteile Medizinischer Versorgungszentren (MVZ)

Medizinische Versorgungszentren (MVZ) tragen entscheidend zur Effizienzsteigerung, Behandlungsqualität und Zugänglichkeit zu medizinischen Leistungen bei. MVZ bieten durch ihre strukturierte und integrierte Arbeitsweise erhebliche Vorteile für das Gesundheitswesen, indem sie die Effizienz der Ressourcennutzung maximieren und eine hohe Qualität der Patientenversorgung sicherstellen.

Integrierte und koordinierte Patientenversorgung

MVZ verbessern die Zugänglichkeit und Koordination der medizinischen Versorgung, indem sie Fachärzte verschiedener Disziplinen unter einem Dach vereinen. Dies verringert den Bedarf an Mehrfachbesuchen bei verschiedenen Spezialisten und ermöglicht eine ganzheitliche Betreuung, insbesondere bei komplexen Gesundheitsproblemen.

Kosteneffizienz und Reduktion von Redundanzen

Durch die fachübergreifende Zusammenarbeit innerhalb der MVZ können Doppeluntersuchungen und redundante Behandlungen vermieden werden. Diese Effizienzsteigerung führt zu einer signifikanten Kostensenkung, die sowohl für die Krankenversicherungen als auch für das gesamte Gesundheitssystem finanzielle Vorteile bringt.

Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit und Integration in die Versorgungskette

MVZ sind ein wichtiger Baustein in der medizinischen Versorgungskette und stärken die Verbindung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung. Sie erleichtern den Übergang der Patienten zwischen verschiedenen Versorgungsstufen und fördern eine kontinuierliche und qualitativ hochwertige Betreuung. Dies verbessert die Behandlungsergebnisse und steigert die Patientenzufriedenheit.

Rechtliche Grundlagen und Voraussetzungen zu Bildung eines MVZ

Die Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) in Deutschland ist an spezifische rechtliche Grundlagen und Voraussetzungen gebunden. Die genaue Planung der Rechtsform und die Zusammenstellung der Fachbereiche sind entscheidend für den Erfolg und die Effizienz des MVZ. Die Wahl der Rechtsform beeinflusst dabei nicht nur die organisatorische Struktur, sondern auch steuerliche Aspekte und die Haftung. Für detailliertere Informationen und spezifische Beratung sollte man sich direkt an die zuständige Kassenärztliche Vereinigung oder einen auf Medizinrecht spezialisierten Anwalt wenden.

Rechtliche Grundlagen 

Die rechtliche Basis für MVZ wird im § 95 Abs. 1 SGB V geregelt. MVZ können als eigenständige Leistungserbringer in verschiedenen Rechtsformen, wie GbR, PartG, GmbH, oder als öffentlich-rechtliche Einrichtung geführt werden. Dabei müssen MVZ ärztlich geleitet sein, wobei der ärztliche Leiter in einem MVZ selbst tätig sein muss.

Gründungsvoraussetzungen

Gründen dürfen ein MVZ zugelassene Ärzte, zugelassene Krankenhäuser, sowie andere definierte Träger wie Erbringer nichtärztlicher Dialyseleistungen oder gemeinnützige Einrichtungen. Eine wesentliche Voraussetzung ist die Zulassung durch die Kassenärztliche Vereinigung (KV), die erfordert, dass das MVZ mindestens zwei Vertragsarztsitze vorweisen kann und die Ärzte in das Arztregister eingetragen sind.

Welche Arten von MVZ gibt es?

Medizinische Versorgungszentren (MVZ) lassen sich neben der Einteilung in fachbereichsspezifische und fachbereichsübergreifende MVZ auch nach Trägerschaft und Rechtsform klassifizieren. 

Fachbereichsspezifische MVZ

Diese Zentren konzentrieren sich auf ein spezielles medizinisches Fachgebiet. Sie bieten spezialisierte Dienstleistungen in Bereichen wie Dermatologie, Kardiologie oder Orthopädie an. Diese Spezialisierung ermöglicht es, hochqualitative und fokussierte Behandlungen anzubieten, was besonders für Patienten mit spezifischen, fortlaufenden medizinischen Bedürfnissen vorteilhaft sein kann.

Fachbereichsübergreifende MVZ

Diese MVZ bieten eine breitere Palette von medizinischen Dienstleistungen durch ein Team von Ärzten verschiedener Spezialisierungen. Diese Art von MVZ ist darauf ausgerichtet, eine umfassendere Patientenversorgung zu ermöglichen, indem sie die Expertise aus verschiedenen medizinischen Fachgebieten unter einem Dach vereinen. Dies fördert eine integrierte Versorgung, die besonders bei Patienten mit mehrfachen oder komplexen Gesundheitsproblemen von Vorteil ist.

Unterscheidung nach Trägerschaft

MVZ können von verschiedenen Trägern geführt werden, darunter Krankenhäuser, niedergelassene Ärzte, Praxisnetze, oder sogar Kommunen und gemeinnützige Organisationen. Diese Vielfalt an Trägern ermöglicht unterschiedliche Schwerpunktsetzungen und Zugänge zur Patientenversorgung, abhängig von den Zielen und Ressourcen des jeweiligen Trägers.

Unterscheidung nach Rechtsformen

MVZ können in unterschiedlichen Rechtsformen geführt werden, wie zum Beispiel als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), Partnerschaftsgesellschaft (PartG) oder Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Die Wahl der Rechtsform hat wesentliche Auswirkungen auf die Verwaltung, die Haftung und die finanziellen Aspekte des Zentrums.

Optimierte Fachbereichsstruktur in MVZ

In der Konzeption und Strukturierung von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) gibt es strategische Überlegungen zur Optimierung der Fachbereichszusammensetzung. Diese Optimierung zielt darauf ab, eine effektive und effiziente Patientenversorgung zu gewährleisten, indem man die am häufigsten benötigten medizinischen Dienste unter einem Dach kombiniert. Eine solche Konstellation kann beispielsweise eine Kombination aus Allgemeinmedizin, internistischen Fachrichtungen und Pädiatrie umfassen, um eine breite Basisversorgung abzudecken.

In spezialisierten städtischen Zentren könnte eine optimierte Zusammensetzung auch Fachrichtungen wie Kardiologie, Orthopädie oder Dermatologie einschließen, die hohe Patientenaufkommen haben.

Diese strategische Zusammenstellung kann sich auch nach regionalen Gesundheitsbedürfnissen richten, um sicherzustellen, dass die MVZ die spezifischen Anforderungen ihrer Patientenbasis effektiv erfüllen. Zum Beispiel können in ländlichen Gebieten MVZ so strukturiert werden, dass sie umfassende Grundversorgung bieten, die sonst schwer zugänglich wäre.

Es gibt keine Einheitslösung für die optimale Fachbereichszusammensetzung in MVZ, da diese stark von lokalen und demografischen Faktoren abhängig ist. Die Kombination der Fachbereiche sollte strategisch geplant werden, um die Versorgungslücken in der jeweiligen Region effektiv zu schließen und eine integrierte Versorgung zu ermöglichen, die die Überweisungen und Wartezeiten für Patienten minimiert.

Zukunftsperspektiven von MVZ

Die Zukunftsperspektiven von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) sind vielversprechend. Die Förderung der interdisziplinären und sektorenübergreifenden Zusammenarbeit, die MVZ ermöglichen, wird auch zukünftig eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung der Herausforderungen im Gesundheitssystem spielen.

Anzahl von MVZ wird weiter steigen

Angesichts der anhaltenden Trends und gesetzlichen Unterstützungen ist zu erwarten, dass die Anzahl der MVZ weiter steigen wird. Die Vorteile der interdisziplinären Zusammenarbeit und der effizienten Ressourcennutzung, die MVZ bieten, machen sie zu einer attraktiven Option für die zukünftige Gestaltung der Gesundheitsversorgung.

Vorteile für Patienten

Patienten profitieren von der umfassenden und koordinierten Versorgung, die MVZ bieten. Die Konzentration verschiedener Fachrichtungen unter einem Dach führt zu einer besseren Abstimmung der Behandlungen, was insbesondere für Patienten mit chronischen oder mehrfachen Gesundheitsproblemen von großem Nutzen ist.

Attraktivität der Arbeitsplätze und Anstieg der Beschäftigtenzahlen

MVZ bieten attraktive Arbeitsbedingungen für medizinisches Personal, darunter flexible Arbeitszeiten und weniger administrative Belastungen. Dies zieht zunehmend Fachkräfte an und trägt zur Erhöhung der Anzahl der Beschäftigten bei. Die Anstellung in MVZ wird besonders für junge Ärzte und Ärztinnen als attraktive Alternative zur traditionellen Niederlassung gesehen.

Weitere Argumente für gute Perspektiven von MVZ

MVZ spielen eine wichtige Rolle bei der Integration neuer digitaler Gesundheitstechnologien und -anwendungen. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen, einschließlich elektronischer Patientenakten und telemedizinischer Dienste, wird durch MVZ gefördert, was deren Effizienz und die Qualität der Patientenversorgung weiter verbessert.


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