Facharzt / Fachärztin für Unfallchirurgie: Arbeitsschwerpunkte und Berufsbild
Die Unfallchirurgie verbindet man allgemein mit einer schnellen und präzisen Diagnose und effektiver Erstversorgung nach Unfällen und Verletzungen. Im Zentrum des Fachgebietes steht die Wiederherstellung der vollen Funktionsfähigkeit und Mobilität des Patienten. Die Unfallchirurgie ist hoch spezialisiert. Die Berufsaussichten sind gut, es gibt viele offene Stellen in der stationären Medizin.
Der medizinische Schwerpunkt “Unfallchirurgie” befasst sich mit speziellen chirurgische Techniken und Prozesse zur Behandlung von Unfallverletzungen. Diese Bedeutung der Unfallchirurgie wurde vor allem durch die zunehmenden Verkehrsunfälle und industriellen Verletzungen vorangetrieben. Der Begriff selbst reflektiert die Fokussierung auf akut verletzte Patienten, bei denen schnelles und effektives medizinisches Eingreifen oft lebensrettend ist. Im Englischen wird der Fachbereich der Unfallchirurgie als "Trauma Surgery" bezeichnet.
Die Hauptaufgaben eines Facharztes / einer Fachärztin für Unfallchirurgie umfassen die operative und nicht-operative Behandlung von Patienten mit traumatischen Verletzungen. Zu den Kernkompetenzen gehören die Versorgung von Knochenbrüchen, Verletzungen der Weichteile und komplexe Wiederherstellungsoperationen nach Unfällen. Fachärzte / Fachärztinnen für Unfallchirurgie sind vorrangig in Krankenhäusern, speziell in Unfallkliniken und chirurgischen Abteilungen, tätig. Sie arbeiten häufig in interdisziplinären Teams, die sich um die umfassende Versorgung von Unfallopfern kümmern, und sind auch Teil des Notfallteams, das bei schweren und plötzlichen Unfällen zum Einsatz kommt.
Was ist ein Unfallchirurg / eine Unfallchirurgin?
Unfallchirurgen / Unfallchirurginnen sind spezialisiert auf die Behandlung von Verletzungen, die durch Unfälle, Sport, Gewalt oder andere traumatische Ereignisse verursacht wurden. Die Aufgaben reichen von der Notfallversorgung über chirurgische Eingriffe bis hin zur Rehabilitation, um die bestmögliche Wiederherstellung der betroffenen Körperfunktionen zu erzielen.
Ein Unfallchirurg / eine Unfallchirurgin trägt offiziell den Titel „Facharzt / Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie“. Dieser Titel spiegelt die integrierte Ausbildung wider, die sowohl Kenntnisse in Orthopädie als auch spezialisierte Fähigkeiten in der Unfallchirurgie umfasst. Um sich als Facharzt / Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie bezeichnen zu dürfen, muss eine sechsjährige Weiterbildung in diesem Fachgebiet erfolgreich absolviert werden.
Abgrenzung zwischen Orthopädie und Unfallchirurgie
Orthopädie und Unfallchirurgie sind zwei eng miteinander verbundene medizinische Teilgebiete, die in einer gemeinsamen Facharztausbildung zusammengefasst sind. Trotz der integrierten Ausbildung unterscheiden sich die beiden Schwerpunkte in ihrem Tätigkeitsumfeld.
Der Fokus der Unfallchirurgie liegt primär auf der akuten Versorgung und operativen Behandlung von Unfallverletzungen. Die Orthopädie befasst sich sowohl mit der chirurgischen als auch mit der konservativen Behandlung von chronischen Erkrankungen, Fehlbildungen und degenerativen Veränderungen des Bewegungsapparats. Die Übergänge zwischen den Schwerpunkten sind fließend. Die Schwerpunkte sind meistens in einer Hauptabteilung zusammengefasst und werden von einem Chefarzt oder einer Chefärztin geleitet.
Während Unfallchirurgen vorwiegend in Krankenhäusern und spezialisierten Unfallkliniken tätig sind, haben Orthopäden einen breiteren Tätigkeitsbereich. Sie sind sowohl in Krankenhäusern als auch in der ambulanten Medizin tätig, wo sie sowohl operative als auch konservative Therapieansätze verfolgen, die häufig Langzeitbehandlungen chronischer Erkrankungen beinhalten.
Bedeutung der Unfallchirurgie
Schwerpunkt der Unfallchirurgie ist die akute Versorgung und Behandlung von Verletzungen. Diese Disziplin spielt eine wichtige Rolle in der Notfallmedizin, insbesondere in Bezug auf Verkehrsunfälle, Arbeitsunfälle, Sportverletzungen und andere traumatische Ereignisse. Ihre Fähigkeit, schnell zu diagnostizieren und sofortige chirurgische Interventionen durchzuführen, kann lebensrettend sein. In Notfallsituationen ist die schnelle Stabilisierung des Patienten für die Vermeidung von Langzeitschäden und für die Verbesserung der Überlebensaussichten entscheidend.
Neben der Erstversorgung zielt die Unfallchirurgie darauf ab, die optimale Funktion und Mobilität des Patienten wiederherzustellen. Dies beinhaltet komplexe operative Eingriffe, die darauf ausgelegt sind, beschädigte Strukturen wie Knochen, Gelenke, Muskeln und Sehnen zu rekonstruieren. Die Kooperation mit Physiotherapeuten und anderen Rehabilitationsfachkräften ist dabei unerlässlich, um eine effektive Rückkehr des Patienten in sein normales Leben zu fördern.
Die kontinuierliche Forschung in der Unfallchirurgie führt zur Entwicklung neuer chirurgischer Techniken und verbesserten Behandlungsmethoden. Innovationen wie minimalinvasive Chirurgie, verbesserte Implantate und fortschrittliche Bildgebungstechnologien haben die Patientenversorgung revolutioniert und die Erholungszeiten verkürzt.
Unfallchirurgen spielen auch eine wichtige Rolle in der Prävention von Verletzungen. Durch die Analyse von Unfalldaten und die Mitarbeit in sicherheitspolitischen Gremien tragen sie dazu bei, öffentliche Gesundheitsstrategien zu entwickeln, die darauf abzielen, Unfälle und ihre schwerwiegenden Folgen zu reduzieren.
Nach der Statistik der Bundesärztekammer aus dem Jahr 2022 sind in Deutschland etwa 17.600 Fachärzte und Fachärztinnen in der Orthopädie und Unfallchirurgie aktiv. Circa 45 % dieser Mediziner arbeiten im ambulanten Sektor, während 55 % im stationären Bereich tätig sind. Der Frauenanteil in diesen Fachrichtungen liegt bei 18 %, was vergleichsweise niedrig ist.
Behandlungsschwerpunkte in der Unfallchirurgie
Hier eine Liste von typischen Erkrankungen und Verletzungen, bei denen die Expertise von Unfallchirurgen und Unfallchirurginnen gefragt ist:
Knochenbrüche (Frakturen) - Einschließlich komplexer Brüche, die operative Eingriffe erfordern.
Gelenkverletzungen - Dazu zählen Luxationen und Verrenkungen von Gelenken wie Schulter, Knie und Hüfte.
Weichteilverletzungen - Behandlung von tiefen Schnittwunden, Quetschungen und Risswunden, die eine sorgfältige Versorgung benötigen, um Infektionen zu verhindern und die Funktion zu erhalten.
Schädel-Hirn-Trauma - Akute Betreuung und Überwachung von Patienten nach Kopfverletzungen.
Rückenmarksverletzungen - Behandlung von Verletzungen der Wirbelsäule und des Rückenmarks, die oft chirurgische Eingriffe zur Stabilisierung der Wirbelsäule erfordern.
Sportverletzungen - Versorgung von akuten und chronischen Sportverletzungen, einschließlich Kreuzbandrisse, Meniskusverletzungen und Schulterinstabilität.
Verbrennungen - Management von Verbrennungen unterschiedlichen Grades, die spezielle chirurgische Techniken zur Hautrekonstruktion benötigen.
Polytrauma - Gleichzeitige Behandlung multipler Verletzungen, die bei schweren Unfällen auftreten können.
Amputationen - Durchführung und Nachsorge von notwendigen Amputationen infolge schwerer Verletzungen oder zur Verhinderung von Infektionen.
Tumoren des Bewegungsapparats - Diagnostik und operative Entfernung von Tumoren, die im Knochen oder Weichteilgewebe nach Traumata entstehen können.
Diagnostik in der Unfallchirurgie
Eine schnelle und präzise Diagnose ist essenziell, um den Umfang der Verletzungen zu verstehen und eine geeignete Therapie einzuleiten. Fachärzte und Fachärztinnen für Unfallchirurgie nutzen eine Vielzahl von Diagnoseinstrumenten, um die Art und Schwere von Verletzungen schnell und präzise zu bestimmen.
Röntgenaufnahmen (Radiographie)
Standardverfahren zur Beurteilung von Knochenbrüchen und Gelenkverletzungen.
Computertomographie (CT)
Ermöglicht die detaillierte Darstellung von Knochenstrukturen und ist besonders hilfreich bei der Diagnose von komplexen Frakturen und Polytraumata.
Magnetresonanztomographie (MRT)
Wird vor allem verwendet, um Weichteilverletzungen wie Bänder-, Sehnen- und Muskelrisse sowie Verletzungen an der Wirbelsäule und am Gehirn zu diagnostizieren.
Ultraschalluntersuchung (Sonographie)
Nützlich zur Beurteilung von Weichteilverletzungen und zur Führung bei der Flüssigkeitsaspiration und bei Injektionen.
Arthroskopie
Minimale invasive Methode, die es ermöglicht, das Innere eines Gelenks zu betrachten, häufig genutzt zur Diagnose und gleichzeitigen Behandlung von Gelenkschäden.
Echokardiographie
Wird eingesetzt, um mögliche Brustverletzungen oder Herzprobleme nach einem Trauma zu bewerten.
Laboruntersuchungen
Bluttests können helfen, den allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten zu beurteilen und interne Verletzungen zu identifizieren.
Neurologische Untersuchungen
Essentiell zur Beurteilung von Schädel-Hirn-Trauma und anderen neurologischen Beeinträchtigungen.
Facharztausbildung zum Facharzt / Fachärztin für Unfallchirurgie
Die Facharztausbildung in der Unfallchirurgie ist eine anspruchsvolle und strukturierte Weiterbildung, die auf die spezialisierte Versorgung von Patienten mit akuten Verletzungen vorbereitet. Die formale Bezeichnung für Spezialisten in diesem Bereich lautet „Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie“. Diese Bezeichnung spiegelt die breite Ausbildung wider, die sowohl orthopädische als auch unfallchirurgische Kenntnisse und Fähigkeiten umfasst.
Dauer der Facharztausbildung
Die gesamte Facharztausbildung in der Unfallchirurgie erstreckt sich über einen Zeitraum von 72 Monaten. Die ersten 24 Monate werden in der Basischirurgie absolviert, welche grundlegende chirurgische Techniken und Kenntnisse vermittelt. Die darauf folgenden 48 Monate spezialisieren sich auf Orthopädie und Unfallchirurgie, wo tiefgreifendes Wissen und spezialisierte chirurgische Fertigkeiten erlernt werden.
Weiterbildungsstätten
Die Ausbildung findet vorwiegend in stationären Einrichtungen statt, wie zum Beispiel in Krankenhäusern, Unfallkliniken und universitären Einrichtungen. Ein Teil der Ausbildung kann auch in spezialisierten ambulanten Praxen durchgeführt werden.
Berufliche Perspektiven in der Unfallchirurgie
Eine alternde Bevölkerung und die zunehmende Häufigkeit von Verletzungen, insbesondere bei aktiven Senioren, führen zu einem erhöhten Bedarf an spezialisierter unfallchirurgischer Diagnostik und Therapie.
Gehalt für Unfallchirurgen in Krankenhäusern und Kliniken
Das Gehalt von Unfallchirurgen in der stationären Versorgung variiert je nach beruflicher Position, Art der Einrichtung, Aufgabenkomplexität und Berufserfahrung. In Krankenhäusern richtet sich die Vergütung nach dem Tarifverträgen. Bei kommunalen Krankenhäusern gilt der TV-Ärzte/VKA) mit folgenden Grundgehältern für Ärzte / Ärztinnen mit drei Jahren Berufserfahrung:
- Assistenzärzte/-ärztinnen: etwa 5.800 EUR
- Fachärzte/-ärztinnen: rund 8.100 EUR
- Oberärzte/-ärztinnen: etwa 10.000 EUR
Spezialisierungsmöglichkeiten in der Unfallchirurgie
Die Unfallchirurgie bietet zahlreiche Spezialisierungsmöglichkeiten, die das Fachgebiet weiter vertiefen und die Expertise erweitern.
Dazu gehören insbesondere die Zusatzweiterbildungen
Die beruflichen Aussichten für Fachärzte und Fachärztinnen in der Unfallchirurgie sind sehr gut. Der technologische Fortschritt in Form von verbesserten Implantatmaterialien und minimal-invasiven Operationstechniken erweitert kontinuierlich die Behandlungsmöglichkeiten. Zudem ermöglicht der bevorstehende Generationswechsel in der ambulanten Unfallchirurgie gute Übernahmechancen für jüngere Mediziner. Diese Faktoren zusammen sorgen dafür, dass Unfallchirurgen und Unfallchirurginnen in der stationären Medizin hervorragende berufliche Perspektiven haben.
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