Facharzt / Fachärztin für Urologie: Arbeitsschwerpunkte und Aufgaben

Durch die Alterung der Bevölkerung nehmen auch urologische Erkrankungen wie Prostatahyperplasie und Blasenkrebs zu. Moderne Technologien verbessern Diagnose- und Behandlungsmethoden und eröffnen neue Möglichkeiten in der Patientenversorgung, was Urologen ausgezeichnete Karrierechancen bietet.

Die Illustration zeigt einen Urologen der ein Röntgenbild erläutert.

Die Urologie ist das medizinische Fachgebiet, das sich mit der Diagnose, Behandlung und Prävention von Erkrankungen der Harnorgane bei Frauen und Männern sowie der männlichen Geschlechtsorgane befasst. Dabei handelt es sich um einfache Harnwegsinfektionen bis hin zu komplexen urologischen Krebserkrankungen.

Das Patientenklientel der Urologie umfasst alle Altersstufen. Zu den Patientinnen und Patienten gehören Kinder mit angeborenen urologischen Anomalien, Frauen, die unter Harnwegserkrankungen leiden, Männer mit Prostataleiden und vor allem ältere Erwachsene, die vermehrt urologische Probleme entwickeln können. Urologinnen und Urologen bieten auch sehr spezialisierte Behandlungen an, wie onkologische Therapien bei Krebserkrankungen und rekonstruktive chirurgische Eingriffe. Die meisten Urologen/Urologinnen arbeiten in Krankenhäusern und spezialisierten Kliniken oder als niedergelassene Ärzte/Ärztinnen in der ambulanten Versorgung.

Was ist ein Urologe / eine Urologin?

Die Bezeichnung "Urologie" stammt vom griechischen Wort "ouron" ab, was Urin bedeutet, und "logos", was Lehre oder Wissenschaft bedeutet. Der Begriff wurde geprägt, um das medizinische Fachgebiet zu beschreiben, das sich mit den Erkrankungen und der Funktion der Harnorgane sowie der männlichen Geschlechtsorgane befasst.

Bedeutung der Urologie

Die Urologie ist in der Medizin von zentraler  Bedeutung, da sie sich mit der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen der Harnorgane und der männlichen Geschlechtsorgane befasst, die erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität und Gesundheit haben können. Sie ist wichtig in der Früherkennung und Therapie von urologischen Krebsarten wie Prostata- und Blasenkrebs, die frühzeitig erkannt eine hohe Behandlungserfolgsquote aufweisen. Zudem ist die Urologie wichtig für die Behandlung von häufigen Beschwerden wie Harnwegsinfektionen und Nierensteinen, die Millionen Menschen weltweit betreffen und deren effektive Behandlung die Lebensqualität erheblich verbessert.

Urologie und Gynäkologie

Es besteht ein häufiges Missverständnis, dass sich die Urologie ausschließlich auf männliche Patienten fokussiert, vor allem weil viele Erkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane in dieses Fachgebiet fallen. Die Urologie behandelt tatsächlich sowohl Männer als auch Frauen und umfasst eine Vielzahl von Erkrankungen, die die Harnorgane betreffen. 

Bei Frauen adressiert die Urologie vor allem Erkrankungen der Harnblase, der Harnleiter und der Nieren. Dazu gehören beispielsweise Harnwegsinfektionen, Inkontinenz und Nierensteine. Die Behandlung von Blasenentleerungsstörungen oder Blasensenkungen sind weitere wichtige Aspekte der weiblichen Urologie. 

Die enge Zusammenarbeit zwischen Urologie und Gynäkologie ist besonders wichtig, da viele urologische Probleme bei Frauen auch gynäkologische Ursachen haben können oder mit gynäkologischen Erkrankungen interagieren. Beispielsweise können sowohl urologische als auch gynäkologische Faktoren zur Harninkontinenz beitragen. Ein weiteres Beispiel ist der Prolaps (Vorfall) der Beckenorgane, bei dem sowohl die Gebärmutter als auch die Blase betroffen sein können. In solchen Fällen arbeiten Urologen und Gynäkologen eng zusammen, um eine umfassende Diagnostik und Behandlung zu gewährleisten, die beide Aspekte der Erkrankungen berücksichtigt.

Anzahl Urologen / Urologinnen in Deutschland

Am Ende des Jahres 2022 waren in Deutschland insgesamt 6.250 Mediziner im Bereich der Urologie ärztlich tätig. Davon arbeiteten etwa 3.394 Urologen im ambulanten Sektor, was rund 54% entspricht, während 2.856 im stationären Bereich tätig waren.

Behandlungsschwerpunkte in der Urologie

Die Urologie befasst sich mit der Prävention, Diagnose und Behandlung von Erkrankungen der Harnwege bei Frauen und Männern sowie der männlichen Geschlechtsorgane. Diese Erkrankungen erfordern spezialisierte Kenntnisse und Techniken zur effektiven Behandlung, die von medikamentösen Therapien bis hin zu komplexen chirurgischen Eingriffen reichen können.

Häufige Erkrankungen, die von Urologen / Urologinnen behandelt werden, sind:

Prostatakrebs

Ein häufiger Krebs bei Männern, der die Prostatadrüse betrifft, welche Flüssigkeit zum Sperma beisteuert.

Blasenkrebs

Charakterisiert durch das Wachstum abnormaler Zellen in der Blasenschleimhaut, oft verursacht durch Rauchen und Exposition gegenüber bestimmten Chemikalien.

Nierensteine

Harte Mineralablagerungen, die in den Nieren bilden und starke Schmerzen beim Passieren durch die Harnwege verursachen können.

Harninkontinenz

Der unfreiwillige Verlust von Urin, der mehrere Ursachen haben kann, darunter schwache Blasenmuskeln oder Nervenschäden.

Benigne Prostatahyperplasie (BPH)

Eine Vergrößerung der Prostata, die häufig zu Beschwerden beim Urinieren und anderen Harnwegssymptomen führt.

Erektile Dysfunktion

Die Unfähigkeit, eine zufriedenstellende Erektion zu erzielen oder zu erhalten, oft verknüpft mit anderen chronischen Erkrankungen oder Medikationen.

Urologische Infektionen

Dazu zählen Blasenentzündungen, Nierenentzündungen und Prostatitis, die durch Bakterien verursacht und mit Antibiotika behandelt werden.

Peyronie-Krankheit

Eine Erkrankung, bei der es zu einer abnormalen Krümmung des Penis kommt, oft begleitet von Schmerzen während der Erektion.

Interstitielle Zystitis (schmerzhafte Blasenkrankheit)

Eine chronische Zustand, der zu wiederkehrenden Schmerzen im Beckenbereich und häufigem, schmerzhaften Wasserlassen führt.

Diagnostik in der Urologie

In der Urologie kommen moderne Diagnosetechniken zum Einsatz, die von kontinuierlichen technologischen Fortschritten und Entwicklungen profitieren. Die moderne Diagnostik ermöglicht eine immer präzisere und schnellere und frühzeitige Diagnose von urologischen Erkrankungen, was wiederum zu verbesserten Behandlungsergebnissen führt. Die Verfügbarkeit fortschrittlicher Bildgebung und minimal-invasiver Techniken hat die Diagnostik in der Urologie erheblich verbessert, wodurch Diagnosen weniger invasiv und komfortabler für den Patienten geworden sind.

Wichtige Diagnoseinstrumente und -verfahren in der Urologie sind:

Ultraschall

Ein nicht-invasives Verfahren, das Schallwellen nutzt, um Bilder der Harnorgane zu erstellen und häufig verwendet wird, um Zustände wie Nierensteine, Tumoren oder andere anatomische Abnormalitäten zu identifizieren.

Zystoskopie

Ein endoskopisches Verfahren, bei dem ein dünnes Instrument, das Zystoskop, durch die Harnröhre eingeführt wird, um das Innere der Blase und Harnröhre direkt zu untersuchen. Dies ist besonders hilfreich zur Diagnose von Blasenkrebs und anderen Anomalien der Blase.

Uroflowmetrie

Eine einfache, aber informative Methode zur Messung der Urinflussrate. Sie wird verwendet, um die Blasen- und Schließmuskelfunktion zu bewerten und kann Hinweise auf eine benigne Prostatahyperplasie oder Harnwegsblockaden geben.

Computertomografie (CT)

Bietet detaillierte Querschnittbilder, die besonders nützlich sind, um komplexe Fälle von Nierensteinen, Tumoren und strukturellen Anomalien der Harnwege zu bewerten.

Magnetresonanztomografie (MRT)

Nutzt starke Magnetfelder und Radiowellen, um detaillierte Bilder der Organe und Strukturen des Beckens zu erzeugen. Dies ist besonders nützlich zur Beurteilung von Weichgewebe und komplexen Strukturen.

Biopsie

Eine Probeentnahme von Gewebe, die unter Anleitung von bildgebenden Verfahren durchgeführt wird, um auf Krebszellen zu testen. Biopsien sind entscheidend für die Bestätigung von Krebsdiagnosen, insbesondere bei Prostata- und Blasenkrebs.

Urodynamische Tests

Eine Reihe von Untersuchungen, die die Funktionsweise der Blase und der Harnröhre bewerten. Diese Tests sind besonders wichtig für Patienten mit Inkontinenz oder neurologischen Erkrankungen, die die Blasenfunktion beeinflussen.

Facharztausbildung Urologie

Die Facharztausbildung in der Urologie ist eine umfassende und strukturierte Weiterbildung. Die Facharztausbildung bereitet die angehenden Fachärzte und Fachärztinnen darauf vor, selbstständig und kompetent in ihrem Fachgebiet zu agieren und eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung zu gewährleisten.

Dauer der Facharztausbildung 

Die Facharztausbildung für Urologie in Deutschland dauert fünf Jahre. Diese Zeit ist aufgeteilt in praktische und theoretische Ausbildungsphasen, die den angehenden Urologen sowohl spezialisierte Kenntnisse als auch praktische Fähigkeiten vermitteln.

Ort der Facharztausbildung 

Die Weiterbildung findet an Weiterbildungsstätten statt, die von den Landesärztekammern dazu befugt und anerkannt sind. Dazu gehören vor allem Krankenhäuser aber auch spezialisierte größere medizinische Zentren und Praxen. 

Wesentliche Lerninhalte der Facharztausbildung 

Die Weiterbildungsinhalte sind in einem strukturierten Ausbildungskatalog seitens der Landesärztekammern vorgegeben und beinhalten sowohl praktische Fertigkeiten als auch theoretisches Wissen beinhalten:

  • Medizinische Grundlagen: Detailliertes Verständnis der Anatomie, Physiologie und Pathologie der Harn- und männlichen Geschlechtsorgane.
  • Diagnostische Verfahren: Erlernen und Anwenden verschiedener diagnostischer Techniken wie Ultraschall, Zystoskopie, urodynamische Messungen und biopsische Verfahren.
  • Chirurgische Techniken: Ausbildung in einer Vielzahl von chirurgischen Eingriffen, von offenen Operationen bis hin zu minimal-invasiven und endoskopischen Verfahren.
  • Behandlung von urologischen Erkrankungen: Kenntnisse in der medikamentösen, chirurgischen und supportiven Behandlung von Erkrankungen wie Prostatakrebs, Blasenentzündungen, Nierensteinen und Harninkontinenz.
  • Notfallmanagement: Fähigkeiten im Umgang mit urologischen Notfällen und der akuten Versorgung von Patienten.
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Disziplinen, um eine umfassende Patientenversorgung sicherzustellen.

Gehalt in der stationären Versorgung

Die Vergütung von Urologen / Urologinnen in der stationären Versorgung ist abhängig von der beruflichen Position, der Art des Krankenhauses oder der Klinik, der Komplexität der ausgeführten Tätigkeiten sowie der Berufserfahrung der Ärzte. Die Gehälter in staatlichen und kommunalen Gesundheitseinrichtungen sind durch kollektive Tarifverträge geregelt, die spezifisch für jede Einrichtung ausgehandelt werden.

Zum Beispiel beträgt das Grundgehalt für medizinisches Personal in urologischen Abteilungen kommunaler Krankenhäuser, basierend auf dem Tarifvertrag für Ärzte (TV-Ärzte/VKA) und nach drei Jahren Berufserfahrung, etwa:

  • Assistenzärzte/-ärztinnen in der Urologie: rund 5.800 EUR,
  • Fachärzte/-ärztinnen in der Urologie: ungefähr 8.100 EUR,
  • Oberärzte/-ärztinnen in der Urologie: etwa 10.000 EUR.

Diese Gehaltsangaben dienen als Orientierung und können je nach Einrichtung und spezifischen Arbeitsbedingungen variieren.

Einkommen in der ambulanten Versorgung

In ambulanten Praxen konzentriert sich die Tätigkeit von Urologen vorrangig auf die Behandlung von Harnwegserkrankungen und chronischen urologischen Zuständen sowie der Nachbehandlung und Nachsorge nach operativen Eingriffen. Der durchschnittliche Jahresreinertrag einer urologischen Praxis im Jahr 2021 betrug etwa 371.000 EUR, was ungefähr 15 % über dem Durchschnittseinkommen aller Facharztpraxen in der ambulanten Versorgung liegt.

Berufliche Perspektiven in der Urologie

Die Urologie ist ein medizinisches Fachgebiet, das durch die demografische Entwicklung einer alternden Bevölkerung stetig an Bedeutung gewinnt. Der zunehmende Anteil älterer Menschen führt zu einem verstärkten Bedarf an urologischer Versorgung, da mit dem Alter typische urologische Erkrankungen wie Prostataerkrankungen, Harninkontinenz und Nierenprobleme häufiger werden. Diese Entwicklung sorgt für eine kontinuierliche Nachfrage nach spezialisierten Fachkräften in sowohl stationären als auch ambulanten Versorgungseinrichtungen.

Die Attraktivität des Berufs ergibt sich unter anderem aus den vielfältigen Spezialisierungsmöglichkeiten, die ausgezeichnete berufliche Chancen bieten. Zu diesen Spezialisierungen zählen beispielsweise die Uroonkologie, Andrologie, Endourologie und die Kinderurologie. Jedes dieser Spezialgebiete erfordert ein tiefgehendes Wissen über spezifische urologische Störungen und deren Behandlungsstrategien, was Urologen die Möglichkeit bietet, sich in einem oder mehreren dieser hochspezialisierten Felder zu etablieren.

Die zunehmende Bedeutung der Urologie wird auch durch den medizinischen Fortschritt und die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden verstärkt. Dies bietet Urologen nicht nur die Gelegenheit, an der Spitze medizinischer Innovationen zu arbeiten, sondern auch eine führende Rolle in der Erforschung und Anwendung neuer Technologien und Therapien zu übernehmen, die die Lebensqualität der Patienten signifikant verbessern können.

Insgesamt bieten sich für Urologen sehr positive berufliche Perspektiven, mit einer stabilen Nachfrage nach Fachkenntnissen in einem Bereich, der direkt zur Behandlung und Pflege einer wachsenden Patientenzahl beiträgt. Die Möglichkeit, sich auf bestimmte Subspezialitäten zu konzentrieren, eröffnet zusätzliche Wege für eine erfolgreiche und erfüllende Karriere in der Medizin.


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