Facharzt/Fachärztin für Neurologie: Arbeitsschwerpunkte und Aufgaben

Durch die zunehmende Alterung der Bevölkerung nehmen neurologische Erkrankungen wie Schlaganfälle und Demenz zu. Diese Entwicklung, gepaart mit schnellen Fortschritten in der medizinischen Technologie, macht die Neurologie zu einem attraktiven und dynamischen Arbeitsfeld. Modernste Technologien verbessern Diagnose- und Behandlungsmethoden und eröffnen neue Wege in der Patientenversorgung, was Neurologen hervorragende Karrierechancen und die Möglichkeit bietet, an der Spitze medizinischer Innovationen zu arbeiten.

Die Illustration zeigt einen Kopf und das Gehirn, dass von einem Neurologe behandelt wird.

Die Neurologie ist das medizinische Fachgebiet, das sich mit der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems befasst. Dies umfasst sowohl das zentrale als auch das periphere Nervensystem, einschließlich ihrer Blutgefäße und aller effektorischen Gewebe wie Muskeln. Neurologen/Neurologinnen sind Ärztinnen und Ärzte, die sich auf dieses Fachgebiet spezialisiert haben und Störungen wie Epilepsie, Schlaganfall, Multiple Sklerose und Parkinson behandeln.

Im Unterschied zu Psychiatern/Psychiaterinnen, die psychische Störungen behandeln, die das Denken, Fühlen und Verhalten beeinflussen, fokussieren sich Neurologen/Neurologinnen primär auf organische, das heißt körperlich begründbare Erkrankungen des Nervensystems. Eine weitere Abgrenzung besteht zu Neurochirurgen/Neurochirurginnen, die operative Eingriffe am Nervensystem durchführen, während Neurologen/Neurologinnen in der Regel nicht-operativ tätig sind.

Was ist ein Neurologe?

Ein Neurologe ist ein Arzt/Ärztin mit einer abgeschlossenen Facharztweiterbildung in der Neurologie, der sich auf die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems spezialisiert hat. Der Begriff "Neurologe" stammt aus dem Griechischen, wobei "neuron" für Nerv und "logos" für Lehre steht. 

Historisch gesehen wurden die Fachgebiete Neurologie und Psychiatrie unter dem Überbegriff "Nervenheilkunde" zusammengefasst. Heute sind sie jedoch als eigenständige Disziplinen anerkannt. Ein Nervenarzt war ursprünglich ein Arzt, der in beiden Fachbereichen ausgebildet war. Seit der Änderung in den Ausbildungsrichtlinien Anfang der 2000er Jahre werden diese Disziplinen jedoch separat gelehrt und praktiziert.

Neurologen/Neurologinnen arbeiten hauptsächlich in Krankenhäusern und spezialisierten Kliniken, aber viele sind auch in privaten Praxen tätig. Sie sind nicht nur in der Patientenversorgung aktiv, sondern beteiligen sich auch an der neurologischen Forschung, um die Behandlungsmöglichkeiten und das Verständnis von Nervenkrankheiten weiter zu verbessern.

Ende 2022 hatten laut Statistik der Bundesärztekammer in Deutschland rund 10.300 Ärzte und Ärztinnen eine Fachweiterbildung in der Neurologie und Nervenheilkunde abgeschlossen. Damit gehört die Neurologie zu den großen medizinischen Fachbereichen.

Behandlungsschwerpunkte in der Neurologie

Das Nervensystem, ein komplexes Netzwerk aus Gehirn, Rückenmark und peripheren Nerven, steuert alles, von einfachen motorischen Bewegungen bis hin zu komplexen kognitiven Prozessen. Aufgrund seiner zentralen Bedeutung für das menschliche Wohlbefinden hat die Neurologie die Aufgabe, Erkrankungen zu adressieren, deren Spektrum von genetisch bedingten Störungen bis hin zu erworbenen Bedingungen reicht. 

Zu den wichtigsten behandelten Krankheitsbildern gehören:

Alzheimer-Krankheit und andere Demenzformen

Diese degenerativen Erkrankungen führen zu einem fortschreitenden Gedächtnisverlust und anderen kognitiven Beeinträchtigungen. Sie resultieren aus dem Absterben von Gehirnzellen und anderen pathologischen Veränderungen im Gehirn.

Parkinson-Krankheit

Eine Bewegungsstörung, die durch Zittern, Steifheit und Schwierigkeiten bei der Bewegung und Koordination gekennzeichnet ist. Sie ist auf den Verlust von Nervenzellen zurückzuführen, die Dopamin produzieren.

Multiple Sklerose

Eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Myelinscheiden angreift, die die Nervenzellen im Zentralnervensystem umgeben. Dies führt zu einer Vielzahl von Symptomen, darunter motorische und sensorische Beeinträchtigungen.

Epilepsie

Eine Gruppe von Erkrankungen, die durch das Auftreten von wiederholten Anfällen charakterisiert sind. Diese Anfälle sind das Ergebnis von plötzlichen, abnormen elektrischen Aktivitäten im Gehirn.

Schlaganfall

Tritt auf, wenn die Blutzufuhr zu einem Teil des Gehirns unterbrochen wird, was zu einem plötzlichen Verlust von Gehirnfunktionen führt. Es gibt zwei Haupttypen von Schlaganfällen: ischämische und hämorrhagische. Für die effiziente Behandlung von Schlaganfallpatienten sind spezielle Abteilungen in Krankenhäusern (stroke units) unerlässlich.

Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)

Eine fortschreitende neurodegenerative Krankheit, die die Nervenzellen betrifft, die für die Steuerung willkürlicher Muskelbewegungen verantwortlich sind.

Migräne

Eine Form des Kopfschmerzes, die oft einseitig auftritt und von Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Empfindlichkeit gegenüber Licht und Lärm begleitet wird.

Guillain-Barré-Syndrom

Eine seltene Störung, bei der das Immunsystem die Nervenzellen angreift, was zu Schwäche und oft zu Lähmungen führt.

Diagnostik in der Neurologie

Grundlage für die präzise Erkennung und Behandlung neurologischer Störungen ist eine moderne Diagnostik. Die wichtigsten diagnostischen Instrumente und Methoden, die in der Neurologie verwendet werden, sind: 

Computertomografie (CT)

Diese bildgebende Methode verwendet Röntgenstrahlen, um detaillierte Querschnittbilder des Körpers zu erstellen, was besonders nützlich ist, um Probleme im Gehirn und in der Wirbelsäule zu diagnostizieren.

Magnetresonanztomografie (MRI)

MRI nutzt starke Magneten und Radiowellen, um detaillierte Bilder der Organe und Strukturen im Körper zu erzeugen, einschließlich des Gehirns und anderer Teile des Nervensystems.

Elektroenzephalogramm (EEG)

Diese Methode zeichnet die elektrische Aktivität des Gehirns auf und wird häufig zur Diagnose von Epilepsie und anderen Gehirnstörungen verwendet.

Lumbalpunktion (Spinaltap)

Hierbei wird eine Probe der Zerebrospinalflüssigkeit entnommen, um auf Infektionen, Blutungen oder andere neurologische Zustände zu testen.

Positronenemissionstomografie (PET)

Diese nuklearmedizinische Bildgebungstechnik wird verwendet, um die zelluläre Funktion und den Metabolismus im Gehirn zu beobachten, was bei der Früherkennung von Krankheiten wie Alzheimer hilfreich sein kann.

Elektromyografie (EMG) und Nervenleitgeschwindigkeit (NCV)

Diese Tests messen die elektrische Aktivität in Muskeln und Nerven, um neuromuskuläre Erkrankungen wie ALS zu diagnostizieren.

Duplexsonographie der hirnversorgenden Arterien

Eine Ultraschalltechnik, die verwendet wird, um den Blutfluss in den Arterien zu beurteilen und Störungen wie Verengungen oder Blockaden zu erkennen.

Arteriogramm (Angiogramm)

Ein Röntgenbild der Arterien und Venen, das verwendet wird, um Verengungen oder Blockierungen in den Blutgefäßen zu identifizieren, insbesondere im Gehirn und Rückenmark.

Facharztausbildung

Die Facharztausbildung in der Neurologie in Deutschland ist eine umfassende, fünfjährige Weiterbildung, die tiefgehende Kenntnisse und Fähigkeiten in der Diagnose und Behandlung neurologischer Erkrankungen vermittelt. Innerhalb dieser Zeit erwerben angehende Fachärzte für Neurologie nicht nur spezifische neurologische Fachkenntnisse, sondern absolvieren auch verpflichtende Weiterbildungsabschnitte in verwandten Disziplinen wie der Psychiatrie.

Die Ausbildung erfolgt an von den Landesärztekammern anerkannten Einrichtungen, zu denen Krankenhäuser und spezialisierte Kliniken mit entsprechender Weiterbildungsberechtigung zählen. Teile der Weiterbildung können auch in der ambulanten Versorgung in Praxen und MVZ absolviert werden. Diese Einrichtungen müssen über die nötige Infrastruktur und qualifiziertes Fachpersonal verfügen, um eine adäquate Ausbildung sicherzustellen.

Die Befugnis zur Weiterbildung liegt bei qualifizierten Fachärzten, die in den jeweiligen Einrichtungen leitende Funktionen innehaben. Diese Fachärzte tragen die Verantwortung für die strukturierte Vermittlung der Fachkenntnisse, die für die neurologische Patientenversorgung erforderlich sind. Die Befugnis zur Weiterbildung wird formal von den Landesärztekammern erteilt und ist an die Qualifikation der Person und die Infrastruktur einer Einrichtung gebunden.

Gehalt von Neurologen in der stationären Versorgung

Die Gehälter von Neurologen in der stationären Versorgung in Deutschland unterscheiden sich je nach Position, Art der Einrichtung, Komplexität der Aufgaben und der Berufserfahrung. In Krankenhäusern und Kliniken sind die Gehälter in der Regel tarifgebunden, was bedeutet, dass sie durch Tarifverträge festgelegt werden, die für die jeweilige Einrichtung gelten.

Zur Orientierung: Grundgehälter für Ärztinnen und Ärzte an den kommunalen Krankenhäusern im Geltungsbereich des TV-Ärzte/VKA nach Position und 3 Jahren Berufserfahrung (gerundet):

  • Assistenzärzte/-ärztinnen 5.800 EUR
  • Fachärzte/-ärztinnen 8.100 EUR
  • Oberärzte/-ärztinnen 10.000 EUR

Einkommen vom Neurologen in der ambulanten Versorgung

In ambulanten Praxen liegt der Arbeitsschwerpunkt von Neurologen hauptsächlich auf die Behandlung von Folgeerscheinungen von Schlaganfällen und chronischen Erkrankungen- Der Reinertrag pro Praxis lag Jahr 2021 bei etwa 238.000 € lag, was rund 20 % unter dem Durchschnitt aller ambulanten Praxen ist. 

Berufliche Perspektiven im Fachbereich Neurologie

Die Neurologie ist ein medizinisches Fachgebiet, das aufgrund der alternden Bevölkerung stetig wächst. Der steigende Anteil älterer Menschen führt zu einem erhöhten Bedarf an neurologischer Versorgung, da mit dem Alter häufig neurologische Erkrankungen wie Schlaganfälle, Demenz und Parkinson zunehmen. Dieser demographische Wandel erzeugt eine kontinuierliche Nachfrage nach spezialisierten Fachkräften sowohl in der stationären als auch in der ambulanten Versorgung.

Die Attraktivität des Berufs liegt unter anderem in den vielfältigen Spezialisierungsmöglichkeiten, die hervorragende Berufschancen bieten. Zu diesen Spezialisierungen zählen unter anderem Bereiche wie Schlaganfallmedizin, neuromuskuläre Erkrankungen, Epileptologie und Bewegungsstörungen. Jede dieser Subspezialitäten erfordert tiefgehendes Wissen über spezifische Störungen des Nervensystems und deren Behandlungsstrategien, was Neurologen ermöglicht, sich in einem oder mehreren dieser hochspezialisierten Felder zu etablieren.

Die zunehmende Bedeutung der Neurologie wird durch den fortschreitenden medizinischen Fortschritt und die Entwicklung neuer Behandlungsansätze weiter gestärkt. Dies bietet Neurologen nicht nur die Möglichkeit, an der Spitze medizinischer Innovationen zu arbeiten, sondern auch eine führende Rolle in der Erforschung und Anwendung neuer Technologien und Therapien zu übernehmen, die das Potenzial haben, die Lebensqualität von Patienten signifikant zu verbessern.

Insgesamt sind die beruflichen Perspektiven für Neurologen sehr positiv, mit einer stabilen Nachfrage nach Fachkenntnissen in einem Bereich, der direkt zur Behandlung und Pflege einer wachsenden Zahl von Patienten beiträgt. Die Fähigkeit, sich auf bestimmte Subspezialitäten zu konzentrieren, eröffnet zusätzlich Wege für eine erfolgreiche und erfüllende Karriere in der Medizin.


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