Neuropsychologie: Gehalt, Arbeitsschwerpunkte und Perspektiven

Neuropsychologen/-innen spielen eine zentrale Rolle in der Therapie von Patienten mit Hirnverletzungen oder -erkrankungen. Tätigkeitsbereich sindt Krankenhäuser, Rehabilitationszentren und Forschungseinrichtungen, wo sie im Team eine ganzheitliche Versorgung gewährleisten. Angesichts des wachsenden Bedarfs, insbesondere bei Schlaganfällen, bieten sich Neuropsychologen/-innen vielfältige Karrieremöglichkeiten in klinischer Praxis, Forschung und Lehre.

Die Illustration zeigt eine Patientin die offenbar mit dem Umfeld nicht zurechtkommt.

Die Neuropsychologie untersucht Gehirnfunktionen wie Denkvermögen, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Sprache. Sie befasst sich zudem mit motorischen Fertigkeiten, Persönlichkeits- und Verhaltensänderungen, emotionalen und visuellen Wahrnehmungsstörungen. Besonders im Fokus stehen Funktionseinschränkungen durch Unfälle oder Krankheiten. Neuropsychologen/-innen entwickeln therapeutische Strategien, um diese Beeinträchtigungen zu behandeln. Diese Ansätze unterstützen die Rehabilitation der Betroffenen, verbessern ihre Lebensqualität und helfen, sich im Alltag besser zurechtzufinden.

Dieser Blogpost beleuchtet die Aufgaben und Arbeitsschwerpunkte der Neuropsychologie, die Ausbildung und die beruflichen Perspektiven und  Verdienstmöglichkeiten. 

Was ist ein Neuropsychologe/-psychologin?

Ein Neuropsychologe/-psychologin ist spezialisiert auf die Analyse und Behandlung von kognitiven Funktionen, die zum Beispiel durch Hirnschädigungen oder neurologische Erkrankungen beeinträchtigt sind. Diese Spezialisierung basiert auf dem tiefen Verständnis der direkten Beziehungen zwischen Gehirnstrukturen und -funktionen und den Auswirkungen.

Im Gegensatz dazu beschäftigt sich die allgemeine Psychologie mit einem breiteren Spektrum psychischer Zustände und Verhaltensweisen, einschließlich emotionaler und sozialer Probleme, ohne notwendigerweise eine direkte Verbindung zu physischen Gehirnveränderungen herzustellen. Während die allgemeine Psychologie Interventionen und Therapien zur Förderung des psychischen Wohlbefindens anbieten, zielt die Neuropsychologie speziell auf die Wiederherstellung, Kompensation oder Anpassung von kognitiven Defiziten ab, die auf spezifische Gehirnverletzungen oder -erkrankungen zurückzuführen sind.

Neuropsychologen/-innen arbeiten interdisziplinär mit Neurologen/-innen, Psychiatern/-innen und Rehabilitationsmediziner/-innen und Therapeut/-innen zusammen, um eine integrierte Versorgung und Behandlung für Menschen mit neurologischen Beeinträchtigungen zu gewährleisten. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit ist entscheidend für eine umfassende Betreuung, die sowohl die physischen als auch die psychologischen Aspekte von Hirnschädigungen adressiert.

Ausbildung Neuropsychologie

Die Gesellschaft für Neuropsychologie (GNP bietet seit 1993 eine zertifizierte Weiterbildung an, die als Qualitätsstandard in der Versorgung von Patienten mit Gehirnerkrankungen oder -funktionsstörungen anerkannt ist. Es handelt sich dabei um eine spezialisierte Weiterbildung für Personen mit einem abgeschlossenen Studium in Psychologie oder einem verwandten Fach. Verwandte Fächer sind Medizin, Biopsychologie, kognitive Wissenschaften oder ähnliche Studiengänge, die ein fundiertes Verständnis der Gehirnfunktionen und -strukturen sowie der psychologischen Prozesse bieten. Diese Disziplinen bieten eine solide Grundlage für die spezialisierten Kenntnisse und Fähigkeiten, die in der neuropsychologischen Weiterbildung erworben werden.

Die Weiterbildung zum/zur Klinischen Neuropsychologen/-in dauert in der Regel drei Jahre. Diese Zeit beinhaltet praktische Berufserfahrung in zugelassenen Einrichtungen sowie theoretische und anwendungsbezogene Kurse, die das Curriculum der Klinischen Neuropsychologie abdecken. Eine zugelassene Einrichtung ist eine von der GNP anerkannte Institution, die die qualitativen Anforderungen für die praktische Ausbildung in der Neuropsychologie erfüllt. Die Weiterbildung ist berufsbegleitend konzipiert, was bedeutet, dass die Teilnehmer/-innen während ihrer regulären Berufstätigkeit in klinischen, rehabilitativen oder forschungsorientierten Einrichtungen die erforderlichen praktischen Erfahrungen sammeln können. 

Die Weiterbildung zum/zur Klinischen Neuropsychologen/-in schließt mit einer Abschlussprüfung ab. Diese Prüfung ist notwendig, um das Zertifikat der Gesellschaft für Neuropsychologie (GNP) zu erhalten.

Arbeitsschwerpunkte der Neuropsychologie

Arbeitsschwerpunkte der Neuropsychologie sind die Diagnostik und Therapie von kognitiven und emotionalen Störungen sowie Verhaltensänderungen, die durch angeborene oder erworbene Hirnschädigungen entstanden sind. Beispiele für solche Schädigungen sind Schlaganfälle, Schädel-Hirn-Traumata durch Unfälle oder operierte Hirntumore.

Diagnostische und therapeutische Aufgaben

  • Diagnostik kognitiver Störungen: Durchführung spezifischer Tests und Anamnesegespräche zur Bewertung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprachvermögen, exekutiven Funktionen und anderen kognitiven Fähigkeiten.
  • Therapie emotionaler Störungen: Einsatz von Interventionen zur Behandlung von emotionalen Folgen neurologischer Erkrankungen, wie Depression oder Angstzustände.
  • Behandlung von Verhaltensänderungen: Strategien zur Anpassung oder Modifikation von Verhaltensweisen, die aufgrund von Hirnschädigungen entstanden sind.
  • Neurologische Frührehabilitation: Frühe rehabilitative Maßnahmen zur Unterstützung der Erholung nach akuten neurologischen Ereignissen wie Schlaganfall. Ein Schwerpunkt der neurologischen Frührehabilitation sind Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie.
  • Therapie bei spezifischen Erkrankungen: Spezialisierte Behandlungsprogramme für Patienten mit Parkinson, Epilepsie und anderen neurologischen Erkrankungen.
  • Forschung: Weiterentwicklung neuropsychologischer Diagnoseverfahren und Therapiemethoden basierend auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Neuropsychologen/-innen werden hauptsächlich in klinischen Einrichtungen wie Krankenhäusern und Reha-Zentren eingesetzt, wo sie eng mit anderen medizinischen Fachkräften zusammenarbeiten, um eine umfassende Behandlung und Rehabilitation zu gewährleisten.

Was verdienen Psychologen/-innen 2024?

Das Gehalt von Psychologen/-innen wird überwiegend durch Tarifverträge geregelt. Es gibt spezifische Tarifverträge für verschiedene Trägerorganisationen, die sich aufgrund unterschiedlicher Laufzeiten und Zusatzregelungen nur bedingt miteinander vergleichen lassen. Die Grundgehälter steigen jährlich mit der Berufserfahrung.

Für Beschäftigte in kommunalen und öffentlichen Einrichtungen ist der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) relevant. Gemäß TVöD werden allgemeine Psychologen/-innen in kommunalen Einrichtungen der Entgeltgruppe E13 oder E14 eingestuft. Entscheidend für die Einstufung ist die Komplexität der Arbeitsaufgaben. 

Gehalt Psychologe/Psychologin in Entgeltgruppe 13 nach TVöD gültig bis 31.12.2024 (gerundet)

  • Berufsjahr 1: 4.630 EUR
  • Berufsjahr 2: 4.980 EUR
  • Berufsjahr 3: 5.390 EUR
  • Berufsjahr 4: 5.830 EUR
  • Berufsjahr 5: 6.350 EUR
  • Berufsjahr 6: 6.635 EUR

Gehalt Psychologe/Psychologin in Entgeltgruppe 14 nach TVöD gültig bis 31.12.2024 (gerundet)

  • Berufsjahr 1: 5.000 EUR
  • Berufsjahr 2: 5.330 EUR
  • Berufsjahr 3: 5.750 EUR
  • Berufsjahr 4: 6.230 EUR
  • Berufsjahr 5: 6.750 EUR
  • Berufsjahr 6: 7.130 EUR

Was verdienen Neuropsychologen/-innen 2024?

Neuropsychologen/-innen mit abgeschlossener Weiterbildung werden üblicherweise in die Entgeltgruppe E15 eingestuft. Der Gehaltsunterschied im Vergleich zur allgemeinen Psychologie beträgt monatlich rund 500 EUR. Neuropsychologen/-innen werden also deutlich besser vergütet als Psychologen/-innen ohne entsprechende Weiterbildung.

Bei einer Berufserfahrung von 5 Jahren liegt das Gehalt bei rund 7.400 EUR monatlich, was einem Jahresgehalt von etwa 88.800 EUR entspricht. In diesem Gehältern sind Zusatzentgelte für Dienste oder Überstunden nicht enthalten.

Gehalt Neuropsychologe/-psychologin in Entgeltgruppe 15 nach TVöD gültig bis 31.12.2024 (gerundet)

  • Berufsjahr 1: 5.500 EUR
  • Berufsjahr 2: 5.860 EUR
  • Berufsjahr 3: 6.260 EUR
  • Berufsjahr 4: 6.810 EUR
  • Berufsjahr 5: 7.370 EUR
  • Berufsjahr 6: 7.750 EUR

Berufliche Perspektiven und Einsatzbereiche

Neuropsychologen/-innen sind vorwiegend in Krankenhäusern, Rehabilitationszentren und Forschungseinrichtungen tätig. Dort arbeiten sie im Team mit anderen medizinischen Fachkräften, um eine ganzheitliche Betreuung für Patienten/-innen mit Hirnverletzungen oder -erkrankungen sicherzustellen. Der Bedarf an neuropsychologischen Dienstleistungen steigt, insbesondere in einer alternden Gesellschaft, mit einer zunehmenden Häufigkeit von Schlaganfällen. Dies eröffnet Neuropsychologen/-innen eine Vielzahl von beruflichen Möglichkeiten in unterschiedlichsten Arbeitsbereichen der klinischen Praxis, Forschung und akademischen Lehre. Die Gehälter für Neuropsychologen/-innen sind den letzten Jahren deutlich gestiegen, was die Weiterbildung und den Beruf attraktiv macht.

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Letzte Aktualisierung
23.03.2024
Autor/Autorin
valmedi Redaktion
Bildgestaltung
Hanna Hillier

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