Gerontopsychiatrische Fachkraft: Weiterbildung und Perspektiven
Die Fachweiterbildung zur Pflegefachkraft für Gerontopsychiatrie eröffnet ein breites Spektrum an beruflichen Möglichkeiten. Die Weiterbildung setzt eine abgeschlossene Berufsausbildung voraus und richtet sich primär an Pflegefachkräfte. Die Nachfrage ist in der ambulanten und stationären Versorgung hoch. Die Gehälter sind in den letzten Jahren spürbar gestiegen. Diese Entwicklung ist auch in den kommenden Jahren aufgrund des hohen Bedarfs und der Vielzahl offener Stellen zu erwarten.
Gerontopsychiatrische Fachkräfte betreuen ältere Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Demenz oder Depressionen. Sie arbeiten in Altenheimen, psychiatrischen Kliniken und ambulanten Pflegediensten. Die Weiterbildung ist wichtig, weil sie das nötige Wissen und die Fähigkeiten für die speziellen Bedürfnisse dieser Patientengruppe vermittelt. Mit dieser Qualifikation können die Pflegekräfte besser auf die Herausforderungen im Alltag der Betroffenen eingehen. Die Nachfrage nach qualifizierten gerontopsychiatrischen Fachkräften wächst mit der Zahl älterer Menschen.
Dieser Blogpost beleuchtet die Arbeitsschwerpunkte, die Weiterbildung und die beruflichen Perspektiven nach Abschluss der Weiterbildung.
Arbeitsschwerpunkte in der gerontopsychiatrischen Pflege
In der gerontopsychiatrischen Pflege stehen Fachkräfte vor spezifischen Herausforderungen, die ein tiefes Verständnis sowohl für altersbedingte psychische Erkrankungen als auch für die Bedürfnisse älterer Menschen erfordern.
Diese Arbeit geht weit über die alltägliche Pflege hinaus und erfordert daher spezialisierte Kenntnisse und Fähigkeiten:
Individuelle Betreuungspläne: Entwicklung maßgeschneiderter Pflegekonzepte, die auf die psychischen und physischen Anforderungen der Patienten zugeschnitten sind, um eine ganzheitliche Betreuung zu sichern.
Kognitive Stimulation: Einsatz spezifischer Therapien und Aktivitäten zur Förderung der geistigen Aktivität, insbesondere zur Verlangsamung des Fortschreitens von Demenzerkrankungen.
Emotionale Unterstützung: Gewährleistung einer kontinuierlichen psychischen Betreuung zur Bewältigung von Depressionen, Angstzuständen und anderen emotionalen Herausforderungen, die im Alter auftreten können.
Angehörigenarbeit: Enge Zusammenarbeit mit Angehörigen, um diese zu informieren und in den Pflegeprozess einzubinden, was eine wichtige Komponente für eine erfolgreiche Betreuung darstellt.
Krisenintervention: Schnelles und effektives Eingreifen in Krisensituationen, um die Sicherheit und das Wohlbefinden der Patienten zu gewährleisten.
Diese Schwerpunkte verdeutlichen die Komplexität der gerontopsychiatrischen Pflege und unterstreichen die Notwendigkeit einer spezialisierten Ausbildung und fortlaufenden Weiterbildung in diesem Bereich.
Gerontopsychiatrische Pflege versus psychiatrische Pflege
In der gerontopsychiatrischen Pflege und in der allgemeinen psychiatrischen Pflege gibt es viele Gemeinsamkeiten, wie das erforderliche Wissen in der Psychiatrie, die Bedeutung effektiver Kommunikation und das Erstellen individueller Behandlungspläne für Patienten. Der Hauptunterschied zwischen beiden liegt in der Zielgruppe: Während sich die gerontopsychiatrische Pflege speziell auf ältere Menschen mit psychischen Erkrankungen konzentriert, deckt die psychiatrische Pflege Menschen aller Altersgruppen ab.
Gerontopsychiatrische Pflegekräfte benötigen spezifisches Wissen über altersspezifische Erkrankungen wie Demenz. Zudem ist in der gerontopsychiatrischen Pflege ein breiterer Betreuungsansatz erforderlich, der auch körperliche und soziale Bedürfnisse der Patienten berücksichtigt. Die gerontopsychiatrische Pflege kann somit als eine spezialisierte Form der psychiatrischen Pflege angesehen werden, die sich auf die besonderen Anforderungen älterer Patienten fokussiert und das Basiswissen der psychiatrischen Pflege um spezifische Kenntnisse und Fähigkeiten erweitert.
Einsatzbereiche
Nach Abschluss der Weiterbildung werden gerontopsychiatrische Pflegefachkräfte in hauptsächlich in Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens eingesetzt, die sich auf die Betreuung älterer Menschen mit psychischen Erkrankungen konzentrieren.
In Alten- und Pflegeheimen, die spezielle Abteilungen oder Gruppen für gerontopsychiatrische Patienten anbieten, übernehmen diese Fachkräfte die direkte Pflege und Betreuung. Sie arbeiten eng mit den Bewohnern zusammen, um deren Alltag zu gestalten und ihre Lebensqualität zu erhöhen, indem sie individuell abgestimmte Betreuungspläne umsetzen.
Psychiatrische Kliniken und spezialisierte gerontopsychiatrische Stationen sind weitere wichtige Arbeitsorte. Hier sind die Fachkräfte in interdisziplinären Teams eingebunden und wirken an der umfassenden Behandlung der Patienten mit, von der medizinischen Versorgung bis hin zur psychosozialen Unterstützung.
Ambulante Pflegedienste bieten eine weitere Perspektive, bei der die Pflegefachkräfte ältere Menschen mit psychischen Erkrankungen in deren eigenem Zuhause besuchen. Diese Arbeit erfordert ein hohes Maß an Selbstständigkeit und Flexibilität, da die Pflege in der gewohnten Umgebung der Patienten stattfindet und auf deren individuelle Bedürfnisse zugeschnitten sein muss.
Darüber hinaus sind gerontopsychiatrische Pflegefachkräfte in Beratungsstellen und bei sozialen Diensten tätig. In dieser Funktion unterstützen sie nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch deren Familien und Angehörige, indem sie Beratung, Schulung und Anleitung bieten, um den Umgang mit der Erkrankung im Alltag zu erleichtern.
An wen richtet sich die Weiterbildung gerontopsychiatrische Pflege?
Ziel der Weiterbildung ist die Befähigung zur fachgerechten Betreuung älterer Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen. Die Weiterbildung in der gerontopsychiatrischen Pflege richtet sich hauptsächlich an Pflegefachkräfte wie Kranken- und Altenpfleger/-innen. Zusätzlich können unter bestimmten Voraussetzungen auch Fachkräfte aus der Ergotherapie, Physiotherapie, aber auch medizinische Fachangestellte MFA und Sozialpädagogen/-innen teilnehmen. Für die Teilnahme ist eine abgeschlossene Berufsausbildung notwendig, oft wird auch Berufserfahrung verlangt. Psychiatrische Vorkenntnisse sind keine zwingende Voraussetzung, können aber hilfreich sein.
Persönliche Anforderungen/Fähigkeiten in der gerontopsychiatrischen Pflege
In der gerontopsychiatrischen Pflege sind neben fachlichen Qualifikationen auch persönliche Fähigkeiten und Eigenschaften von großer Bedeutung, um den Anforderungen dieses spezialisierten Berufsfeldes gerecht zu werden.
- Empathie: Ein tiefes Verständnis und Einfühlungsvermögen für die emotionalen und psychischen Zustände älterer Menschen mit psychischen Erkrankungen ist essenziell.
- Kommunikationsfähigkeit: Klare und geduldige Kommunikation, auch in schwierigen Situationen, ist wichtig, um mit Patienten, deren Angehörigen und Kollegen effektiv interagieren zu können.
- Belastbarkeit: Die Arbeit kann emotional und physisch fordernd sein. Eine hohe Belastbarkeit hilft dabei, auch unter Stress ruhig und professionell zu handeln.
- Problemlösungskompetenz: Die Fähigkeit, schnell und kreativ Lösungen für komplexe Situationen zu finden, ist in der gerontopsychiatrischen Pflege von großem Vorteil.
- Teamfähigkeit: Die Arbeit erfolgt oft in multidisziplinären Teams. Kooperationsbereitschaft und die Fähigkeit, im Team zu arbeiten, sind daher unerlässlich.
- Anpassungsfähigkeit: Die Bedürfnisse der Patienten können sich schnell ändern. Flexibilität und die Bereitschaft, sich auf neue Situationen einzustellen, sind wichtig.
Dauer, Struktur und Kosten der Weiterbildung
Die Weiterbildung zur gerontopsychiatrischen Fachkraft ist berufsbegleitend konzipiert und dauert in der Regel ein Jahr. Sie beinhaltet sowohl praxisnahe als auch theoretische Inhalte, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen in der Betreuung älterer Menschen mit psychischen Erkrankungen abgestimmt sind. Die Weiterbildung besteht aus regelmäßigen wöchentlichen Unterrichtseinheiten, ergänzt durch intensivere Lernphasen in Form von Blockunterricht. Die Weiterbildung schliesst mit einer Prüfung und einem Zertifikat ab.
Die Kosten für diese spezialisierte Weiterbildung können, je nach Bildungseinrichtung und Umfang des Angebots, variieren. Die Gebühren für solche Programme liegen zwischen 2.000 und 4.000 Euro, wobei zusätzliche Kosten wie Anmelde- oder Prüfungsgebühren anfallen können. Einige Arbeitgeber bieten die Möglichkeit der Förderung oder finanziellen Unterstützung oder sogar die Kostenübernahme an. Dies wird jedoch oft gekoppelt an eine längere Betriebszugehörigkeit.
Weiterbildungsinhalte psychiatrische Pflege
Die Weiterbildung zur gerontopsychiatrischen Fachkraft ist umfassend und deckt ein breites Spektrum an Fachwissen ab, die für die Betreuung älterer Menschen mit psychischen Erkrankungen wichtig sind.
Grundlagenwissen
- Psychische Gesundheit im Alter: Verständnis für psychische Krankheiten wie Demenz, Schizophrenie, Delir.
- Gerontologie und Geriatrie: Einführung in die Alterswissenschaften und die medizinische Behandlung älterer Menschen.
Pflegewissenschaftliche Themen
- Pflegemodelle und -prozesse: Ansätze zur Gestaltung der Pflegeplanung und -dokumentation.
- Kultursensible Pflege: Anpassung der Pflegepraxis an die kulturellen Bedürfnisse der Patienten.
Umgang mit Herausforderungen
- Herausforderndes Verhalten: Strategien zum Umgang mit Aggression und Gewalt in der Pflege.
- Beschäftigungsangebote: Methoden wie Biografiearbeit und personenzentrierte Pflege zur Förderung des Wohlbefindens.
Psychohygiene und Kommunikation
- Stressmanagement: Techniken zur Bewältigung von Belastungen im Pflegealltag.
- Kommunikationsfähigkeit: Effektive Gesprächsführung und Teamarbeit in der Pflege.
Qualitätsmanagement und rechtliche Aspekte
- Qualitätsstandards: Anwendung von Expertenstandards zur Sicherung der Pflegequalität.
- Rechtliche Grundlagen: Kenntnisse über gesetzliche Vorschriften und Betreuungsrecht.
Gehalt und berufliche Perspektiven nach der Weiterbildung
Die Weiterbildung zur gerontopsychiatrischen Fachkraft bietet in einer Gesellschaft mit zunehmend älter werdender Bevölkerung hervorragende berufliche Perspektiven. Der Bedarf an Fachkräften in diesem Bereich ist sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Pflege hoch. Mit der Weiterbildung in gerontopsychiatrischer Pflege erweitern Fachkräfte ihre Einsatzmöglichkeiten deutlich. Sie können landesweit in unterschiedlichsten Pflegeeinrichtungen arbeiten, was die berufliche Vielseitigkeit und die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöht.
Nach Abschluss der Weiterbildung verbessern sich zudem die Gehaltsaussichten. Fachkräfte können mit einer höheren Einstufung rechnen, was in besonders anspruchsvollen Arbeitsumfeldern sogar eine Anhebung um zwei Stufen bedeuten kann. Dadurch kann das Gehalt um etwa 400 bis 700 Euro höher ausfallen als ohne diese Zusatzqualifikation. Für Pflegefachkräfte mit fünf Jahren Berufserfahrung in der gerontopsychiatrischen Pflege kann das Gehalt, abhängig von der Arbeitskomplexität, zwischen 4.200 und 4.800 Euro liegen.
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