Manuelle Therapie: Weiterbildung, Gehalt und Perspektiven

Die Manuelle Therapie ist eine Weiterbildung speziell für Physiotherapeut/-innen. Sie führt zu höherem Gehalt und verbessert die Chancen am Arbeitsmarkt. Auch für therapeutische Praxen ist die Weiterbildung wichtig und erweitert das Behandlungsspektrum.

Die Illustration zeigt einen Therapeuten, der bei der Handlung eines Patienten die Methoden der manuellen Therapie anwendet.

Für Physiotherapeuten ist Manuelle Therapie eine formale Weiterbildung, die mit einer Prüfung und einem Zertifikat abschließt. Die Weiterbildung unterstützt Therapeuten dabei, komplexe Störungen des Bewegungsapparats präzise zu diagnostizieren und effektiv zu behandeln. 

Was ist Manuelle Therapie?

Manuelle Therapie ist eine spezialisierte Form der physikalischen Therapie, die sich auf die Beurteilung, Behandlung und das Management von muskuloskelettalen Beschwerden konzentriert. Die Manuelle Therapie basiert auf speziellen Handgriff- und Mobilisationstechniken, durch die Schmerzen gelindert und Bewegungsstörungen behoben werden sollen. Physiotherapeuten untersuchen die Gelenkmechanik, die Muskelfunktion und die Koordination der Bewegungen, um einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen. 

Die Therapie umfasst sowohl passive Techniken als auch aktive Übungen, um blockierte oder eingeschränkte Gelenke zu mobilisieren und instabile Gelenke zu stabilisieren, mit dem Ziel, das Zusammenspiel zwischen Gelenken, Muskeln und Nerven wiederherzustellen. Nur speziell weitergebildete Physiotherapeuten dürfen die Manuelle Therapie durchführen​.

Die Hauptarbeitsschwerpunkte in diesem Bereich umfassen:

  • Behandlung von Gelenkfunktionsstörungen: Fokus auf die Wiederherstellung der normalen Beweglichkeit und Funktion von Gelenken.
  • Muskuläre Techniken: Einsatz spezifischer Techniken zur Behandlung von Muskelverspannungen und -schmerzen.
  • Neuromuskuläre Techniken: Ziel ist die Verbesserung der Koordination und Funktion der Muskulatur.
  • Faszienbehandlung: Konzentration auf die Lösung von Faszienverklebungen und Verbesserung der Beweglichkeit.
  • Manuelle Lymphdrainage: Anwendung zur Förderung des Lymphflusses und zur Reduzierung von Schwellungen.
  • Schmerzmanagement: Gezielte Techniken zur Schmerzlinderung.
  • Präventive Maßnahmen und Rehabilitation: Unterstützung bei der Vorbeugung von Verletzungen und Förderung der Heilung.

Unterschied zwischen Manueller Therapie und Krankengymnastik

Bei der Manuellen Therapie spielen Patienten eine eher passive Rolle, insbesondere während der direkten Anwendung manueller Techniken durch den Therapeuten, wie Mobilisierungen oder Manipulationen an Gelenken und Muskeln. Diese Techniken zielen darauf ab, physische Blockaden zu lösen, Schmerzen zu reduzieren und die Beweglichkeit zu verbessern. Es handelt sich also um einen Ansatz, bei dem gezielte, vom Therapeuten ausgeführte Handgriffe im Mittelpunkt stehen, die jedoch durch aktive Elemente ergänzt werden können, um die Behandlungseffekte zu verstärken und zu erhalten.

In der Krankengymnastik stehen aktive Übungen im Mittelpunkt, die den Patienten einbeziehen und zur Selbstbeteiligung anregen. Diese Übungen zielen darauf ab, Beweglichkeit, Kraft und funktionelle Fähigkeiten des Patienten systematisch zu verbessern. 

Weiterbildung Manuelle Therapie

Die Weiterbildung ManuellerTherapie bietet Physiotherapeut/-innen die Möglichkeit, sich mittels spezifischer Techniken auf die Behandlung von Funktionsstörungen des Bewegungsapparats zu spezialisieren. Diese Weiterbildung wird von verschiedenen Institutionen angeboten und wird üblicherweise berufsbegleitend absolviert. Die Ausbildungsstruktur und der Ablauf sind je nach Anbieter unterschiedlich.

Zusätzlich zu Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen können auch Sport- und Bewegungstherapeuten zur Weiterbildung in Manueller Therapie zugelassen werden. Dies hängt jedoch von den spezifischen Richtlinien der jeweiligen Bildungseinrichtung ab. 

Die Weiterbildung umfasst insgesamt mindestens 260 Unterrichtseinheiten und ist so konzipiert, dass sie normalerweise innerhalb von zwei Jahren abgeschlossen wird.

Weiterbildungsinhalte

Die Weiterbildungsinhalte in Manueller Therapie werden in Modulen vermittelt. Die Module unterscheiden sich je nach Anbieter in Umfang und Schwerpunkt. 

Wichtige Weiterbildungsmodule im Überblick:

Grundlagen der Manuellen Therapie: Einführung in die Konzepte, Geschichte und Philosophie der manuellen Therapie.

Anatomie und Physiologie: Vertiefte Kenntnisse der menschlichen Anatomie und Physiologie, insbesondere des Bewegungsapparates.

Untersuchungstechniken: Erlernen von Methoden zur Untersuchung und Diagnose von Funktionsstörungen des Bewegungsapparates.

Behandlungstechniken: Verschiedene manuelle Techniken zur Behandlung von Gelenk-, Muskel- und Bindegewebsstörungen.

Spezifische Körperregionen: Fokussierte Kurse zu speziellen Körperregionen wie Wirbelsäule, Extremitäten, Kopf und Nacken.

Schmerztherapie: Methoden zur Schmerzbewältigung und -behandlung im Rahmen der manuellen Therapie.

Klinische Anwendung und Fallstudien: Praktische Anwendung der erlernten Techniken in klinischen Szenarien und Analyse von Fallbeispielen.

Ethik und professionelle Praxis: Richtlinien für ethisches Handeln und professionelle Standards in der manuellen Therapie.

Kosten der Weiterbildung

Es ist durchaus üblich, dass Arbeitgeber die Kosten für die Weiterbildung übernehmen. Dies ist jedoch von der jeweiligen Bildungseinrichtung und den individuellen Vereinbarungen abhängig. Oft ist die Übernahme der Kosten an eine längerfristige Beschäftigung im Unternehmen gekoppelt. 

Es empfiehlt sich, die genauen Bedingungen und Möglichkeiten einer Kostenübernahme direkt mit dem Arbeitgeber zu besprechen.

Die Kosten für die Weiterbildung in Manueller Therapie in Deutschland variieren je nach Institut und können zwischen 2.000 und 3.500 EUR für den gesamten Kurs liegen. Diese Kosten können entweder als Gesamtbetrag für den kompletten Weiterbildungskurs oder jährlich abgerechnet werden.

Mehr Gehalt durch Weiterbildung Manuelle Therapie

Die Weiterbildung in Manueller Therapie hat Auswirkungen auf das Gehalt von Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen, sowohl in der stationären Medizin, als auch in privaten Praxen.

Im öffentlichen Dienst (TVöD) werden Physiotherapeuten üblicherweise in der Entgeltgruppe 7 eingestuft. Mit dem Abschluss einer Weiterbildung in Manueller Therapie kann eine Höhergruppierung in die Entgeltgruppe 8 erfolgen. Dies bedeutet einen Gehaltsunterschied von rund 10 %. Das Grundgehalt nach Abschluss der Weiterbildung nach 3 Jahren Berufserfahrung liegt in Entgeltgruppe 8 nach dem TVöD bei rund 3.800 EUR im Monat.

Berufliche Perspektiven 

Die Manuelle Therapie ist eine Spezialisierung in der Physiotherapie. Sie spielt eine wichtige Rolle in der Früh-Rehabilitation und bei der langfristigen Behandlung nach schweren Erkrankungen und Unfällen. Diese Therapieform hilft, Beweglichkeit zu verbessern und Schmerzen zu lindern. 

Die Berufsaussichten für Physiotherapeuten sind ausgezeichnet, insbesondere in Krankenhäusern, Fachkliniken und Rehabilitationszentren, aber auch in ambulanten Praxen. Auch die Nachfrage nach Physiotherapeuten in der stationären Altenpflege ist gestiegen. Hier ist es besonders wichtig, die Mobilität und das körperliche Wohlergehen der Bewohner zu unterstützen.

Der allgemeine Fachkräftemangel im Gesundheitssektor führt dazu, dass Physiotherapeuten oft eine breite Auswahl an Arbeitsorten und -gebern haben. Diese hohe Nachfrage bietet ihnen vielfältige berufliche Möglichkeiten sowie Flexibilität und Sicherheit in ihrer beruflichen Karriere.

Zusammenfassung und häufige Fragen

Was ist Manuelle Therapie?

Manuelle Therapie ist eine Behandlungstechnik, die speziell darauf ausgerichtet ist, Störungen des Bewegungsapparats zu diagnostizieren und zu behandeln. Dabei nimmt der Patient eine eher passive Rolle ein, während der Therapeut durch gezielte Handgriffe Blockaden löst und die Funktionalität verbessert.

Wann wird die Manuelle Therapie angewandt?

Die Manuelle Therapie wird vor allem bei Beschwerden des Bewegungsapparates angewandt. Dazu gehören Rücken- und Nackenschmerzen, Funktionsstörungen an Gelenken, Muskelschmerzen, sowie bei neurologischen Erkrankungen und chronischen Schmerzzuständen. 

Muss die Manuelle Therapie verschrieben werden?

Manuelle Therapie muss durch einen Arzt verschrieben werden, um von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen zu werden. Sie kann jedoch auch ohne Rezept als Selbstzahlerleistung in Anspruch genommen werden.

Wer darf die Manuelle Therapie anwenden?

Manuelle Therapie darf nur von Physiotherapeuten ausgeführt werden, die eine spezielle Zusatzausbildung abgeschlossen haben.

Ist die Manuelle Therapie eine Ergänzung oder ersetzt sie Krankengymnastik?

Grob kann man festhalten, dass die Manuelle Therapie sich auf spezifische Funktionsstörungen mittels Handgrifftechniken konzentriert. Der Patient ist eher passiv. Krankengymnastik verbessert vor allem die Beweglichkeit und Funktion durch aktive Übungen. Beide Therapieformen ergänzen sich.

Wie lange dauert eine Manuelle Therapie?

Eine Manuelle Therapie dauert üblicherweise zwischen 15 und 25 Minuten pro Sitzung. Die genaue Dauer hängt vom individuellen Behandlungsbedarf ab und wird vom Therapeuten festgelegt​. Im Allgemeinen besteht ein Therapiezyklus aus sechs, zwölf oder achtzehn Behandlungen.


Letzte Aktualisierung
23.03.2024
Autor/Autorin
valmedi Redaktion
Bildgestaltung
Hanna Hillier

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