Facharzt-Weiterbildung Strahlentherapie
Facharztweiterbildung Strahlentherapie: Gute Karrierechancen in ambulanter und stationärer Medizin. Strahlentherapie ist eine innovative und immer wichtiger werdende Therapie im Kampf gegen den Krebs.
Das Gebiet Strahlentherapie umfasst die Strahlenbehandlung maligner und benigner Erkrankungen. Diese Behandlung schließt medikamentöse und physikalische Verfahren zur Radiosensibilisierung und Verstärkung der Strahlenwirkung am Tumor ein. Dabei wird besonderer Wert auf Schutzmaßnahmen der gesunden Gewebe gelegt.
In diesem Blogpost beleuchten wir die Facharzt-Weiterbildung in der Strahlentherapie sowie die beruflichen Perspektiven in der ambulanten und stationären Medizin.
Begriffsklärung: Radioonkologie und Strahlentherapie
Die Strahlentherapie ist die allgemeine Bezeichnung für die Behandlung von Patienten mit Strahlen, während Radioonkologie sich speziell auf die Anwendung dieser Therapie bei Krebserkrankungen konzentriert. Umgangssprachlich wird oft der Begriff Strahlentherapie verwendet, da er die Behandlungsmethode direkt beschreibt.
Strahlentherapie ist die medizinische Anwendung von ionisierender Strahlung auf Menschen und Tiere, um Krankheiten zu heilen oder deren Fortschreiten zu verzögern. Die Strahlung kann aus Geräten oder aus radioaktiven Präparaten stammen. Die Strahlentherapie umfasst die Behandlung von gut- und bösartigen Erkrankungen und wird von Fachärzten für Radiologie oder für Strahlentherapie ausgeführt.
Radioonkologie ist das Fachgebiet, das sich speziell mit der Anwendung der Strahlentherapie zur Behandlung von Krebserkrankungen beschäftigt. Es umfasst sowohl die klinische Anwendung der Strahlentherapie als auch die Forschung zu neuen Techniken und Behandlungsmethoden.
Strahlentherapie, Radiologie, und Nuklearmedizin
Die Fachgebiete sind eng verwandt. Der Fokus in der Strahlentherapie liegt auf der Behandlung, während die Radiologie und Nuklearmedizin stärker diagnostisch ausgerichtet sind. Diese drei Fachgebiete nutzen ionisierende Strahlung, allerdings auf unterschiedliche Weise und zu verschiedenen Zwecken:
Strahlentherapie: Hier wird ionisierende Strahlung eingesetzt, um Krankheiten, insbesondere Krebs, zu behandeln. Ziel ist es, Krebszellen zu zerstören oder deren Wachstum zu hemmen.
Radiologie: Die Radiologie befasst sich hauptsächlich mit der Bildgebung und Diagnostik. Mithilfe von Röntgenstrahlen, Ultraschall, Magnetresonanztomografie (MRT) und anderen bildgebenden Verfahren werden Krankheiten diagnostiziert und deren Verlauf beobachtet.
Nuklearmedizin: In der Nuklearmedizin werden radioaktive Substanzen (Radionuklide) eingesetzt, sowohl für diagnostische Zwecke (zum Beispiel in der Positronen-Emissions-Tomografie, PET) als auch für therapeutische Anwendungen, wie bei der Behandlung von Schilddrüsenkrebs.
Radioonkologie: Tätigkeit und Arbeitsschwerpunkte
Krebsbehandlung: Die Strahlentherapie ist eine der wesentliche Therapie der Krebsbehandlung und wird bei mehr als der Hälfte der Patienten im Verlauf einer Krebserkrankung eingesetzt. Hierbei kommen hochenergetische ionisierende Strahlen zur Zerstörung von Krebszellen zum Einsatz. Diese Strahlen greifen in die biologischen Vorgänge der Tumorzellen ein, indem sie die Zellteilung und -vermehrung verhindern.
Therapieplanung und -durchführung: Radio-Onkologen führen tägliche Lage- und Positionskontrollen mittels Röntgenaufnahmen oder Computertomografie (CT) durch, um die Lage des Tumors vor jeder Bestrahlung zu kontrollieren. Anhand dieser Planungs-CTs legen sie fest, welche Körperregion mit welcher Dosis und in welchem zeitlichen Ablauf bestrahlt werden soll.
Medizinphysik und MTRA: Medizinphysik-Experten errechnen den konkreten Bestrahlungsplan mit Hilfe moderner Planungssoftware und legen die technischen Einzelheiten fest. Medizinisch-technische Radiologie-Assistenten (MTRA) behandeln und betreuen die Patienten an den Bestrahlungsgeräten.
Therapieziele und Strategien: Die Ziele der Strahlentherapie umfassen die präzise Bestrahlung des Tumors bei gleichzeitiger Schonung des umliegenden Gewebes. Die Strahlentherapiedosis ist so berechnet, dass sie an fünf Tagen der Woche angewendet werden kann, wobei längere Pausen vermieden werden, um den Tumorzellen keine Erholungsphasen zu ermöglichen.
Palliative Strahlentherapie: Bei Erkrankungen, die nicht mehr vollständig zu heilen sind, wird palliative Strahlentherapie eingesetzt, um Beschwerden zu lindern und Lebensqualität zu erhalten. Diese Therapieform kann Schmerzen lindern, Knochen bei Knochenmetastasen festigen und bei Lähmungserscheinungen entlasten.
Patientenbetreuung: Regelmäßige ärztliche Termine und Kontrollen von Nebenwirkungen gehören zum Standard während der Behandlungszyklen. Die menschliche Zuwendung und medizinische Betreuung sind wichtige Bestandteile der Strahlentherapie. Nach der Bestrahlung werden regelmäßige Termine zur Nachsorge angeboten, um den Therapie-Erfolg zu kontrollieren und auf Nebenwirkungen zu achten.
Ärztestatistik Strahlentherapie
Ende 2022 waren laut Bundesärztestatistik 1.498 Fachärzte und Fachärztinnen für Strahlentherapie ärztlich tätig. Von diesen arbeiteten fast 52% (773) in der ambulanten Versorgung, während etwa 48% (725) in stationären Einrichtungen beschäftigt waren.
Der Frauenanteil in diesem Fachbereich lag bei rund 47%, was in etwa dem Gesamtdurchschnitt entspricht. Etwa 21% aller ärztlich tätigen Fachärzte und Fachärztinnen für Strahlentherapie sind älter als 60 Jahre.
Im Jahr 2022 wurden insgesamt 78 neue Facharztbezeichnungen in der Strahlentherapie anerkannt, von denen 44 an Frauen vergeben wurden.
Facharztweiterbildung Strahlentherapie: Struktur, Dauer und Ort der Weiterbildung
Die Facharzt-Weiterbildung in der Strahlentherapie umfasst eine Dauer von 60 Monaten und ist bei einem Weiterbildungsbefugten an einer anerkannten Weiterbildungsstätte zu absolvieren. Diese liegen vor allem an größeren Kliniken und Krankenhäusern vor, aber auch an größeren strahlentherapeutischen Praxen.
Innerhalb der 60 Monate Fachweiterbildung sind folgende Vorgaben zu erfüllen:
- 12 Monate müssen in der stationären Patientenversorgung absolviert werden. Davon können bis zu 6 Monate in einem anderen Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung angerechnet werden.
- Bis zu 12 Monate der Weiterbildungszeit können in den Fachgebieten Radiologie oder Nuklearmedizin absolviert und angerechnet werden.
Weiterbildungsinhalte
Die Weiterbildung in der Strahlentherapie umfasst den Erwerb umfangreicher Kenntnisse und Fertigkeiten. Dazu zählen Grundlagen der Strahlenphysik und -biologie, bildgebende Verfahren zur Therapieplanung, Strahlentherapie-Techniken, medikamentöse Begleitbehandlungen und Brachytherapie. Weiterhin werden Aspekte der palliativen Betreuung, Nachsorge, Ernährungsmedizin und des Strahlenschutzes abgedeckt.
Die nachfolgenden Weiterbildungsinhalte sind der Weiterbildungsverordnung der Bayerischen Landesärztekammer entnommen.
Anforderungen Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten in
- den Grundlagen der Strahlenphysik und Strahlenbiologie von Tumoren und gesunden Geweben bei diagnostischer und therapeutischer Anwendung ionisierender Strahlen
- den Grundlagen der für die Bestrahlungsplanung erforderlichen bildgebenden Verfahren zur Therapieplanung
- der Strahlentherapie einschließlich der Indikationsstellung und Bestrahlungsplanung
- der medikamentösen und physikalischen Begleitbehandlung zur Verstärkung der Strahlenwirkung im Tumor und zur Protektion gesunder Gewebe
- den Grundlagen der intrakavitären und interstitiellen Brachytherapie
- der Behandlung von Tumoren im Rahmen von Kombinationsbehandlungen und interdisziplinärer Therapiekonzepte einschließlich der Facharztkompetenz bezogenen Zusatz-Weiterbildung Medikamentöse Tumortherapie als integraler Bestandteil der Weiterbildung
- der Betreuung palliativmedizinisch zu versorgender Patienten
- der Nachsorge und Rehabilitation von Tumorpatienten
- den Grundlagen der Ernährungsmedizin einschließlich diätetischer Beratung
- psychogenen Symptomen, somatopsychischen Reaktionen und psychosozialen Zusammenhängen
- der gebietsbezogenen Arzneimitteltherapie
- den Grundlagen des Strahlenschutzes beim Patienten und Personal einschließlich der Personalüberwachung
- den Grundlagen des Strahlenschutzes beim Umgang mit offenen und geschlossenen radioaktiven Strahlern einschließlich des baulichen und apparativen Strahlenschutzes
- der Gerätekunde
Definierte Untersuchungs- und Behandlungsverfahren:
- Anwendung bildgebender Verfahren zur Therapieplanung, z. B. Röntgensimulator, Computertomographie, Ultraschalluntersuchungen
- Erstellung strahlentherapeutischer Behandlungspläne auch unter Einbeziehung von Kombinationstherapien und interdisziplinärer Behandlungskonzepte
- externe Strahlentherapie (Teilchenbeschleuniger, radioaktive Quellen, Röntgentherapie) einschließlich mit Linearbeschleunigern
- Brachytherapie einschließlich bei Tumoren des weiblichen Genitale
- Bestrahlungsplanungen mit einem Simulator einschließlich Einbezug von Rechnerplänen und Computertomographie
- zytostatische, immunmodulatorische, antihormonelle sowie supportive Therapiezyklen bei soliden Tumorerkrankungen der Facharztkompetenz einschließlich der Beherrschung auftretender Komplikationen
- Chemotherapiezyklen einschließlich nachfolgender Überwachung
- Infusions-, Transfusions- und Blutersatztherapie, enterale und parenterale Ernährung
Grundgehalt während der Facharztweiterbildung Strahlentherapie
Die Weiterbildung zum Facharzt in der Strahlentherapie erfolgt vorwiegend in Krankenhäusern und spezialisierten Praxen. Krankenhäuser und Kliniken sind in der Regel tarifgebunden. Die nachfolgenden Informationen orientieren sich am Tarifvertrag für Ärzte an kommunalen Krankenhäusern (TV-Ärzte/VKA), der bis Juni 2024 gültig ist.
Entgelttabelle bis 31. März 2024:
- 1 Jahr: 5.084,92 €
- 2 Jahre: 5.373,18 €
- 3 Jahre: 5.579,03 €
- 4 Jahre: 5.935,85 €
- 5 Jahre: 6.361,32 €
- 6 Jahre: 6.536,32 €
Entgelttabelle vom 1. April 2024 bis 30. Juni 2024:
- 1 Jahr: 5.588,11 €
- 2 Jahre: 5.588,11 €
- 3 Jahre: 5.802,19 €
- 4 Jahre: 6.173,28 €
- 5 Jahre: 6.615,77 €
- 6 Jahre: 6.797,77 €
Das Grundgehalt erhöht sich durch Entgelte für Bereitschaftsdienste und Überstunden, die im Bereich der Strahlentherapie bei 10-15 % liegen können.
Berufliche Perspektiven
Die beruflichen Perspektiven in der Strahlentherapie bieten sowohl in der stationären als auch in der ambulanten Medizin gute Chancen. In Krankenhäusern eröffnen sich Wege zu Positionen als Oberarzt oder Chefarzt.
In der Niederlassung sind die Möglichkeiten ebenfalls vielversprechend. Die Übernahme einer Praxis ist aufgrund der hohen Investitionsintensität in diesem Bereich teuer.
Ambulante Praxen sind oft eng mit der stationären Medizin verbunden, insbesondere in kleineren und mittleren Krankenhäusern, was die beruflichen Optionen erweitert.
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