Facharzt-Weiterbildung: Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie

Fachärzte und Fachärztinnen für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie gehen weit über "Schönheitsoperationen" hinaus. Auch die Wiederherstellung von Körperfunktionen sowie ästhetische Verbesserungen nach schweren Unfällen sind das Arbeitsgebiet. Mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in Krankenhäusern, Unfallkliniken, Fachkrankenhäusern und medizinischen Versorgungszentren bestehen in ganz Deutschland gute berufliche Perspektiven und vorteilhafte Einkommensmöglichkeiten.

Die Illustration zeigt ein Frauengesicht nach einer kosmetischen Operation.

Fachärzte für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie führen Eingriffe durch, die sowohl der Wiederherstellung von Körperfunktionen als auch der ästhetischen Formveränderung dienen.  Viele Patienten suchen nach schweren Unfällen oder Erkrankungen Hilfe und eiden unter physischen und psychischen Belastungen. Der Fachbereich erfordert daher nicht nur medizinische Kompetenz, sondern auch psychologisches Gespür, insbesondere bei der Beratung zu ästhetisch-chirurgischen Veränderungswünschen.

Dieser Blogpost informiert über das Arbeitsgebiet der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie, beleuchtet die Facharzt-Weiterbildung und wirft einen Blick auf die beruflichen Perspektiven.

Arbeitsschwerpunkte Plastische und Ästhetische Chirurgie 

Die Plastische und Ästhetische Chirurgie umfasst ein breites Spektrum an chirurgischen Eingriffen, die darauf abzielen, die Funktion und das Aussehen des menschlichen Körpers zu verbessern oder wiederherzustellen. 

Die Arbeitsschwerpunkte lassen sich in zwei Hauptkategorien unterteilen:

Rekonstruktive Chirurgie:

  • Trauma-Chirurgie: Behandlung von Verletzungen nach Unfällen, einschließlich Frakturen, Weichteilverletzungen und Verbrennungen.
  • Tumor-Chirurgie: Entfernung von bösartigen Tumoren und anschließende rekonstruktive Maßnahmen zur Wiederherstellung des betroffenen Bereichs.
  • Kongenitale Anomalien: Korrektur von angeborenen Fehlbildungen wie Lippen-Kiefer-Gaumenspalten.

Ästhetische Chirurgie:

  • Gesichtschirurgie: Eingriffe wie Facelifts, Nasenkorrekturen oder Augenlidstraffungen zur Verbesserung der ästhetischen Erscheinung.
  • Körperkonturierende Chirurgie: Eingriffe wie Liposuktion und Abdominoplastik, die darauf abzielen, die Körpersilhouette zu verbessern.
  • Brustchirurgie: Brustvergrößerung, Brustverkleinerung und Bruststraffung zur Verbesserung der Form und Größe der Brust.

Beide Bereiche erfordern ein tiefes Verständnis der Anatomie und Physiologie, chirurgische Geschicklichkeit und ein hohes Maß an ästhetischem Urteilsvermögen. Während die rekonstruktive Chirurgie sich auf die Wiederherstellung der Funktion und Normalisierung des Aussehens konzentriert, zielt die ästhetische Chirurgie darauf ab, das Aussehen gemäß den Wünschen der Patienten zu verbessern. 

Die Grenzen zwischen beiden können fließend sein, da viele Eingriffe sowohl funktionelle als auch ästhetische Komponenten haben. Dies gilt insbesondere für Patienten nach schweren Unfällen oder Brandverletzungen. Die Patientenberatung, einschließlich der Bewertung der Erwartungen und Wünsche der Patienten sowie der Aufklärung über Risiken und Ergebnisse, ist ein wesentlicher Bestandteil beider chirurgischer Felder.

Ärztestatistik  

Ende des Jahres 2022 verzeichnete die Ärztestatistik der Bundesärztekammer 1.600 Fachärzte und Fachärztinnen für Plastische und Ästhetische Chirurgie, die ihre Fachweiterbildung abgeschlossen hatten und ärztlich tätig waren. Von dieser Zahl waren etwa 46% ambulant berufstätig.

Der Frauenanteil in diesem Fachgebiet betrug rund 30%, was deutlich unter dem Durchschnitt aller Fachbereiche liegt, der bei etwa 50% angesiedelt ist.

Im Jahr 2022 wurden insgesamt 112 neue Facharztbezeichnungen in der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie anerkannt. Unter den neuen Fachärzten waren 42 Frauen, was einem Anteil von 37,5% entspricht.

Weiterbildungsdauer und -struktur: Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie

Die Facharzt-Weiterbildung für Plastische und Ästhetische Chirurgie umfasst insgesamt eine Dauer von 72 Monaten. Diese Weiterbildung gliedert sich in zwei Phasen:

Basisweiterbildung Chirurgie:

  • Die Weiterbildung beginnt mit einer 24-monatigen Basisweiterbildung in Chirurgie.

Fachweiterbildung Plastische und Ästhetische Chirurgie:

  • Im Anschluss an die Basisweiterbildung folgt eine 48-monatige Fachweiterbildung im Bereich der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie.
  • Innerhalb der Fachweiterbildung können 12 Monate in anderen Fachgebieten der Chirurgie und weitere 12 Monate im ambulanten Bereich absolviert werden.

Die Weiterbildungsstätten benötigen eine spezielle Fachweiterbildungsbefugnis, um die Weiterbildung formal und inhaltlich entsprechend den vorgeschriebenen Standards zu gewährleisten.

Weiterbildungsinhalte Plastische und Ästhetische Chirurgie 

Die Facharzt-Weiterbildung für Plastische und Ästhetische Chirurgie vermittelt Kenntnisse und Fertigkeiten für die operative und konservative Behandlung von Körperform- und Funktionsstörungen. Assistenzärzte und -ärztinnen erlernen die Akut- und Nachbehandlung von Brandverletzten, den Umgang mit Großwunden und Fehlbildungen, sowie die Durchführung plastisch-ästhetischer Eingriffe und Replantationen abgetrennter Körperteile.

Nachfolgend ein Auszug aus der Weiterbildungsverordnung der Bayerischen Landesärztekammer:

Erwerb von Kennt­­nis­­sen, Erfah­run­­gen und Fertig­kei­ten in

  • der Vorbeu­gung, Erken­nung, opera­ti­ven und konser­va­ti­ven Wieder­her­stel­lung und Verbes­se­rung ange­bo­re­ner oder durch Krank­heit, Dege­ne­ra­tion, Tumor, Unfall oder Alter verur­sach­ter sicht­bar gestör­ter Körper­funk­ti­o­nen und der Körper­form
  • der Behand­lung Brand­ver­letz­ter in der Akut- und sekun­dä­ren Rekon­struk­ti­ons­phase
  • der Diffe­ren­zi­al­the­ra­pie bei post­ope­ra­ti­ven Kompli­ka­ti­o­nen, Groß­wun­den und Wund­hei­lungs­stö­run­gen
  • Rekon­struk­ti­ons­maß­nah­men bei Fehl­bil­dun­gen
  • thera­peu­ti­schen Verfah­ren bei akuten Verlet­zun­gen der Haut und Weich­teile einschließ­lich Rekon­struk­tion
  • der plas­tisch-ästhe­ti­schen Chir­ur­gie in allen Körper­re­gi­o­nen einschließ­lich kosme­ti­sche Opera­ti­o­nen unter Berück­sich­ti­gung der psycho­lo­gi­schen Explo­ra­tion und Elek­ti­ons­kri­te­rien und der spezi­fi­schen Aufklä­rung bei elek­ti­ven Opera­ti­ons­in­di­ka­ti­o­nen
  • funk­ti­ons- und struk­tur­wie­der­her­stel­len­den Eingrif­fen bei akuten Verlet­zun­gen und chro­ni­schen Wunden und Infek­ti­o­nen der Haut, der Weich­teile und des muskulo-skelet­ta­len Appa­ra­tes sowie deren Folge­schä­den auch in inter­dis­zi­pli­närer Koope­ra­tion
  • der Erken­nung und Behand­lung von Verlet­zun­gen, Erkran­kun­gen und Funk­ti­ons­s­tö­run­gen der Hand
  • der Mitwir­kung bei Replan­ta­ti­o­nen und Revas­ku­la­ri­sa­ti­o­nen abge­trenn­ter Körper­teile einschließ­lich der Behand­lung von Verlet­zun­gen und Erkran­kun­gen des peri­phe­ren Nerven­sys­tems
  • der Trans­plan­ta­tion isoge­ner, allo­ge­ner oder synthe­ti­scher Ersatz­struk­tu­ren
  • psycho­ge­nen Sympto­men, somat­o­psy­chi­schen Reak­ti­o­nen und psycho­so­zi­a­len Zusam­men­hän­gen bei ange­bo­re­nen Fehl­bil­dun­gen, erwor­be­nen Defek­ten und ästhe­tisch-kosme­ti­schen Eingrif­fen
  • der Nach­be­hand­lung plas­tisch-ästhe­ti­scher Eingriffe einschließ­lich Verbände, Ruhig­stel­lung, Stabi­li­sie­rung auch bei Schuh­ver­sor­gun­gen, Orthe­sen und Prothe­sen sowie bei Trans­plan­ta­ti­o­nen
  • der Erhe­bung einer intra­ope­ra­ti­ven radio­lo­gi­schen Befund­kon­trolle unter Berück­sich­ti­gung des Strah­len­schut­zes
  • der Bewer­tung bild­ge­ben­der, endo­sko­pi­scher und neuro­lo­gi­scher/neuro­phy­sio­lo­gi­scher Befunde
  • der Verord­nung von Kran­ken­gym­nas­tik, Ergo­the­ra­pie und weite­rer Reha­bi­li­ta­ti­ons­maß­nah­men

Defi­­nierte Unter­­su­chungs- und Behan­d­­lungs­­­ver­­fah­ren:

  • konstruk­tive, rekon­struk­tive und ästhe­tisch-plas­tisch-chir­ur­gi­sche Eingriffe einschließ­lich mikro­chir­ur­gi­sche, Laser-, Ultra­schall- und mini­mal-inva­si­ver Tech­ni­ken sowie Nah- und Fern­lap­pen­plas­ti­ken mit und ohne Gefä­ß­an­schluss
    • im Kopf-Hals-Bereich
    • im Brust­be­reich
    • an Rumpf und Extre­mi­tä­ten
    • an Haut- und subku­ta­nen Weich­tei­len
    • an peri­phe­ren Nerven
  • Mitwir­kung bei Eingrif­fen im Rahmen der Erst­ver­sor­gung von Verbren­nun­gen und zur Behand­lung von Verbren­nungs­fol­gen

Spezialisierungsoptionen nach Abschluss der Fachweiterbildung

Nach dem Abschluss der Facharzt-Weiterbildung in Plastischer und Ästhetischer Chirurgie bieten sich den Fachärzten verschiedene Spezialisierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten, um ihre Expertise zu vertiefen.

Eine Option ist die Zusatz-Weiterbildung Plastische Operationen, die sich auf konstruktive und rekonstruktive plastisch-ästhetische Operationen sowie nicht-operative Verfahren zur Wiederherstellung und Verbesserung der Form, Funktion und Ästhetik, insbesondere im Kopf-Hals-Bereich, konzentriert.

Des Weiteren bieten die Weiterbildungskurse der Deutschen Gesellschaft für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie (DGPRÄC) die Möglichkeit, Kenntnisse in den Bereichen Rekonstruktive Chirurgie, Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie und Verbrennungschirurgie zu vertiefen.

Diese Weiterbildungsoptionen ermöglichen es den Fachärzten, sich auf spezifische Bereiche innerhalb der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie zu konzentrieren und ihre Kenntnisse und Fähigkeiten weiter zu entwickeln.

Berufliche Perspektiven 

Gute berufliche Perspektiven erwarten Fachärzte und Fachärztinnen der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie in verschiedenen Einsatzbereichen. Dazu zählen größere Krankenhäuser und Unfallkliniken sowie spezialisierte Fachkliniken, die oft privat geführt werden. Auch in medizinischen Versorgungszentren, die sich auf ästhetische Chirurgie konzentrieren, bestehen gute Chancen. In ganz Deutschland sind zahlreiche Stellen offen, und die Einkommensmöglichkeiten sind sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich vorteilhaft.


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