Facharzt-Weiterbildung Angiologie

Die beruflichen Möglichkeiten in der Angiologie sind vielversprechend, speziell in Fachkrankenhäusern und spezialisierten Praxen. Obwohl klein, bietet der Fachbereich hohe Spezialisierung und damit gute Karrierechancen.

Die Illustration zeigt einen Arzt, der mit der Lupe Krampfadern checkt.

Die Angiologie ist eine Subspezialisierung der Inneren Medizin und befasst sich mit Erkrankungen der Blut- und Lymphgefäße. Fachärzte und Fachärztinnen für Angiologie werden umgangssprachlich als Angiologen bezeichnet. Ihr Einsatzgebiet sind Krankenhäuser, Facharztpraxen und Rehakliniken sowie spezialisierte Fachkrankenhäuser, die sich hauptsächlich mit der Gefäßmedizin befassen. Zu den häufig behandelten Erkrankungen zählen arterielle Verschlusskrankheiten, Venenthrombosen und Lymphödeme. 

In diesem Blogpost werden die Facharztweiterbildung in Angiologie, die Dauer und Struktur der Weiterbildung sowie berufliche Perspektiven und Spezialisierungsmöglichkeiten näher betrachtet.

Behandlungsschwerpunkte von Angiologen

Fachärzte für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Angiologie konzentrieren sich vor allem auf entzündliche Erkrankungen der Gefäße sowie Zustände, die durch Verschleiß, Abnutzung oder Alterung verursacht werden. Zu den typischen Krankheitsbildern, die in diesem Fachbereich behandelt werden, gehören:

  • Arterielle Verschlusskrankheit
  • Thrombosen (Blutgerinnsel in den Gefäßen)
  • Varizen (Krampfadern)
  • Lymphödeme (Ansammlung proteinreicher Flüssigkeit im Gewebe)
  • Diabetisches Fußsyndrom (Spätkomplikation bei Diabetes mellitus)
  • Raynaud-Syndrom (Durchblutungsstörung der Finger oder Zehen)
  • Venöse Insuffizienz (Unfähigkeit der Venen, ausreichend Blut zum Herzen zurückzuführen)
  • Aneurysmen (Ausweitungen der Gefäßwände)
  • Vaskulitiden (Entzündungen der Blutgefäße)
  • Claudicatio intermittens ("Schaufensterkrankheit", schmerzhafte Muskeln aufgrund unzureichender Durchblutung)
  • Karotisstenose (Verengung der Halsschlagader)

Unterschied zwischen Angiologie und Gefäßchirurgie

Fachärzte für Angiologie und Fachärzte für Gefäßchirurgie haben ähnliche, aber nicht identische Schwerpunkte. Angiologen sind in erster Linie für die Diagnose und konservative (nicht-operative) Behandlung von Erkrankungen der Blut- und Lymphgefäße zuständig. Dazu gehören medikamentöse Therapien, Lebensstiländerungen und bildgebende Diagnostik.

Gefäßchirurgen hingegen sind spezialisiert auf operative Eingriffe an Blut- und Lymphgefäßen. Ihre Tätigkeit umfasst das Setzen von Bypässen, die Entfernung von Aneurysmen oder die chirurgische Behandlung von Gefäßverschlüssen.

Beide Fachgebiete arbeiten eng zusammen, insbesondere bei komplexen Fällen, die sowohl eine konservative als auch eine operative Behandlung erfordern.

Unterschied zwischen Angiologie und Phlebologie

Angiologie und Phlebologie sind eng verwandte medizinische Fachgebiete, die sich beide mit Gefäßsystemen beschäftigen, jedoch haben sie unterschiedliche Schwerpunkte.

Angiologie: Dieses Fachgebiet umfasst das gesamte Spektrum der Gefäßerkrankungen, einschließlich der Arterien, Venen und Lymphgefäße. Angiologen diagnostizieren und behandeln eine breite Palette von Erkrankungen wie arterielle Verschlusskrankheiten, Venenthrombosen und Lymphödeme. Sie nutzen dafür in der Regel konservative Methoden wie Medikamente, Bildgebung und Lifestyle-Anpassungen.

Phlebologie: Dies ist eine Subspezialität, die sich speziell auf Erkrankungen der Venen konzentriert. Phlebologen sind Experten für Venenerkrankungen wie Krampfadern, tiefe Venenthrombosen und chronische Veneninsuffizienz. Sie nutzen sowohl konservative als auch interventionelle Methoden wie Venenverödung oder chirurgische Entfernung von Krampfadern.

Ärztestatistik Angiologie

Angiologie ist ein relativ kleiner Fachbereich, der zur Inneren Medizin zählt. Ende 2022 waren insgesamt 317 Fachärzte und Fachärztinnen mit einer Fachweiterbildung im Bereich Angiologie ärztlich tätig. Ein Großteil dieser Mediziner, fast 65%, war im stationären Bereich, also in Krankenhäusern oder Kliniken, tätig. Interessant ist zudem die Geschlechterverteilung: Der Anteil der Frauen in diesem Fachbereich beträgt annähernd 50%.

Facharztweiterbildung Angiologie: Dauer und Struktur

Die Fachweiterbildung zum Facharzt oder zur Fachärztin für Angiologie erstreckt sich über einen Zeitraum von insgesamt 72 Monaten. Diese Zeit teilt sich in zwei Hauptabschnitte:

Die Basisweiterbildung in der Inneren Medizin dauert 36 Monate. Innerhalb dieses Zeitraums müssen 6 Monate in der Notaufnahme abgeleistet werden.

Es folgen weitere 36 Monate Fachweiterbildung speziell im Bereich Angiologie. Von diesen 36 Monaten sind 6 Monate in der internistischen Intensivmedizin zu absolvieren. Bis zu 18 Monate der Fachweiterbildung können in der ambulanten Versorgung verbracht werden.

Die Weiterbildungsstätte muss über die erforderliche Weiterbildungsbefugnis verfügen.

Weiterbildungsinhalte in der Facharztweiterbildung Angiologie

Die Grundvoraussetzung für die Facharztweiterbildung in Angiologie ist der Abschluss der Basisweiterbildung in der Inneren Medizin. Erst nach diesem Abschluss ist eine Fachweiterbildung in der Angiologie möglich. Die Informationen zu den Weiterbildungsinhalten basieren auf der Bayerischen Weiterbildungsverordnung. 

Erwerb von Kennt­­nis­­sen, Erfah­run­­gen und Fertig­kei­ten in

  • den Inhal­ten der Basis­wei­ter­bil­dung
  • der Erken­nung, konser­va­ti­ven Behand­lung der Gefä­ß­krank­hei­ten einschließ­lich Arte­rien, Kapil­la­ren, Venen und Lymph­ge­fäße und inter­ven­ti­o­nel­len Eingrif­fen und der Reha­bi­li­ta­tion
  • der physi­ka­li­schen und medi­ka­men­tö­sen Thera­pie einschließ­lich hämo­di­luie­ren­der und throm­bo­ly­ti­scher Verfah­ren
  • der loka­len Behand­lung ischämisch und venös beding­ter Gewe­be­de­fekte
  • der Behand­lung peri­phe­rer Lymph­ge­fä­ß­krank­hei­ten
  • Indi­ka­tion, Durch­füh­rung und Befun­der­stel­lung inter­ven­ti­o­nel­ler Eingriffe an Arte­rien und Venen einschließ­lich der erfor­der­li­chen angio­gra­phi­schen Bild­ge­bung während des Eingriffs auch in inter­dis­zi­pli­närer Koope­ra­tion
  • der Beur­tei­lung von Rönt­gen­be­fun­den bei Angio­gra­phien (Arte­rio­gra­phie, Phle­bo­gra­phie)
  • der inter­dis­zi­pli­nären Indi­ka­ti­ons­stel­lung zu opera­ti­ven Eingrif­fen an den Gefä­ßen, der präope­ra­ti­ven Abklä­rung und der post­ope­ra­ti­ven Nach­be­treu­ung
  • der inten­siv­me­di­zi­ni­schen Basis­ver­sor­gung

Definierte Unter­­su­chungs- und Behan­d­­lungs­­­ver­­fah­ren:

  • den inva­si­ven und nichtin­va­si­ven Funktionsuntersuchungen, einschließ­lich
    • Messun­gen des systo­li­schen Blut­dru­ckes peri­phe­rer Arte­rien
    • Oszil­lo­gra­phien/Rheo­gra­phien
    • Kapil­la­ro­sko­pien
    • trans­ku­ta­nen Sauer­stoff­druck­mes­sun­gen
    • Venen­ver­schluss­ple­thys­mo­gra­phien
    • Phle­bo­dy­na­mo­me­trien
    • rheo­lo­gi­sche Unter­su­chungs­me­tho­den
    • ergo­me­tri­sche Verfah­ren zur Gehstre­cken­be­stim­mung
  • Dopp­ler- und Duplex-Unter­su­chun­gen der
    • Extre­mi­tä­ten versor­gen­den Arte­rien
    • Extre­mi­tä­ten versor­gen­den Venen
    • abdo­mi­nel­len und retro­pe­ri­to­ne­a­len Gefäße
    • extra­kra­ni­el­len hirn­zu­füh­ren­den Gefäße,
    • intra­kra­ni­el­len Gefäße
    • Skle­ro­sie­rung ober­fläch­li­cher Vari­zen

Weitergehende Spezialisierung 

Nach Abschluss der Facharztweiterbildung in Angiologie sind weitere Spezialisierungen möglich. Einige der Spezialisierungsmöglichkeiten sind:

  • Interventionelle Angiologie: Fokus auf minimalinvasive Verfahren zur Behandlung von Gefäßerkrankungen.
  • Phlebologie: Spezialisierung auf Venenerkrankungen wie Krampfadern und Venenthrombosen.
  • Diabetischer Fuß: Fokus auf die Behandlung von Durchblutungsstörungen und Nervenschäden, die bei Diabetes-Patienten auftreten können.
  • Vaskuläre Medizin in der Onkologie: Spezialisierung auf die Behandlung von Gefäßproblemen im Zusammenhang mit Krebserkrankungen.

Berufliche Perspektiven

Die beruflichen Perspektiven für Fachärzte der Angiologie sind gut. Obwohl es sich um einen kleinen Fachbereich handelt, ist er hochspezialisiert. Dies bietet gute Chancen für eine Anstellung in Fachkrankenhäusern, die sich explizit auf die Behandlung von Gefäßerkrankungen konzentrieren. Zudem bestehen gute Möglichkeiten in der ambulanten Versorgung, insbesondere in Praxen, die sich auf Gefäßerkrankungen spezialisiert haben.


Letzte Aktualisierung
04.10.2023
Autor/Autorin
valmedi Redaktion
Bildnachweis
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