Facharzt-Weiterbildung Herzchirurgie
Die Herzchirurgie ist ein spezialisiertes Gebiet der Chirurgie, das sich auf die Behandlung von Herzerkrankungen und Fehlbildungen konzentriert. Es eröffnen sich interessante Spezialisierungsoptionen. Der Arbeitsmarkt bietet zahlreiche offene Stellen, gute Aufstiegschancen sowie eine attraktive Vergütung.
Die Herzchirurgie ist ein spezialisiertes Gebiet der Chirurgie, das sich auf die Behandlung von Herzerkrankungen und Fehlbildungen konzentriert. Ziel ist es, die Herzfunktion und die Lebensqualität der Patienten durch operative Eingriffe zu verbessern. Die Herzchirurgie etablierte sich als eigenständige medizinische Disziplin erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, insbesondere befördert durch die Entwicklung und Einführung der Herz-Lungen-Maschine in den 1950er Jahren.
Die besondere Komplexität und Bedeutung des Herzens erfordert spezialisiertes Fachwissen, das in der Fachweiterbildung Herzchirurgie vermittelt wird. In diesem Blogpost werden die Anforderungen und Inhalt der Facharztweiterbildung Herzchirurgie erörtert.
Arbeitsschwerpunkte und Krankheitsbilder der Herzchirurgie
Schwerpunkt der Herzchirurgie sind Operationen am Herzen, von der Bypass-Chirurgie bis zur komplexen Herztransplantation. Die Krankheitsbilder sind vielfältig und reichen von koronaren Herzerkrankungen über Herzklappenfehler bis hin zu Herzrhythmusstörungen.
Die Herzchirurgie hat bei der Behandlung der Erkrankungen spezifische Operationstechniken entwickelt, darunter Bypass-Operationen für bessere Herzdurchblutung, Herzklappenreparaturen, Herztransplantationen bei schweren Erkrankungen, Eingriffe an der Aorta sowie elektrophysiologische und minimalinvasive Verfahren.
Häufige Erkrankungen, die in der Herzchirurgie behandelt werden:
Koronare Herzkrankheit (KHK)
Verengung der Herzkranzgefäße, die die Versorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff beeinträchtigt.
Herzklappenfehler
Verengungen oder Undichtigkeiten der Herzklappen, die den Blutfluss beeinträchtigen.
Herzinsuffizienz
Verminderte Pumpfähigkeit des Herzens, die in fortgeschrittenen Fällen eine Herztransplantation erforderlich machen kann.
Herzrhythmusstörungen
Abweichungen vom normalen Herzrhythmus, die mittels elektrophysiologischer Verfahren behandelt werden können.
Aortenerkrankungen
Aneurysmen oder Dissektionen der Hauptschlagader, die das Risiko für eine Ruptur erhöhen.
Angeborene Herzfehler: Fehlbildungen des Herzens, die bereits bei der Geburt vorhanden sind und oft schon im Kindesalter operiert werden müssen.
Operative Eingriffe in der Herzchirurgie
Koronararterien-Bypass-Grafting (CABG)
Diese Operation verbessert die Durchblutung des Herzmuskels und wird bei koronarer Herzkrankheit angewandt.
Schnittstellen der Herzchirurgie zu anderen medizinischen Fachbereichen
Die Herzchirurgie agiert nicht isoliert, sondern arbeitet eng mit anderen medizinischen Fachbereichen zusammen.
Schnittstellen zur Thoraxchirurgie
Während sich die Herzchirurgie primär auf Eingriffe am Herzen konzentriert, deckt die Thoraxchirurgie ein breiteres Spektrum an Operationen im Brustbereich ab, einschließlich der Lungen und der Speiseröhre. Beide Fachbereiche teilen ähnliche operative Techniken und Anästhesieverfahren und arbeiten oft zusammen, etwa bei komplexen Eingriffen wie der Korrektur von Aortenaneurysmen.
Schnittstellen zur Kardiologie
Die Kardiologie fokussiert auf die Diagnose, Prävention und medikamentöse Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, während die Herzchirurgie chirurgische Lösungen bietet. Die Kardiologie liefert oft die Diagnostik und die Patienten für chirurgische Eingriffe und ist somit ein wichtiger Partner für prä- und postoperative Phasen.
Schnittstellen zur Intensivmedizin
Die Intensivmedizin ist nicht auf das Herz spezialisiert und versorgt Patienten in lebensbedrohlichen Zuständen. Nach komplexen herzchirurgischen Eingriffen erfolgt die weitere Versorgung und Überwachung der Patienten meist auf der Intensivstation, was eine enge Zusammenarbeit erforderlich macht.
Herzchirurgische Fachabteilungen in Deutschland
Herzoperationen erfordern die Einbindung von mehreren spezialisierten Fachbereichen. So sind bspw. erfahrene Intensivabteilungen und Notfalleinheiten unerlässlich für den Erfolg herzchirurgischer Eingriffe. Diese Kompetenzen werden meist nur in Krankenhäusern der Maximalversorgung oder Universitätskliniken vorgehalten. Des weiteren gibt es selbstständige Fachkrankenhäuser, die sich ausschließlich auf Herzthemen spezialisiert haben (Herzzentren).
Insgesamt gibt es in Deutschland aktuell etwas über 80 spezialisierte herzchirurgische Fachabteilungen. Diese Fachabteilungen verfügen in aller Regel auch über die Weiterbildungsbefugnis zur Ausbildung von Fachärzten und Fachärztinnen in der Herzchirurgie.
Ärztestatistik Herzchirurgie
Die Herzchirurgie ist ein kleiner Fachbereich mit 1.129 ärztlich tätigen Fachärzten und Fachärztinnen. Fast 95% dieser Ärzte arbeiten stationär. Frauen sind mit einem Anteil von 17% unterrepräsentiert. Bei den 2022 neu erteilten Facharztbezeichnungen betrug der Frauenanteil etwa 28%.
Dauer und Struktur der Facharztweiterbildung Herzchirurgie
Die Fachweiterbildung Herzchirurgie hat eine Gesamtdauer von 72 Monaten. Hierbei sind 24 Monate in der allgemeinen Chirurgie zu absolvieren, gefolgt von 48 Monaten in der Herzchirurgie. Zudem sind 6 Monate in der Notfallaufnahme und weitere 6 Monate in der Intensivmedizin verpflichtend.
Weiterbildungsinhalte Herzchirurgie
Nach der Basisweiterbildung (Common Trunk) in der Chirurgie schließt sich die spezifische Fachweiterbildung in der Herzchirurgie an. Die nachfolgenden Weiterbildungsinhalte und festgelegten Untersuchungsverfahren sind der Bayerischen Weiterbildungsverordnung entnommen.
Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten in
- der Vorbeugung, Erkennung, operativen und postoperativen Behandlung und Rehabilitation von Erkrankungen, Verletzungen und Verletzungsfolgen, Fehlbildungen des Herzens, der herznahen Gefäße sowie des Mediastinums und der Lunge im Zusammenhang mit herzchirurgischen Eingriffen
- Maßnahmen der Nachsorge nach operativer Behandlung einschließlich Immunsuppression und Organabstoßungsbehandlung bei Transplantationen
- der Indikationsstellung zur operativen und konservativen Behandlung einschließlich der Risikoeinschätzung und prognostischen Beurteilung
- den Grundlagen minimal-invasiver Therapie
- der Erhebung einer intraoperativen radiologischen Befundkontrolle unter Berücksichtigung des Strahlenschutzes
- den Grundlagen der Diagnostik und Behandlung angeborener Herzerkrankungen sowie terminaler Erkrankungen von Herz und Lunge
- der Anwendung von Kreislaufassistenzsystemen
- der Indikationsstellung zur Herz-, Lungen- und Herz-Lungen-Transplantation einschließlich technischer Grundlagen von Herzassistenzsystemen
Definierte Untersuchungs- und Behandlungsverfahren:
- Elektrokardiogramm
- sonographische Untersuchungen der Thoraxorgane einschließlich Doppler-/Duplex-Untersuchungen des Herzens und der großen Gefäße
- Echokardiographie
- Operationen mit Hilfe oder in Bereitschaft der extrakorporalen Zirkulation
- an Koronargefäßen
- an der Mitralklappe einschließlich Rekonstruktion
- an der Aortenklappe und/oder Aorta ascendens/Mitralklappe/ Koronargefäß
- bei angeborenen Herzfehlern
- Operationen ohne Einsatz der extrakorporalen Zirkulation
- Anastomosen und Rekonstruktionen an den thorakalen Gefäßen einschließlich Aortenaneurysmen
- transvenöse Schrittmacherimplantationen/Defibrillatoren (AICD)
- Operationen am Thorax in Zusammenhang mit herzchirurgischen Eingriffen, z. B. Brustwandresektion, Thoraxstabilisierung, Exstirpation von Fremdkörpern, Operationen bei Thoraxverletzungen
- Operationen an der Lunge und am angrenzenden Mediastinum in Zusammenhang mit herzchirurgischen Eingriffen
- Operationen an peripheren Gefäßen in Zusammenhang mit herzchirurgischen Eingriffen, z. B. Rekonstruktion peripherer Gefäße nach Einsatz von Kreislaufassistenzsystemen und der extrakorporalen Zirkulation
Berufliche Perspektiven
Nach Abschluss der Fachweiterbildung in der Herzchirurgie eröffnen sich verschiedene Möglichkeiten für weitere Spezialisierungen, darunter Aortenchirurgie, Rhythmuschirurgie und minimalinvasive Herzchirurgie. Die beruflichen Aussichten sind vielversprechend, mit einer hohen Anzahl an offenen Stellen, attraktiven Gehältern und guten Aufstiegschancen.
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