Gaslighting: Erkennen und rechtzeitig handeln

Ein unterschätztes Phänomen mit verheerenden Auswirkungen nicht nur für die Opfer, sondern auch für das gesamte soziale Gefüge in Beruf und Familie. Gaslighting rechtzeitig erkennen und frühzeitig handeln ist angesagt.

Die Illustration zeigt einen Kopf, mit einem Schlüssel der symbolisiert, dass hier jemand gesteuert wird.

Gaslighting ist eine Form der psychischen Manipulation, die primär das Opfer beeinflusst, jedoch indirekte Auswirkungen auf das soziale Umfeld haben kann, beispielsweise im Beruf oder in der Familie. Gaslighting kann Arbeitsklima und familiäre Beziehungen zerstören und ist daher kein gesellschaftliches Randthema, sondern hoch relevant. 

Der Begriff Gaslighting wurde erstmals in dem Theaterstück „Gas Light“ von 1938 populär. Darin manipuliert ein Ehemann seine Frau, um an ihr Erbe zu kommen. Seit der Veröffentlichung des Buches „The Gaslight Effect“ im Jahr 2007 ist das Thema auch stärker im öffentlichen Bewusstsein verankert.

In diesem Blogpost beschäftigen wir uns mit der Begrifflichkeit Gaslighting, untersuchen die Abgrenzung zu anderen Formen des emotionalen Missbrauchs und zeigen auf, wie man Gaslighting erkennt und was man dagegen tun kann.

Was ist Gaslighting?

Gaslighting ist eine manipulative Taktik, die darauf abzielt, die Wahrnehmung einer anderen Person absichtlich zu verzerren und zu verändern, um Kontrolle oder Macht auszuüben. Dabei werden Lügen, Halbwahrheiten und Fehlinformationen eingesetzt, um das Opfer an der eigenen Urteilsfähigkeit zweifeln zu lassen.

Eine Lüge ist eine bewusste Falschaussage, um einen Zweck zu erreichen. Von Gaslighting spricht man dann wenn Lügen dauerhaft eingesetzt werden und manipulative Taktiken grundsätzlich die Wahrnehmung von Menschen erschüttern sollen. Es geht darum, eine andere Person systematisch daran zu hindern, der eigenen Wahrnehmung zu vertrauen. Dabei werden sehr oft Lügen eingesetzt, aber auch andere Methoden wie das Leugnen von Fakten oder das bewusste Erzeugen von Verwirrung.

 Beispiele für Gaslighting:

  • häufiges Lügen
  • ständige Unterstellungen
  • gezielte Einschüchterung
  • permanente Ungerechtigkeiten
  • häufige Ausgrenzung
  • verletzender Sarkasmus
  • hinterlistiges Schlechtreden

Das Ergebnis von Gaslighting ist ein erheblicher Verlust des Selbstvertrauens und der Entscheidungsfähigkeit der Opfer. Dies kann zu psychischen Problemen wie Angst und Depression führen und die emotionale Kontrolle des Gaslighters über das Opfer verstärken.

Gaslighting ist eine Form der psychischen Manipulation, die sowohl Männer als auch Frauen betroffen sein können. 

Zusammenhang Narzissmus und Gaslighting

Gaslighting und Narzissmus sind zwei unterschiedliche, wenn auch oft miteinander verbundene Phänomene. Gaslighting ist eine Form der psychischen Manipulation, bei der das Ziel ist, die Selbstwahrnehmung und das Selbstvertrauen des Opfers zu erschüttern. Narzissmus hingegen ist eine Persönlichkeitsstörung, die durch ein übermäßiges Bedürfnis nach Bewunderung, einem Mangel an Empathie und einem übersteigerten Selbstbild gekennzeichnet ist.

Gaslighting ist eine Taktik, die von Narzissten häufig angewandt wird. Aber nicht alle, die Gaslighting betreiben, sind Narzissten. Ebenso sind nicht alle Narzissten notwendigerweise Gaslighter. Ein Narzisst kann seine oder ihre Ziele der Selbstüberhöhung und der Kontrolle über andere auch durch andere Mittel erreichen, während Gaslighting auch von Personen angewandt werden kann, die nicht narzisstisch sind, aber dennoch Kontrolle und Macht ausüben möchten.

Mobbing und Gaslighting

Mobbing und Gaslighting sind beides Formen des emotionalen Missbrauchs, unterscheiden sich jedoch in ihrer Ausführung und ihren Zielen. Mobbing zielt darauf ab, eine Person im sozialen oder beruflichen Umfeld zu schädigen oder auszugrenzen, oft durch Beleidigungen, Gerüchte und Demütigungen. Hierbei sind oft mehrere Personen am Mobbing beteiligt, und die Methodik ist in der Regel offensichtlich.

Gaslighting hingegen zielt darauf ab, die Wahrnehmung oder das Selbstbild einer anderen Person zu manipulieren und zu kontrollieren. Dies geschieht durch Methoden wie Lügen, Verdrehungen und bewusste Fehlinformationen. Im Fall von Gaslighting ist oft nur eine Person, der sogenannte Gaslighter, für die Manipulation verantwortlich. Die Methoden des Gaslightings sind subtiler und schwerer zu identifizieren.

Beide Formen des Missbrauchs zielen jedoch darauf ab, das Opfer emotional oder psychisch zu belasten und können in verschiedenen sozialen Kontexten wie dem Arbeitsplatz, der Familie oder Beziehungen auftreten. Sie können beide langfristige psychologische Schäden verursachen. Der Hauptunterschied liegt darin, dass Mobbing eine Gruppendynamik aufweist und keine Manipulation der Realitätswahrnehmung anstrebt, während Gaslighting genau das tut.

Beziehungen und Gaslighting

Gaslighting in Beziehungen ist eine besonders heimtückische Form der Manipulation und führt unweigerlich zu einer toxischen Bindung zwischen den Beteiligten. Die Gaslighter setzen gezielt darauf, die Wahrnehmung ihrer Partner zu verwirren und Unsicherheit zu säen. Das zentrale Ziel ist die dauerhafte Erlangung von Kontrolle und Macht über den Partner oder die Partnerin.

Die Auswirkungen auf die Psyche der Opfer sind gravierend. Durch die ständige Destabilisierung des Selbstwertgefühls und der eigenen Realität entstehen Abhängigkeitsverhältnisse. Das Opfer wird emotional so stark belastet, dass Lebensfreude und Lebensmut erheblich tangiert sind.

In vielen Fällen sind depressive Phasen und eine selbstgewählte Isolation die Folge. Diese psychischen Belastungen wirken sich nicht nur auf das persönliche Wohlgefühl aus, sondern führen auch zu einem spürbaren Rückgang der beruflichen Motivation. 

Gaslighting im Beruf

Gaslighting ist ursprünglich ein Begriff aus dem Kontext der persönlichen Beziehung. Aber das Phänomen ist nicht auf die private Ebene beschränkt. 

Die Auswirkungen von Gaslighting im Beruf sind tiefgreifend und ernst. Die daraus folgenden psychischen Probleme beeinflussen auch das Berufsleben der Opfer, die Produktivität und Arbeitsleistung sinken und die Karriere wird negativ beeinflusst. Selbstzweifel und Angst vor Versagen führen zu einer Abnahme der Arbeitsgeschwindigkeit und der Motivation. Dies ist besonders problematisch in Branchen wie dem Gesundheitswesen. Im Kontext von teamorganisierten Arbeitsbereichen, wie sie im Gesundheitswesen häufig vorkommen, kann Gaslighting zudem zu Qualitätsproblemen führen. Ein schlechtes Arbeitsklima und Spannungen im Team schlagen auf Arbeitsmotivation und auch -qualität durch. Auch die Fluktuation kann spürbar steigen.

Rechtzeitig erkennen 

Gaslighting ist oft schwer zu erkennen, da die Manipulationen häufig subtil angewendet werden. Es gibt einige Anzeichen, die auf das Phänomen Gaslighting hinweisen:

  • Selbstzweifel: Opfer von Gaslighting fangen an, ihrer eigenen Wahrnehmung und Erinnerung zu misstrauen.
  • Verwirrung: Die Opfer sind oft verwirrt und unsicher in der Einschätzung der Realität
  • Inkonsequente Aussagen: Gaslighter machen oft widersprüchliche oder wechselnde Aussagen, um die Opfer weiter zu verwirren.
  • Isolation: Die Opfer ziehen sich von Freunden und Familie zurück, da sie ihrer eigenen Urteilskraft nicht mehr trauen.
  • Emotionaler Rückzug: Die Opfer werden emotional instabil und driften ab in Angst und sogar Depression. 
  • Verschlechtertes Selbstwertgefühl: Das Selbstbewusstsein der Opfer wird erschüttert. Gaslighter zeigen dann oft übermäßige Fürsorge, um Abhängigkeit zu fördern. Die Opfer werden emotional abhängig vom Gaslighter.

Maßnahmen 

Gegen Gaslighting vorzugehen erfordert Mut, Bewusstsein und soziale Unterstützung. Um die eigene Realität festzuhalten, sollte man diese aufschreiben und mit Freunden teilen. Ein soziales Netzwerk kann hierbei hilfreich sein. Oft ist die Beendigung der manipulativen Beziehung oder die Kündigung der einzige Ausweg.

Maßnahmen zur Eindämmung von Gaslighting

  • Dem Bauchgefühl vertrauen: Auf die eigenen Instinkte hören und diese ernst nehmen
  • Dokumentation: Geschehnisse und Unterhaltungen schriftlich festhalten, um später Beweise zu haben.
  • Offene Kommunikation: Mit Vertrauenspersonen sprechen und das eigene Erleben teilen.
  • Beweissicherung: Screenshots, E-Mails und andere Dokumente aufbewahren, die die Manipulationsversuche belegen könnten.
  • Passwortschutz: Passwörter sicher aufbewahren und Computer sperren, um den Zugriff auf persönliche Informationen zu beschränken.
  • Verbündete suchen: Kollegen oder Vorgesetzte informieren, wenn Gaslighting am Arbeitsplatz auftritt, um Unterstützung im Kampf gegen die Manipulation zu gewinnen.

Hilfe bei Gaslighting  

Wer von Gaslighting betroffen ist, steht vor einer komplexen und emotional belastenden Situation. Neben dem persönlichen Umfeld können auch externe Dienste und Beratungsstellen spezialisierte Hilfe anbieten. Diese reichen von anonymen Hotlines bis zu Rechtsberatungen und professioneller psychologischer Unterstützung. 

Psychologische und Medizinische Hilfe: Fachärzte und Fachärztinnen für Psychiatrie und Psychotherapie bieten professionelle Diagnosen und Behandlungspläne an. Psychologische Beratungsstellen sind auf psychische Probleme und Gewalterfahrungen spezialisiert.

Anonyme und Telefonische Beratungen: Die Telefonseelsorge ist anonym und kostenfrei. Das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" bietet spezialisierte und anonyme Beratung. Die "Nummer gegen Kummer" richtet sich an Kinder und Jugendliche. Das Hilfetelefon "Gewalt an Männern" ist ein Beratungsangebot für Männer.

Rechtliche und Berufliche Unterstützung: Betriebs- und Personalräte sind interne Anlaufstellen in Unternehmen. Berufsverbände und Gewerkschaften bieten Unterstützung und Beratung im Berufsumfeld. Rechtsanwälte für Familien- oder Arbeitsrecht können für rechtliche Schritte und Beratung herangezogen werden.

Spezialisierte Einrichtungen: Der Weiße Ring e.V. unterstützt Opfer von Straftaten. Frauenhäuser bieten Schutz für Frauen, die von Gewalt betroffen sind.

Online und Soziale Medien: Krisenchat.de bietet für Kinder und junge Erwachsene rund um die Uhr Hilfe per WhatsApp. Online-Foren und Selbsthilfegruppen dienen dem Austausch mit anderen Betroffenen.


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