Facharzt-Weiterbildung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Die beruflichen Aussichten für Fachärzte und Fachärztinnen in der Psychosomatik sind vielversprechend, sowohl in der ambulanten als auch der stationären Medizin. Im ambulanten Sektor steht ein Generationswechsel bevor, zahlreiche Nachfolgeregelungen sind absehbar. Im stationären Bereich besteht insbesondere in Rehabilitationskliniken ein hoher Bedarf an Fachärzten und Fachärztinnen für Psychosomatik. Die Fachweiterbildung in der Psychosomatik erweist sich daher als interessant und attraktiv.

Illustrativ werden zwei Köpfe dargestellt: einer mit wirren Gedanken, ein Kopf geordnet und glücklich.

Das Gebiet Psychosomatische Medizin und Psychotherapie befasst sich mit der Diagnose, psychotherapeutischen Behandlung, Prävention und Rehabilitation von Krankheiten und Beschwerden. Die Krankheitsursachen sind häufig psychosozialer und psychosomatischer Art, oft in Wechselwirkung. 

Dieser Blogpost bietet einen Überblick über das Behandlungsspektrum in der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie. Zudem werden aktuelle Ärztestatistiken sowie Informationen zu Struktur und Inhalten präsentiert. Abschließend werden die beruflichen Perspektiven in diesem Fachgebiet beleuchtet.

Behandlungsschwerpunkte in der Psychosomatik und Psychotherapie

Das Fachgebiet der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie konzentriert sich auf die gleichzeitige Behandlung von psychischen und physischen Faktoren. Einrichtungen sind oft spezialisiert auf eine oder wenige Behandlungsgebiete. Individuelle, auf den Patienten abgestimmte Therapien sind entscheidend.

Krankheitsbilder

  • Angststörungen: Integrative Behandlung mit medikamentöser Therapie und psychotherapeutischen Ansätzen.
  • Depressionen: Anwendung von Antidepressiva und psychotherapeutische Begleitung.
  • Essstörungen: Kombination aus Ernährungstherapie, Psychotherapie und medizinischer Überwachung.
  • Chronische Schmerzstörungen: Multimodale Schmerztherapie, einschließlich psychologischer Faktoren.
  • Somatoforme Störungen: Fokus auf Wahrnehmung und Verarbeitung körperlicher Symptome ohne organische Ursache.
  • Stressbedingte Erkrankungen: Entspannungsverfahren, Stressmanagement-Techniken und medikamentöse Unterstützung.
  • Traumafolgestörungen: Spezialisierte Traumatherapie und pharmakologische Behandlung.

Abgrenzung Psychosomatik und Psychiatrie

Die Psychosomatische Medizin und die Psychiatrie und Psychotherapie sind eng verwandte, jedoch unterschiedliche Fachbereiche in der Medizin.

Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Die Psychosomatische Medizin und Psychotherapie konzentriert sich auf die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen, bei denen psychosoziale und psychosomatische Faktoren wesentlich sind. Angststörungen, Essstörungen und somatoforme Störungen sind beispielsweise typische Behandlungsfelder. Oft handelt es sich um körperliche Symptome, für die keine organische Ursache feststellbar ist.

Psychiatrie und Psychotherapie

Hier steht die Behandlung psychiatrischer Erkrankungen wie Schizophrenie, bipolare Störungen und schwere Depressionen im Vordergrund. Der Behandlungsansatz zielt darauf ab, den psychischen Zustand des Patienten zu stabilisieren.

Die wichtigsten Unterschiede im Überblick

Diagnose: Psychosomatische Medizin fokussiert auf die Wechselwirkung zwischen körperlichen und psychischen Symptomen. In der Psychiatrie stehen psychiatrische Diagnosen im Vordergrund.

Behandlungsansatz: Während die psychosomatische Medizin einen integrativen Therapieansatz verfolgt, ist die Psychiatrie stärker medikamentös ausgerichtet.

Patientenstruktur: Patienten in der psychosomatischen Medizin sind oft körperlich gesund, aber mit psychosomatischen Beschwerden konfrontiert. Die Psychiatrie befasst sich vor allem mit Patienten mit schwerwiegenderen psychischen Störungen.

Ärztestatistik Psychosomatik

In Deutschland gibt es 3.818 ärztlich tätige Fachärzte und Fachärztinnen in der Psychosomatik. Davon haben 1.772 Fachärzte und Fachärztinnen die Facharztbezeichnung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und 2.046 die ältere Bezeichnung Psychotherapeutische Medizin. 

Mehr als 70% dieser Mediziner sind in der ambulanten Medizin tätig. Der Frauenanteil ist vergleichsweise hoch und beträgt 57%. Bei den im Jahr 2022 neu anerkannten Facharztbezeichnungen liegt der Frauenanteil sogar über 70%.

In der stationären Medizin sind Fachärzte und Fachärztinnen der Psychosomatik überwiegend in der Rehabilitationsmedizin tätig. Die Psychosomatik zählt zu den großen Indikationsbereichen in Rehakliniken. 

In der ambulanten Medizin kooperieren niedergelassene Fachärzte und Fachärztinnen der Psychosomatik eng mit der stationären Medizin. Häufig wird eine in der stationären Rehaklinik begonnene Therapie von ambulanten Fachärzten und Fachärztinnen fortgesetzt.

Dauer und Struktur der Facharztweiterbildung

Das Ziel der Weiterbildung im Gebiet Psychosomatische Medizin und Psychotherapie ist die Erlangung der Facharztkompetenz. Nach der Weiterbildungsverordnung der Bayerischen Landesärztekammer dauert die gesamte Fachweiterbildung 60 Monate. Sie kann nur in zugelassenen Weiterbildungsstätten bei einem Weiterbildungsbefugten absolviert werden. 

Innerhalb dieser 60 Monate sind 12 Monate in anderen Gebieten der somatischen Patientenversorgung zu verbringen. Zudem besteht die Möglichkeit, für den Kompetenzerwerb bis zu 12 Monate in den Gebieten Psychiatrie und Psychotherapie und/oder Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie zu absolvieren.

Weiterbildungsinhalte Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

In der Facharztweiterbildung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie werden umfassende Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten vermittelt, die für die Diagnostik und Behandlung von psychosomatischen Erkrankungen erforderlich sind. 

Dazu gehören der Erwerb von Kennt­­nis­­sen, Erfah­run­­gen und Fertig­kei­ten in

  • der Präven­tion, Erken­nung, psycho­the­ra­peu­ti­schen Behand­lung und Reha­bi­li­ta­tion psycho­so­ma­ti­scher Erkran­kun­gen und Störun­gen einschließ­lich Fami­li­en­be­ra­tung, Sucht- und Suizid­pro­phy­laxe
  • der prak­ti­schen Anwen­dung von wissen­schaft­lich aner­kann­ten Psycho­the­ra­pie-Verfah­ren und Metho­den, insbe­son­dere der kogni­ti­ven Verhal­tens­the­ra­pie, der tiefen­psy­cho­lo­gisch fundier­ten Psycho­the­ra­pie oder der syste­mi­schen Thera­pie
  • der Indi­ka­ti­ons­stel­lung zu sozio­the­ra­peu­ti­schen Maßnah­men
  • Erken­nung und Behand­lung von Verhal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten im Kindes- und Jugend­al­ter
  • Grund­la­gen der Erken­nung und Behand­lung inne­rer Erkran­kun­gen, die einer psycho­so­ma­ti­schen Behand­lung bedür­fen
  • Erken­nung und Behand­lung seelisch-körper­li­cher Wech­sel­wir­kun­gen bei chro­ni­schen Erkran­kun­gen, z. B. onko­lo­gi­schen, neuro­lo­gi­schen, kardio­lo­gi­schen, ortho­pä­di­schen und rheu­ma­ti­schen Erkran­kun­gen sowie Stoff­wech­sel- und Auto­im­mu­ner­kran­kun­gen
  • der psych­ia­tri­schen Anamnese und Befun­d­er­he­bung
  • der gebiets­be­zo­ge­nen Arznei­mit­tel­the­ra­pie unter beson­de­rer Berück­sich­ti­gung der Risi­ken des Arznei­mit­tel­miss­brauchs
  • der Erken­nung und psycho­the­ra­peu­ti­schen Behand­lung von psycho­ge­nen Schmerz­syn­dro­men
  • auto­ge­nem Trai­ning oder progres­sive Muskel­ent­span­nung oder Hypnose
  • der Durch­füh­rung suppor­ti­ver und psycho­edu­ka­ti­ver Thera­pien bei soma­tisch Kran­ken
  • Grund­la­gen in der Verhal­tens­the­ra­pie und psycho­dy­na­misch/tiefen­psy­cho­lo­gisch fundier­ten Psycho­the­ra­pie sowie in der syste­mi­schen Thera­pie
  • Krisen­in­ter­ven­ti­o­nen unter Super­vi­sion
  • 35 Doppel­stun­den Balint­grup­pe­n­a­r­beit bzw. inter­ak­ti­ons­be­zo­gene Fall­a­r­beit
  • psycho­so­ma­tisch-psycho­the­ra­peu­ti­schem Konsi­liar- und Liai­son­dienst

Facharzt Psychosomatik: Spezialisierungen und Zusatzqualifikationen

Nach dem Erwerb der Facharztkompetenz stehen verschiedene Wege für eine weitergehende fachliche Qualifikation offen. 

  • Erwerb von Zusatzqualifikationen wie Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder systemische Therapie.
  • Vertiefung in klinischen Schwerpunkten wie Essstörungen, Schmerztherapie oder Traumatherapie.
  • Zusätzliche Qualifikationen in fachübergreifenden Bereichen wie Palliativmedizin, Suchtmedizin oder Gerontopsychosomatik.
  • Übernahme von Verwaltungs- und Führungspositionen in medizinischen Einrichtungen, z.B. Rehakliniken.
  • Beteiligung an interdisziplinären Projekten, etwa in integrierten Versorgungsmodellen oder Netzwerken.
  • Zusatzweiterbildung in Sozialmedizin: Diese Qualifikation ermöglicht Fachärzten, sich in der Prävention und Rehabilitation aus sozialmedizinischer Perspektive zu spezialisieren.
  • Zusatzweiterbildung in Rehabilitationsmedizin: Diese Qualifikation fokussiert sich auf die medizinische Rehabilitation, um Patienten nach Krankheit oder Unfall wieder in das Berufsleben oder den Alltag zu integrieren.

Berufliche Perspektiven in der Psychosomatik

Die beruflichen Perspektiven für Fachärzte und Fachärztinnen in der Psychosomatik sind in der ambulanten und stationären Medizin exzellent.

In der ambulanten Medizin zeichnet sich ein Generationswechsel ab. Eine steigende Anzahl niedergelassener Psychosomatiker geht in den Ruhestand. Hier stehen viele Nachfolgeregelungen an.

Im stationären Bereich sind es insbesondere Rehabilitationskliniken, die einen hohen Bedarf an Fachärzten und Fachärztinnen für Psychosomatik haben. Ein großer Vorteil der stationären Tätigkeit in Rehakliniken ist die bessere Work-Life-Balance im Vergleich zu Akutkliniken. In der Regel sind keine Notdienste erforderlich, und die Arbeitszeit lässt sich besser planen.


Finde die passende Stelle im Gesundheitswesen

Zur Jobsuche

Karriere im Gesundheitswesen? Hier finden Sie passende Stellenangebote! Entdecken Sie unsere Jobbörse und lassen Sie sich von spannenden Jobangeboten inspirieren.

Zur Jobsuche
Zur Jobsuche