Zusatzweiterbildung Sexualmedizin
Die Sexualmedizin ein kleines, aber wichtiges Spezialgebiet: Nur etwa 50 Ärzte und Ärztinnen sind mit einer Zusatzweiterbildung in diesem Bereich berufstätig. Die Behandlungsschwerpunkte reichen von sexuellen Funktionsstörungen bis hin zu Fragen der Geschlechtsidentität. Die Grundvoraussetzung für die Zusatzweiterbildung ist eine bereits abgeschlossene Facharztausbildung in einem Bereich der direkten Patientenversorgung. Die Weiterbildung in der Sexualmedizin bietet gute berufliche Perspektiven, vor allem für niedergelassene Mediziner.
Die Sexualmedizin ist ein multidisziplinäres Fachgebiet, das weit mehr als nur die Behandlung sexueller Dysfunktionen abdeckt. Wer als Arzt oder Ärztin in diesem Indikationsbereich tätig sein möchte, sollte eine Zusatzweiterbildung in Sexualmedizin absolvieren. Diese Weiterbildung befähigt Fachärzte und Fachärztinen zur Erkennung, Behandlung, Prävention und Rehabilitation von Störungen und Erkrankungen, die das sexuelle und partnerschaftliche Erleben und Verhalten sowie die geschlechtliche Identität betreffen.
Ärztestatistik
Die Sexualmedizin ist ein spezialisiertes Fachgebiet innerhalb der Medizin. In ganz Deutschland gibt es derzeit nur 51 Fachärzte und Fachärztinnen, die die Zusatz-Weiterbildung in Sexualmedizin abgeschlossen haben.
Von diesen 51 sind 40 Fachärzte und Fachärztinnen auch tatsächlich ärztlich tätig. Von diesen 40 Ärzten sind 27 im niedergelassenen Bereich und 13 in der stationären Versorgung tätig.
Behandlungsschwerpunkte Sexualmedizin
Das Behandlungsspektrum umfasst sexuelle Funktionsstörungen, die als Folge anderer Erkrankungen oder deren Behandlungen auftreten können. Dazu zählen etwa Erektions- oder Lubrikationsstörungen bei Krebspatienten oder Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck.
Auch Störungen des sexuellen Verlangens, der sexuellen Erregung und des Orgasmus fallen in den Zuständigkeitsbereich der Sexualmedizin. Dies gilt auch bei sexuell bedingten Schmerzerlebnissen, etwa bei Vaginismus oder Dyspareunie.
Ein weiterer wichtiger Bereich sind Störungen der sexuellen Entwicklung, Identität und Orientierung. Diese können unterschiedliche Ausprägungen haben, wie zum Beispiel Geschlechtsidentitätsstörungen, die nicht zwangsläufig als Transsexualismus auftreten müssen.
Die Sexualmedizin bietet zudem Behandlungsansätze für Störungen der sexuellen Präferenz, zu denen die als Paraphilien bezeichneten Neigungen gehören, etwa Fetischismus oder Sadismus.
Zusammenfassend deckt die Sexualmedizin ein umfangreiches diagnostisches und therapeutisches Spektrum ab, das weit über reine Sexualstörungen hinausgeht und vielfältige Behandlungsansätze bietet.
Voraussetzungen, Dauer und Struktur der Zusatzweiterbildung
Die Grundvoraussetzung für die Zusatz-Weiterbildung in Sexualmedizin ist eine abgeschlossene Facharztausbildung in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung.
Zu den Fachgebieten der unmittelbaren Patientenversorgung, für die die Zusatzweiterbildung Sexualmedizin eine relevante Spezialisierung darstellt, gehören insbesondere:
- Allgemeinmedizin
- Innere Medizin mit Subdisziplinen
- Chirurgie mit Subdisziplinen
- Urologie
- Gynäkologie und Geburtshilfe
- Pädiatrie
- Neurologie
- Psychiatrie und Psychotherapie
- Dermatologie
Die Weiterbildungszeit umfasst insgesamt 320 Stunden, unterteilt in:
- 80 Stunden Kurs-Weiterbildung in Psychosomatischer Grundversorgung, Psychotherapie oder Psychoanalyse
- 120 Stunden spezifische Kurs-Weiterbildung in Sexualmedizin
- 120 Stunden Fallseminare unter Supervision
Die Fallseminare können durch 6 Monate Weiterbildung an einer anerkannten Weiterbildungsstätte ersetzt werden.
Weiterbildungsinhalte Sexualmedizin
Die Zusatz-Weiterbildung in Sexualmedizin ist komplex und vielschichtig. Das umfassende Weiterbildungsprogramm stellt sicher, dass die Fachärzte nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis für die Herausforderungen der Sexualmedizin gewappnet sind.
Theoretische Grundlagen
Die Weiterbildung legt einen Fokus auf die grundlegenden Aspekte der menschlichen Sexualität, einschließlich deren somatischen, psychischen und sozialen Grundlagen. Sie umfasst die Kenntnisse der psychosexuellen Entwicklung über die Lebensspanne, der Geschlechtsidentität und der sexuellen Orientierung. Weiterhin wird ein Verständnis für die gesundheitlichen Auswirkungen von sexuellem Missbrauch und relevante rechtliche Aspekte, wie zum Beispiel das Sexualstrafrecht, vermittelt.
Praktische Behandlungsmethoden
Ärzte lernen, offene und wertfreie sexualmedizinische Gespräche zu führen und kompetent zu diagnostizieren. Sie werden geschult in der Differentialdiagnostik und Klassifikation von Sexualstörungen, von Funktionsstörungen bis hin zu Störungen der sexuellen Präferenz oder der Geschlechtsidentität. Die Weiterbildung bereitet sie auch darauf vor, Sexualstörungen im Kontext anderer Erkrankungen zu verstehen und zu behandeln.
Berufliche Perspektiven
Während der Fachweiterbildung in der Sexualmedizin liegt das Grundgehalt für Fachärzte und Fachärztinnen in Deutschland üblicherweise zwischen 6.200 Euro im ersten Berufsjahr und 7.300 Euro im siebten Berufsjahr. Diese Zahlen basieren auf dem aktuellen Tarifvertrag für Ärzte an kommunalen Krankenhäusern (TV-Ärzte/VKA) gültig bis Mitte 2024.
Sexualmedizin ist ein kleiner Bereich, bietet jedoch gute Möglichkeiten zur Differenzierung für niedergelassene Mediziner. Die Zusatzqualifikation ist vor allem für Fachärzte in der Psychologie, Psychosomatik, Gynäkologie und Urologie interessant. Die Spezialisierung ermöglicht es Ärzten und Ärztinnen vor allem in der Niederlassung, ihre Expertise zu vertiefen und sich positiv von der Konkurrenz abzuheben.
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