Zusatzweiterbildung Gynäkologische Endokrinologie

In der Endokrinologie und Reproduktionsmedizin steht die Diagnose und Therapie hormoneller und reproduktiver Störungen im Mittelpunkt. Die 36-monatige Zusatzweiterbildung, die eine Facharztausbildung in Gynäkologie voraussetzt, bietet nach Abschluss vielfältige Berufsperspektiven und gute Karrierechancen vor allem in der ambulanten Versorgung.

Das Bild zeigt illustrativ den Vorgang der künstlichen Befruchtung

Die Gynäkologische Endokrinologie befasst sich mit hormonellen Störungen bei Frauen, einschließlich Zyklusproblemen und Wechseljahresbeschwerden. Die Reproduktionsmedizin konzentriert sich auf Fragen der Fortpflanzung und ist ein interdisziplinäres Fach, das Gynäkologie, Urologie und Genetik einbezieht. 

In Deutschland setzt die Spezialisierung in diesen Fachgebieten eine Weiterbildung für Fachärzte der Frauenheilkunde und Geburtshilfe voraus. Dieser Blogpost bietet einen Überblick über diese Zusatzweiterbildung, ihre Voraussetzungen und Inhalte.

Ärztestatistik

In Deutschland sind insgesamt 265 Fachärzte und Fachärztinnen tätig, die eine Zusatzweiterbildung in Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin abgeschlossen haben. Der Großteil, nämlich 219, ist in der ambulanten Versorgung tätig, und zwar in Praxen und Medizinischen Versorgungszentren (MVZ). Lediglich 46 Ärzte und Ärztinnen arbeiten im stationären Bereich und sind hauptsächlich in spezialisierten Zentren und Kliniken der Maximalversorgung tätig. Von den 265 Fachärzten und Fachärztinnen sind 209 Frauen, was einem Anteil von etwa 79% entspricht.

Die Zusatzweiterbildung in Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin stellt eine von mehreren Spezialisierungsmöglichkeiten im Bereich Frauenheilkunde und Geburtshilfe dar. Eine weitere Spezialisierung ist die Zusatzweiterbildung Spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin, die in einem eigenen Blogpost thematisiert wird. 

Beide Spezialisierungen können nur in ausgewählten, hoch spezialisierten Einrichtungen absolviert werden

Behandlungsschwerpunkte Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin

Im Spezialbereich der Gynäkologischen Endokrinologie und Reproduktionsmedizin dreht sich alles um hormonelle und reproduktive Gesundheit.

Gynäkologische Endokrinologie

Die gynäkologische Endokrinologie konzentriert sich auf die Diagnostik und Therapie hormonell bedingter Erkrankungen bei Frauen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Behandlung von unerfülltem Kinderwunsch und spezifischen Fragen zur Verhütung. Darüber hinaus umfasst das Behandlungsspektrum Menstruationsstörungen, menstruationsabhängige Migräne, und auch Spezialbereiche wie epileptische Anfälle, die mit dem Menstruationszyklus in Verbindung stehen (katameniale Epilepsie). 

Weitere Behandlungsbereiche sind die Therapie von vermehrter Behaarung (Hirsutismus), Polyzystischem Ovarsyndrom (PCO-Syndrom) und Haarausfall. Die Endokrinologie bietet auch Unterstützung für Frauen mit wiederholten Fehlgeburten und umfasst Beratung und Behandlung zu Transsexualität sowie die Erhaltung der Fruchtbarkeit vor einer geplanten Therapie (Fertilitätsprotektion).

Reproduktionsmedizin

Die Reproduktionsmedizin ist spezialisiert auf die Diagnose und Behandlung von Sterilität und ungewollter Kinderlosigkeit bei beiden Geschlechtern. 

Es gibt zwei Behandlungsschwerpunkte:

Methoden zur Unterstützung der natürlichen Zeugung: Diese beinhalten diagnostische Verfahren, die die Ursachen für die Unfruchtbarkeit identifizieren, Impotenz behandeln und operative Eingriffe zur Öffnung der weiblichen Geschlechtswege oder zur hormonellen Unterstützung des Eisprungs (Ovulation) durchführen.

Methoden der assistierten Reproduktion: Hier geht es um Techniken wie In-vitro-Fertilisation (IVF) oder intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Zu den häufigsten Gründen, die eine assistierte Reproduktion erfordern, gehören Zyklusstörungen, fortgeschrittenes Alter, Myome, Verwachsungen, Entzündungen, Endometriose, Eierstockzysten und psychische Faktoren.

Voraussetzungen, Dauer und Struktur der Zusatzweiterbildung

Gemäß der Weiterbildungsordnung der Bayerischen Landesärztekammer beträgt die Dauer für die Zusatzweiterbildung im Schwerpunkt Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin 36 Monate. Die Zusatzweiterbildung kann nur bei einem Spezialisten mit der Weiterbildungsbefugnis für diesen Bereich absolviert werden. Die Befugnisse zur Weiterbildung werden von den jeweiligen Landesärztekammern erteilt, unterscheiden sich aber nicht gravierend. 

Grundsätzlich ist zur Zusatzweiterbildung eine abgeschlossene Facharztausbildung als Facharzt/-ärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe erforderlich. Insgesamt 12 Monate der Weiterbildungszeit können bereits während der Facharztausbildung Frauenheilkunde und Geburtshilfe angerechnet werden.

Weiterbildungsinhalte Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin

Die folgenden Informationen zur Zusatzweiterbildung im Schwerpunkt Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin basieren auf der Weiterbildungsordnung der Bayerischen Landesärztekammer. Sie bieten einen Überblick über die erforderlichen Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten, die in diesem Fachgebiet erworben werden sollen.

Weiterbildungsinhalte:

Erwerb von Kennt­­nis­­sen, Erfah­run­­gen und Fertig­kei­ten in

  • der Erken­nung und Behand­lung geschlechts­s­pe­zi­fi­scher endo­kri­ner, neuro­en­do­kri­ner und ferti­li­täts­be­zo­ge­ner Funk­ti­o­nen, Dysfunk­ti­o­nen und Erkran­kun­gen sowie von Fehl­bil­dun­gen des inne­ren Geni­tale in der Puber­tät, der Adoles­zenz, der fort­pflan­zungs­fä­hi­gen Phase, dem Klimak­te­rium und der Peri- und Post­me­no­pause
  • endo­sko­pi­schen und mikro­chir­ur­gi­schen Opera­ti­ons­ver­fah­ren
  • der ferti­li­täts­be­zo­ge­nen Paar­be­ra­tung
  • der Erken­nung und Behand­lung gebiets­be­zo­ge­ner endo­krin beding­ter Alte­rungs­pro­zesse
  • der Erken­nung und Beur­tei­lung psycho­so­ma­ti­scher Einflüsse auf den Hormon­haus­halt, auf die Ferti­li­tät und deren Behand­lung
  • gene­tisch beding­ten Regu­la­ti­ons- und Ferti­li­täts­s­tö­run­gen mit Indi­ka­ti­ons­stel­lung zur human­ge­ne­ti­schen Bera­tung
  • Erken­nung und Behand­lung des Andro­gen­haus­hal­tes, Hirsu­tis­mus und der des Prolak­tin­haus­hal­tes
  • den endo­krin beding­ten Funk­ti­ons- und Entwick­lungs­stö­run­gen der weib­li­chen Brust
  • den gynä­ko­lo­gisch-endo­kri­nen Aspek­ten der Trans­se­xu­a­li­tät

Defi­­nierte Unter­­su­chungs- und Behan­d­­lungs­­­ver­­fah­ren:

  • assis­tierte Ferti­li­sa­ti­ons­me­tho­den einschließ­lich hormo­nel­ler Stimu­la­tion, Inse­mi­na­ti­o­nen, In-vitro-Ferti­li­sa­tion (IVF), intra­zy­to­plas­ma­ti­sche Sper­ma­to­zoen-Injek­tion (ICSI)
  • Kryo­kon­ser­vie­rungs­ver­fah­ren
  • Sper­mio­gramm-Analyse und Ejaku­lat-Aufbe­rei­tungs­me­tho­den sowie Funk­ti­ons­tests
  • Mitwir­kung bei größe­ren ferti­li­täts­chir­ur­gi­schen Eingrif­fen einschließ­lich hyste­ro­sko­pi­scher und lapa­ro­sko­pi­scher Verfah­ren, z. B. bei Endo­me­triose, Tuben- und Ovar­chirur­gie

Gehalt während der Fachweiterbildung 

Während ihrer Weiterbildung im Bereich der Endokrinologie und Reproduktionsmedizin erhalten Fachärzte und Fachärztinnen in der Regel ein Grundgehalt zwischen 6.200 Euro (im 1. Berufsjahr als Facharzt) und 7.300 Euro (im 7. Berufsjahr). 

Diese Angaben basieren aus dem aktuellen Tarif TV-Ärzte/VKA. Für mehr Informationen zu den Gehaltsstrukturen können Sie unseren speziellen Blog "Was verdienen Frauenärzte und -ärztinnen?" konsultieren. Die Zusatzweiterbildung stellt insgesamt eine ausgezeichnete Basis für eine erfolgreiche und finanziell lukrative Karriere dar.

Fazit

Die Zusatzweiterbildung in Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin bietet Fachärzten und Fachärztinnen ausgezeichnete Berufsperspektiven mit zahlreichen Einsatzmöglichkeiten und schnellen Aufstiegschancen. Die hohe Nachfrage nach spezialisierten Fachkräften und der Aufwärtstrend bei den Ärztegehältern machen dieses Fachgebiet zu einer lohnenden beruflichen Investition.


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