Facharzt-Weiterbildung Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Die Fachrichtung Gynäkologie und Geburtshilfe bietet nach einer 60-monatigen Fachweiterbildung gute Karriereperspektiven. Qualifizierte Fachärzte und Fachärztinnen sind sowohl im stationären als auch im ambulanten Sektor gefragt, was zahlreiche berufliche Möglichkeiten in Krankenhäusern, Praxen und anderen medizinischen Einrichtungen eröffnet. Nach Abschluss der Fachweiterbildung besteht zudem die Option für weitere Spezialisierungen, die zusätzliche berufliche Chancen bieten.

Illustration: Frauenärztin untersucht schwangere Frau.

Dieser Beitrag dient approbierten Ärztinnen und Ärzten als Orientierung für die Fachweiterbildung in Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Der Blogpost konzentriert sich auf die Weiterbildungsinhalte, die Struktur der Weiterbildung sowie die Karrierechancen.

Im Fachbereich Frauenheilkunde und Geburtshilfe sind insgesamt 17.030 Fachärzte und Fachärztinnen tätig, von denen etwa 68% in der ambulanten Versorgung arbeiten. Besonders auffallend ist der hohe Anteil von Frauen in diesem Fachbereich (rund 74%). Durch das Zusammenspiel und die enge Verknüpfung von Gynäkologie und Geburtshilfe wird eine umfassende Patientenversorgung gewährleistet. 

Begriffsabgrenzung: Gynäkologie Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Fachärzte und Fachärztinnen in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe sind in der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des weiblichen Fortpflanzungssystems ausgebildet und betreuen Schwangerschaften, Geburten sowie die postnatale Phase. Einsatzgebiete reichen von Krankenhäusern über Facharztpraxen bis hin zu ambulanten Versorgungszentren und Geburtshäusern. 

Im späteren Berufsverlauf spezialisieren sich viele Fachärzte und -ärztinnen auf Gynäkologie oder Geburtshilfe. Im allgemeinen Sprachgebrauch und auch in der Fachsprache wird "Frauenheilkunde" synonym mit "Gynäkologie" verwendet und fokussiert sich somit mehr auf die Gesundheit des weiblichen Fortpflanzungssystems abseits der Schwangerschaft und Geburt.

Behandlungsschwerpunkte in der Gynäkologie und Geburtshilfe

In der klinischen Praxis sind Geburtshilfe und Gynäkologie eng miteinander verzahnt. Diese Verzahnung zeigt sich auch in der Struktur vieler Kliniken. Beide Fachbereiche sind in aller Regel in einer gemeinsamen Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe organisiert.  Nur die Zusammenarbeit zwischen den beiden Fachbereichen ermöglicht eine umfassende und interdisziplinäre Patientenversorgung.

Arbeitsschwerpunkt in der Gynäkologie  

  • Minimalinvasive Chirurgie: Einsatz moderner Techniken für operative Eingriffe, auch bei malignen Erkrankungen.
  • Fertilitätschirurgie: Operative Verfahren zur Förderung der Fortpflanzungsfähigkeit.
  • Mammachirurgie und plastische Rekonstruktion: Spezialisierte chirurgische Eingriffe im Brustbereich, inklusive rekonstruktiver Maßnahmen.
  • Gynäkologische Onkologie: Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen des weiblichen Fortpflanzungssystems.
  • Urogynäkologie: Behandlung von Erkrankungen an der Schnittstelle zwischen Urologie und Gynäkologie.
  • Endokrinologie: Medizinische Versorgung bei hormonellen Störungen.
  • Spezifische Krebserkrankungen: Fokus auf die Diagnose und Therapie von Mammakarzinom, Uteruskarzinomen und Ovarialkarzinomen.
  • Inkontinenzzentrum: Diagnostik und Behandlung von Harn- und Stuhlinkontinenz.

Behandlungs- und Versorgungsschwerpunkte in der Geburtshilfe

  • Minimalinvasive Chirurgie: Anwendung moderner chirurgischer Verfahren, auch bei malignen Erkrankungen im Kontext der Geburtshilfe.
  • Fertilitätschirurgie: Chirurgische Maßnahmen, die speziell auf die Bedürfnisse von schwangeren Frauen und ihren Kindern abgestimmt sind.
  • Myomzentrum: Spezialisiertes Zentrum für die Behandlung von Myomen, insbesondere während der Schwangerschaft.
  • Endometriosezentrum: Fokus auf die Diagnose und Behandlung von Endometriose in der Schwangerschaft.
  • Mammakarzinom und Mammachirurgie: Diagnostik und Therapie von Brustkrebs in der Schwangerschaft, inklusive chirurgischer Eingriffe.
  • Spezifische Krebserkrankungen: Diagnostik und Therapie von Uterus- und Ovarialkarzinomen im Rahmen der Geburtshilfe.
  • Gynäkologische Onkologie: Onkologische Versorgung speziell für schwangere Frauen.
  • Urogynäkologie und Inkontinenzzentrum: Behandlung von urogynäkologischen Problemen und Inkontinenz während der Schwangerschaft.
  • Geburtshilfe: Umfassende Versorgung vor, während und nach der Geburt.
  • Zwillingsgeburten: Spezialisierte Versorgung bei Mehrlingsschwangerschaften.
  • Frühgeburtlichkeitsmanagement: Strategien und Behandlungen zur Vermeidung und Versorgung von Frühgeburten.
  • Pränataldiagnostik: Vorgeburtliche Diagnosemethoden und -verfahren.

Struktur und Dauer der Fachweiterbildung

Die Facharztweiterbildung in Frauenheilkunde und Geburtshilfe ist inhaltlich und organisatorisch fest vorgegeben durch die jeweiligen Landesärztekammern. Im Bundesland Bayern beträgt die gesamte Weiterbildungszeit 60 Monate. Die Fachweiterbildung kann nur bei von der Landesärztekammer zugelassenen Weiterbildungsbefugten absolviert werden.

Dabei sind folgende Rahmenbedingungen zu beachten:

  • Bis zu 6 Monate der Weiterbildungszeit können in einem anderen medizinischen Gebiet absolviert werden.
  • Bis zu 12 Monate können in den Schwerpunktweiterbildungen des Gebietes angerechnet werden.
  • Bis zu 24 Monate können im ambulanten Bereich geleistet bzw. angerechnet werden.

Zusätzlich ist der Abschluss eines 80-stündigen Kurses in Psychosomatischer Grundversorgung obligatorisch.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Weiterbildungsverordnungen der Ärztekammern in anderen Bundesländern ähnliche Regelungen beinhalten und daher kaum signifikante Unterschiede aufweisen.

Weiterbildungsinhalte Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Die Fachweiterbildung in Frauenheilkunde und Geburtshilfe ist eine komplexe und multidisziplinäre Ausbildung, die eine Vielzahl von Kenntnissen und Fähigkeiten erfordert. 

Im Folgenden sind die Schlüsselbereiche und spezifischen Fähigkeiten aufgelistet, die während der Weiterbildungszeit erworben werden sollten.

Weiterbildungsinhalte

Neben den grundlegenden Anforderungen werden Kenntnisse, Erfahrungen und Fähigkeiten in den folgenden Bereichen erworben:

  • Gesundheitsberatung, Stillberatung und Grundlagen der Ernährungsmedizin
  • Konservative und operative Behandlung der weiblichen Geschlechtsorgane
  • Früherkennung und Grundlagen der Tumortherapie
  • Palliativmedizinische Versorgung
  • Mutterschaftsvorsorge und Schwangerschaftsbetreuung
  • Geburtsbetreuung und Neugeborenenversorgung
  • Diagnostik und Therapie der Harn- und Analinkontinenz
  • Plastisch-operative und rekonstruktive Eingriffe
  • Prämenstruelles Syndrom und hormonelle Regulation
  • Familienplanung und Verhütung
  • Hereditäre Krankheitsbilder und genetische Beratung
  • Schwangerschaftskonflikte und Schwangerschaftsabbruch
  • Medikamentöse Therapie
  • Osteoporoseprävention
  • Sexualberatung
  • Psychische und psychosoziale Störungen
  • Akute Notfälle und Gewaltfolgen

Definierte Untersuchungs- und Behandlungsverfahren

  • Ante- und intrapartale Kardiotokogramme
  • Normale Geburten und Versorgung von Dammschnitten
  • Geburtshilfliche Operationen
  • Erstversorgung und Erstuntersuchung des Neugeborenen
  • Lokal- und Regionalanästhesie
  • Operative Eingriffe am Genital und der Brust
  • Kolposkopien
  • Zyto-diagnostische Abstriche
  • Ultraschalluntersuchungen
  • Punktionstechniken
  • Infusionstherapie und Ernährung

Spezialisierung in der Frauenheilkunde nach Abschluss der Fachweiterbildung

Über eine Zusatzweiterbildungen können Fachärzte und Fachärztinnen ihre Expertise in spezifischen Bereichen der Frauenheilkunde und Geburtshilfe vertiefen und sich als Spezialisten etablieren.  Diese Ärztlichen Zusatzweiterbildungen sind inhaltlich und organisatorisch ebenfalls von den Landesärztekammern vorgegeben.

Zur Auswahl stehen dabei die folgenden Schwerpunkte:

Spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin

Dieser Bereich konzentriert sich auf die medizinische Betreuung von Mutter und Kind während der Schwangerschaft, Geburt und im unmittelbaren Zeitraum nach der Geburt.

Gynäkologische Onkologie

Hier steht die Prävention, Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane im Vordergrund.

Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin

Dieser Schwerpunkt befasst sich mit Hormonstörungen und Fertilitätsproblemen bei Frauen.

Sexualmedizin

In diesem Fachbereich geht es um die Diagnose und Behandlung von Sexualstörungen, die sowohl physische als auch psychische Ursachen haben können.

Attraktive Karrierechancen in der Gynäkologie und Geburtshilfe 

Die Gynäkologie und Geburtshilfe bieten attraktive Karrierechancen. Die Nachfrage nach qualifizierten Fachärzten und Fachärztinnen in diesem Fachbereich ist sowohl im stationären als auch im ambulanten Sektor hoch. Mit zahlreichen offenen Stellen in Krankenhäusern, Praxen und medizinischen Einrichtungen sind die Berufsaussichten für angehende Spezialisten in diesem Bereich daher sehr vielversprechend. Für weitere Informationen zu finanziellen Perspektiven und Gehaltsmöglichkeiten in der Gynäkologie und Geburtshilfe empfehlen wir unseren Blogbeitrag "Was verdienen Frauenärzte und -ärztinnen?" 


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