Gehalt Frauenheilkunde: Was verdienen Frauenärzte und -ärztinnen?

Der Fachbereich Gynäkologie und Geburtshilfe ist ein großer medizinischer Fachbereich. Mehr als 68% aller Fachärzte und Fachärztinnen in der Gynäkologie und Geburtshilfe arbeiten im niedergelassenen Bereich. Krankenhäuser und Kliniken bieten tarifvertraglich geregelte Gehälter, die in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind. Das Einkommen in der ambulanten Versorgung liegt aktuell unter dem Durchschnitt aller Praxen; hier ist deutliches Entwicklungspotential.

Illustration zu Frauenarzt: Diagnose, Therapie und Behandlungen.

Die Frauenheilkunde, auch als Gynäkologie bezeichnet, ist ein auf die Gesundheit von Frauen spezialisiertes Fachgebiet. Es umfasst die Vorbeugung, Diagnose und Behandlung geschlechtsspezifischer Gesundheitsprobleme, von Früherkennung über Tumordiagnostik bis zur Empfängnisverhütung und Kinderwunschberatung. Die Geburtshilfe, die sich auf die Betreuung während der Schwangerschaft, Geburt und das Wochenbett konzentriert, ist ein integraler Bestandteil dieses Fachbereichs. Damit spielt die Frauenheilkunde eine Schlüsselrolle in verschiedenen Lebensphasen einer Frau, von der Jugend bis ins hohe Alter.

Begriffe: Gynäkologie, Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Die Begriffe "Gynäkologie" und "Frauenheilkunde" werden oft synonym verwendet obwohl sie begrifflich unterschiedliche Aspekte beleuchten. Die Gynäkologie fokussiert sich auf die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des weiblichen Fortpflanzungssystems, das heißt, der Gebärmutter, der Eierstöcke und der Brüste. Frauenheilkunde ist ein umfassenderer Begriff, der auch präventive Aspekte wie Vorsorgeuntersuchungen und Beratungen zur Empfängnisverhütung einschließt. 

Der Begriff "Gynäkologie" ist in medizinischen und wissenschaftlichen Kontexten gebräuchlicher. Beide Begriffe sind jedoch in der medizinischen Fachliteratur und in Patientengesprächen weit verbreitet.

Die Geburtshilfe ist fokussiert auf Schwangerschaft, die Geburt und die Zeit danach (Wochenbett). Die Gynäkologie und Geburtshilfe wird als ein Fachgebiet behandelt, und Fachärzte und Fachärztinnen in diesem Bereich werden in beiden Teildisziplinen ausgebildet.

Hauptaufgaben und Tätigkeitsbereiche in Gynäkologie und Geburtshilfe

Gynäkologie und Geburtshilfe sind eng miteinander verzahnte Fachbereiche, die gemeinsam ein umfassendes Spektrum der Frauenheilkunde abdecken. Besonders in der ambulanten Versorgung nehmen sie eine zentrale Rolle ein, um Frauen in verschiedenen Lebensphasen medizinisch zu betreuen.

Hauptaufgaben der Gynäkologie

  • Früherkennung und Vorsorge: Regelmäßige Untersuchungen zur frühzeitigen Erkennung von Erkrankungen wie Krebs.
  • Diagnostik und Therapie: Diagnose und Behandlung gynäkologischer Erkrankungen, von Infektionen bis hin zu malignen Tumoren.
  • Empfängnisverhütung: Beratung und Verschreibung von Verhütungsmitteln.
  • Kinderwunsch: Diagnostik und Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch.
  • Wechseljahre: Betreuung und Beratung von Frauen in den Wechseljahren, einschließlich Hormontherapie.
  • Chirurgische Eingriffe: Durchführung operativer Verfahren wie Hysterektomien oder Eingriffe bei Endometriose.

Hauptaufgaben der Geburtshilfe

  • Schwangerschaftsvorsorge: Regelmäßige Untersuchungen und Tests während der Schwangerschaft.
  • Geburtsvorbereitung: Beratung und Vorbereitung auf die Geburt, einschließlich der Auswahl der Geburtsmethode.
  • Geburtsbegleitung: Medizinische Betreuung und Überwachung während der Geburt.
  • Postnatale Betreuung: Versorgung und Überwachung von Mutter und Kind nach der Geburt.
  • Notfallmanagement: Behandlung von Komplikationen bei Mutter und Kind während Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett.

Häufigste Einsatzorte

  • Krankenhäuser: In spezialisierten Abteilungen für Gynäkologie und Geburtshilfe in Krankenhäusern werden komplexere Fälle behandelt, die intensivere medizinische Betreuung erfordern. Hier kommen Gynäkologen und Geburtshelfer zum Einsatz, um operative Eingriffe vorzunehmen, Hochrisikoschwangerschaften zu überwachen und Notfälle zu behandeln.
  • Arztpraxen: Die meisten Gynäkologen sind in der ambulanten Versorgung, in eigenen Praxen oder Gemeinschaftspraxen tätig. Hier werden vor allem Vorsorgeuntersuchungen, Beratungen zu Empfängnisverhütung und Kinderwunsch sowie kleinere diagnostische und therapeutische Eingriffe vorgenommen.
  • Geburtshäuser: Diese bieten eine Alternative zu Krankenhäusern und sind für Geburten vorgesehen, bei denen keine medizinischen Risiken vorliegen. Geburtshelfer in Geburtshäusern legen Wert auf eine naturnahe und weniger medizinisierte Geburtsatmosphäre. Sie bieten Betreuung während der Schwangerschaft, Geburt und im Wochenbett und arbeiten eng mit Gynäkologen zusammen.

Ärztestatistik Gynäkologie und Geburtshilfe

In der Gynäkologie und Geburtshilfe sind in Deutschland insgesamt 17.030 Fachärzte und Fachärztinnen ärztlich tätig. In der ambulanten Versorgung beträgt der Anteil rund 68% (11.579). Circa 32% aller Fachärzte und Fachärztinnen in der Gynäkologie und Geburtshilfe sind stationär und vorwiegend in Krankenhäusern tätig.

Das Geschlechterverhältnis in diesem Fachgebiet ist auffallend: 74% der ärztlichen Fachkräfte, das entspricht 12.524 Personen, sind Frauen. Der Fachbereich ist also frauendominiert. Diese Tendenz setzt sich sogar bei den Neuanerkennungen der Facharztweiterbildungen fort. Von den insgesamt 693 Ärzten, die neu in das Fachgebiet einsteigen, sind 83,5%, also 579, Frauen.

Gehalt in der Gynäkologie und Geburtshilfe in Kliniken und Krankenhäusern 

Grundlegend für die Gehälter von Ärztinnen und Ärzte in Krankenhäusern und Kliniken sind Tarifverträge. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Tarifverträgen sind in der Regel nicht signifikant. 

Gemäß der aktuellen Tarifabsprache der kommunalen Arbeitgeberverbände (TV-Ärzte/VKA) gelten folgende Gehaltsstufen:

Vom 1. Juli 2023 bis 31. März 2024

  • Assistenzärzte in der Gynäkologie und Geburtshilfe im 1. Jahr: 5.084,92 € 
  • Fachärzte ab dem 3. Jahr: 7.768,09 € 
  • Oberärzte ab dem 3. Jahr: 9.607,20 €
  • Leitende Oberärzte ab dem 2. Jahr: 10.595,38 € 

Vom 1. April 2024 bis 30. Juni 2024: 

  • Assistenzärzte in der Gynäkologie und Geburtshilfe im 1. Jahr: 5.288,32 € 
  • Fachärzte ab dem 3. Jahr: 8.078,81 € 
  • Oberärzte ab dem 3. Jahr: 9.991,49 € 
  • Leitende Oberärzte ab dem 2. Jahr: 11.019,20 € 

Zum Grundgehalt können zusätzliche Zahlungen, wie zum Beispiel für Rufbereitschaft und Bereitschaftsdienste oder durch Poolbeteiligung, hinzukommen. Diese können 20-30% des Grundgehalts ausmachen.

Gehalt von Ärzten in leitender Position in der Gynäkologie und Geburtshilfe Das Gehalt für Chefärztinnen und Chefärzte wird individuell verhandelt und richtet sich nach verschiedenen Kriterien wie fachlicher Expertise, Größe der Einrichtung, Bedeutung des Krankenhauses und Standort. Die Jahresgehälter für leitende Ärzte in der Gynäkologie und Geburtshilfe bewegen sich üblicherweise zwischen 200.000 und 320.000 Euro. In spezialisierten Fach- und Rehakliniken können die Gehälter tendenziell etwas niedriger ausfallen.

Einkommen niedergelassener Frauenärzte und -ärztinnen

Laut der Kostenstrukturerhebung des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2019 betrug der durchschnittliche Reinertrag pro Praxis Frauenheilkunde und Geburtshilfe etwa 251.000 Euro. Dieser Wert liegt unter dem Durchschnittsreinertrag aller ambulant tätigen Praxen, der bei 296.000 Euro liegt.

Es ist zu beachten, dass dieser Reinertrag nicht den tatsächlichen Gewinn einer Praxis repräsentiert. Er schließt bedeutende Ausgaben wie Abschreibungen oder Rückstellungen nicht mit ein. Außerdem wird der Reinertrag in Gemeinschaftspraxen unter den beteiligten Frauenärzten aufgeteilt. Diese Faktoren sollten berücksichtigt werden, wenn man das Einkommen einer niedergelassenen Praxis beurteilt.

Fazit

Die Gynäkologie und Geburtshilfe sind ein großer medizinischer Fachbereich mit einer Vielzahl offener Stellen, was attraktive Berufschancen für Fachärzte und Fachärztinnen bietet. Der ambulante Sektor zeigt besonders vielversprechende Perspektiven, da in den kommenden Jahren viele Ärzte altersbedingt ausscheiden werden. Dies dürfte den Bedarf an qualifizierten Fachkräften in diesem Bereich erhöhen und bietet somit interessante berufliche Möglichkeiten.

Wer sich für die Fachweiterbildung Frauenheilkunde und Geburtshilfe interessiert, findet dazu mehr Informationen auf unserem Blogpost “Fachweiterbildung Frauenheilkunde und Geburtshilfe: Lerninhalte und Arbeitsschwerpunkte”. Der Beitrag konzentriert sich auf die Weiterbildungsinhalte, die Struktur der Weiterbildung sowie die Karrierechancen.


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