Gehalt Anästhesiologie: Was verdienen Anästhesisten?

Der Beitrag betrachtet das Arbeitsfeld der Anästhesiologie. Ein Schwerpunkt liegt auf der Spezialisierung nach der ärztlichen Fachweiterbildung. Zusätzlich werden statistische Informationen zu diesem großen medizinischen Fachbereich geboten und das Gehalt von Fachärzten und Fachärztinnen in Kliniken und im niedergelassenen Bereich beleuchtet.

Ein Anästhesist überwacht eine Operation

Anästhesisten spielen eine zentrale Rolle in der medizinischen Versorgung.

In Deutschland sind insgesamt 24.516 Anästhesisten ärztlich tätig, was rund 7% aller tätigen Ärzte ausmacht. Dies unterstreicht die große Bedeutung der Anästhesie für die medizinische Versorgung. Von den Ärzten und Ärztinnen in der Anästhesiologie sind 20.057 in stationären Einrichtungen beschäftigt, und 4.459 Anästhesisten und Anästhesistinnen im ambulanten Bereich tätig.

Unterschied Anästhesie und Anästhesiologie 

Die Bezeichnung Anästhesie beschreibt den medizinischen Vorgang, bei dem Empfindungen, vor allem Schmerz, temporär ausgeschaltet werden. Im Gegensatz dazu steht der Begriff Anästhesiologie, der das Fachgebiet der Medizin bezeichnet.

Im Alltag wird oft der kürzere Begriff Anästhesie auch für den Fachbereich anstelle von Anästhesiologie verwendet. Ursache dafür sind die Unkenntnis über die genauen Begriffsinhalte und die Tendenz zur Vereinfachung  und kurzen Bezeichnungeni.

Rolle und Aufgaben des Anästhesisten

Ein Anästhesist ist ein Mediziner, der sich auf das Gebiet der Anästhesiologie spezialisiert hat. Seine primäre Aufgabe liegt in der sicheren Administration von Anästhetika und in der kontinuierlichen Überwachung des Patienten während eines chirurgischen Eingriffs. Dabei steht insbesondere die Regulierung und Kontrolle essenzieller Körperfunktionen im Vordergrund.

Hauptaufgaben von Anästhesisten

Zu den Kernverantwortlichkeiten eines Anästhesisten gehören:

  • Die präoperative Beurteilung des Patienten.
  • Auswahl und Verabreichung geeigneter Anästhetika.
  • Kontinuierliche Überwachung während des Eingriffs.
  • Postoperative Patientenbetreuung.

Fachweiterbildung zum Facharzt/ zur Fachärztin für Anästhesiologie

Für angehende Ärzte bieten die Famulatur und das Praktische Jahr in der Anästhesiologie Einblicke in das Fachgebiet. Anästhesiologie umfasst Allgemeinanästhesie, Regional- und Lokalanästhesie, vor- und nachoperative Behandlung, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie. Einige Anästhesisten spezialisieren sich auch in Bereichen wie Kinderanästhesie. Die Schwerpunkte und Weiterbildungsinhalte zur Fachweiterbildung Anästhesiologie sind in einem speziellen Blogpost zusammengestellt.

Dauer und Struktur der Facharztweiterbildung Anästhesiologie 

Die Weiterbildung zum Facharzt für Anästhesiologie dauert 5 Jahre. Hierbei werden 48 Monate in der Anästhesiologie und 12 Monate in der Intensivmedizin absolviert. Bis zu 18 Monate können im ambulanten Sektor und bis zu 12 Monate in anderen medizinischen Gebieten angerechnet werden. Nicht alle Weiterbildungsstätten bieten sämtliche Anästhesieverfahren an, weshalb Rotationsprogramme existieren, bei denen Assistenzärzte zwischen verschiedenen Kliniken und Praxen wechseln.

Inhalte der Facharztweiterbildung Anästhesiologie

Die Weiterbildung fokussiert sich auf:

  • Anästhesieverfahren und deren Beurteilung
  • Intensivmedizinische Maßnahmen und perioperative Abläufe
  • Notfall- und Palliativmedizin
  • Arzneimitteltherapie und Infusionstherapie
  • Psychosomatische Aspekte und Laboruntersuchungen

Untersuchungs- und Behandlungsverfahren 

Anästhesisten lernen Techniken wie Behandlung gestörter Vitalfunktionen, Beatmungstechniken, Katheterisierungstechniken, Elektrokardiogramme, Anästhesieverfahren in verschiedenen operativen Bereichen und Regionalanästhesien. Zudem wird in komplexen Anästhesieverfahren, wie bei intrathorakalen oder intrakraniellen Eingriffen, mitgearbeitet.

Spezialisierung nach Abschluss der Fachweiterbildung Anästhesiologie

Akut- und Notfallmedizin

Hier liegt der Fokus auf der schnellen Diagnose und Behandlung von Patienten in akuten medizinischen Notfällen, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Krankenhauses. Mehr Details und Einblicke in die Zusatzweiterbildung Akut- und Notfallmedizin finden Sie in unserem speziellen Blogpost zu diesem Thema.

Intensivmedizin

Die Intensivmedizin befasst sich mit Patienten, die aufgrund schwerwiegender Krankheiten oder Verletzungen eine intensive Überwachung und Pflege benötigen.

Schmerztherapie

Anästhesisten in diesem Bereich diagnostizieren und behandeln akute sowie chronische Schmerzen und entwickeln individuelle Schmerzmanagementpläne.

Palliativmedizin

Ziel in der Palliativmedizin ist die Linderung von Symptomen und die Optimierung der Lebensqualität von Patienten mit nicht heilbaren Krankheiten.

Kinderanästhesie

Diese Spezialisierung konzentriert sich auf die sichere Verabreichung von Anästhesie bei Kindern und Jugendlichen, wobei besondere physiologische und psychologische Aspekte beachtet werden.

OP-Management

Hier steht die Koordination und Optimierung von Operationsabläufen im Vordergrund, von der Patientenvorbereitung über die OP-Durchführung bis zur Nachsorge.

Gehälter für Ärzte und Ärztinnen in der Anästhesiologie

Die Gehaltsstrukturen im medizinischen Bereich, speziell in Krankenhäusern, werden durch Tarifverträge geregelt. Die Unterschiede im Grundentgelt zwischen den verschiedenen Tarifverträgen sind nicht signifikant. 

Gehälter in Krankenhäusern gemäß TVöD

Die jüngste Tarifeinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (TV-Ärzte/VKA) skizziert Zuwächse der Grundentgelte in zwei Phasen:

Für den Zeitraum 1. Juli 2023 bis 31. März 2024:

  • Assistenzärzte in der Anästhesiologie im 1. Jahr: 5.084,92 €
  • Fachärzte ab dem 3. Jahr in der Anästhesiologie: 7.768,09 €
  • Oberärzte in der Anästhesiologie ab dem 3. Jahr: 9.607,20 €
  • Leitende Oberärzte in der Anästhesiologie ab dem 2. Jahr: 10.595,38 €

Für den Zeitraum 1. April 2024 bis 30. Juni 2024:

  • Assistenzärzte in der Anästhesiologie im 1. Jahr: 5.288,32 €
  • Fachärzte in der Anästhesiologie ab dem 3. Jahr: 8.078,81 €
  • Oberärzte in der Anästhesiologie ab dem 3. Jahr: 9.991,49 €
  • Leitende Oberärzte in der Anästhesiologie ab dem 2. Jahr: 11.019,20 €

Zum Grundgehalt kommen ergänzende Zahlungen, etwa für Rufbereitschaft oder Bereitschaftsdienste sowie Beteiligungen am Pool, hinzu. Diese könnten zwischen 20-40% des Grundgehalts betragen.

Leitende Ärzte und Chefärzte unterliegen keiner tariflichen Vergütung. Das Gehalt dieser Positionen wird individuell vereinbart und beruht auf verschiedenen Determinanten wie der Art des Krankenhauses, der spezifischen Abteilung und Fachrichtung, sowie der Größenordnung und überregionalen Bedeutung des Krankenhauses. Die Vergütungsspanne für Chefärzte in der Anästhesiologie kann, abhängig von der Institution und der Tragweite ihrer Verantwortung, zwischen 200.000 und 400.000 EUR pro Jahr liegen, in Einzelfällen und großen Einrichtungen der Maximalversorgung sogar deutlich über dieser Bandbreite.

Einkommen niedergelassener Anästhesisten und Anästhesistinnen

Die Anästhesiologie ist überwiegend stationär ausgerichtet. Niedergelassene Anästhesisten arbeiten vorwiegend  in kleineren Krankenhäusern und ambulanten Operationszentren. Die Anästhesiologie ist in der Statistik des Statistischen Bundesamtes zur Ermittlung der Praxiserträge nicht gesondert aufgeführt, sondern in der Gruppe der “Sonstigen Praxen” zusammengefasst.

Die neuesten Daten des Statistischen Bundesamtes stammen aus dem Jahr 2021. Für die “Sonstigen Praxen” wurden für das Jahr 2021 keine Umsätze, Aufwendungen und Reinerträge ermittelt. Daher sind die Werte aus 2019 die letzten verfügbaren Daten.

In 2019 lag der durchschnittliche Reinertrag pro Praxis bei rund 279.000 Euro. Dieser Wert liegt unterhalb dem Durchschnittsreinertrag aller ambulanten Praxen, der sich auf 296.000 Euro beläuft. Es ist anzumerken, dass die statistischen Angaben in der Gruppe der “Sonstigen Praxen” nicht besonders aussagekräftig sind. Die Gruppe ist zu heterogen. Zu dieser Gruppe gehören die Anästhesiologie, Arbeitsmedizin, Humangenetik, Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie, Pathologie, Physikalische und Rehabilitative Medizin sowie Transfusionsmedizin.

Der genannte Reinertrag repräsentiert nicht den tatsächlichen Gewinn einer Praxis, da wesentliche Kostenfaktoren wie Abschreibungen und Vorsorgeaufwendungen nicht enthalten sind. In Gemeinschaftspraxen wird der Reinertrag zudem unter den beteiligten Anästhesisten aufgeteilt.


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