Umfrage: Arbeitsintensität in der Pflege das Hauptproblem
Eine Umfrage unter Pflegekräften (2020) identifiziert die Arbeitsintensität als Hauptbelastung. Trotz der Gehaltssteigerungen in den letzten Jahren wird auch das Gehalt von jeder 4. Pflegefachkraft als zu niedrig empfunden. Zentrales Anliegen ist aber die zu hohe Arbeitsbelastung und Arbeitsdichte.
Die Pflegebranche durchlebt turbulente Zeiten. Insbesondere während der Corona-Pandemie wurde vielen die essenzielle Bedeutung der Pflege für unsere Gesellschaft vor Augen geführt. Trotz dieser gestiegenen Wertschätzung in der Öffentlichkeit, stehen sowohl die Alten- als auch die Krankenpflege vor eklatanten Personalengpässen. Dieser Mangel wirkt sich unmittelbar auf die Arbeitsdichte und das Wohlbefinden der im Einsatz befindlichen Pflegekräfte aus. Überforderung und daraus resultierende Überlastung führen bei vielen zum Überdenken ihrer Berufswahl und nicht selten zum vollständigen Ausstieg aus dem Pflegebereich.
In diesem Kontext haben wir im Jahr 2020 eine Befragung durchgeführt. Unser Hauptziel: Direkt von den Pflegekräften zu erfahren, welche Sorgen sie umtreiben, welche Belastungen sie empfinden und welche Veränderungen sie sich für ihre berufliche Zukunft wünschen.
Methodik der Befragung
Um die Meinungen und Erfahrungen der Pflegekräfte zu erheben, haben wir uns für eine digitale Befragung entschieden. Die Ansprache erfolgte über Facebook, während die Beantwortung der Fragen direkt in unserem internen Befragungstool stattfand. Die Befragten konnten ihre Ansichten und Erfahrungen durch einfaches Ankreuzen mitteilen, was den Prozess sowohl für sie als auch für uns effizient gestaltete.
Mit einer Teilnahme von 268 Pflegekräften wurde eine solide Datenbasis geschaffen, die keinen repräsentativen, aber interessanten Einblick in die aktuellen Herausforderungen und Meinungen in der Pflegebranche bietet.
Die anschließende Auswertung erfolgte in zwei Schritten: Eine quantitative Analyse, die klare Trends und Meinungen wiedergab, und eine qualitative Untersuchung, die uns half, die individuellen Sorgen, Erfahrungen und Wünsche der Pflegekräfte besser zu verstehen.
Arbeitsbelastung in der Pflege das Hauptproblem
Die Arbeitsbelastung in der Pflege hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Der Personalengpass, kombiniert mit einer älter werdenden Bevölkerung und dem damit verbundenen steigenden Bedarf an Pflegedienstleistungen, hat diesen Druck weiter erhöht. Unsere Befragung hat ergeben, dass diese steigende Arbeitsintensität zu den zentralen Anliegen der Pflegekräfte gehört.
Statistiken und Ergebnisse
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Mehr als 60 % der befragten Pflegekräfte sehen die wachsende Arbeitsbelastung und Arbeitsintensität als das entscheidende Problem in ihrem Beruf. Im Vergleich dazu bewerteten nur 25 % das zu niedrige Gehalt und 20% das schlechte Berufsimage und fehlende gesellschaftliche Anerkennung als ihre Hauptanliegen.
Die steigende Arbeitsdichte – oft in Verbindung mit unzureichendem Personal – hat nicht nur zu einer körperlichen, sondern auch zu einer emotionalen und mentalen Belastung geführt. Das immer größere Arbeitsvolumen, das auf den Schultern der Pflegekräfte lastet, trägt zu einem Gefühl der Ausnutzung bei, welches von vielen Befragten zum Ausdruck gebracht wurde.
Persönliche Erfahrungen und Statements von Pflegefachkräften
Die Statistiken allein geben jedoch kein vollständiges Bild der realen Situation wieder. Hinter jedem Prozentpunkt stehen echte Menschen, die oft unter extremen Bedingungen arbeiten. Einige Aussagen von Pflegefachkräften aus der Befragung illustrieren dies:
- "Manchmal fühle ich mich, als würde ich gegen eine Wand rennen. Es gibt so viele Patienten und so wenig von uns. Es ist emotional und physisch erschöpfend."
- "Die ständige Überarbeitung hat meinen Enthusiasmus für diesen Beruf stark beeinträchtigt. Ich liebe meine Arbeit, aber der Druck ist oft zu viel."
- "Ich fühle mich oft ausgenutzt. Unsere Arbeit ist so wichtig, aber ich habe das Gefühl, dass sie nicht wertgeschätzt wird. Nicht nur finanziell, sondern auch in Bezug auf die Arbeitsbedingungen."
Diese persönlichen Erfahrungen verdeutlichen die dringende Notwendigkeit, die Arbeitsbedingungen und die Unterstützung für Pflegefachkräfte zu verbessern.
Faire Vergütung in der Pflege wichtig
Es mag auf den ersten Blick nicht als das zentrale Problem erscheinen, aber unsere Untersuchung zeigt, dass es für viele Pflegekräfte zwar kein vordergründiges, aber doch brennendes Anliegen ist.
Statistiken und Ergebnisse zur Gehaltssituation
Laut unserer Befragung gaben nur 25 % der Befragten an, dass das zu niedrige Gehalt das entscheidende Problem in ihrem Beruf ist. Dies könnte den Eindruck erwecken, dass die Gehaltsfrage eine untergeordnete Rolle spielt. Bei näherer Betrachtung jedoch, insbesondere im Kontext der erhöhten Arbeitsbelastung, wird deutlich, dass die Entlohnung ein zentrales Thema ist. Wie ein Befragter bemerkte: "Einen Pflegeberuf lernt man nicht, um reich zu werden..."
Trotz der intrinsischen Motivation vieler Pflegekräfte ist es alarmierend, dass die Gehaltsentwicklung nicht mit dem gestiegenen Arbeitsaufwand Schritt gehalten hat. Die Kombination aus hohem Stress und unzureichend empfundener Entlohnung kann sich negativ auf die Arbeitsmoral auswirken.
Statements von Pflegekräften zur Entlohnung und Wertigkeit ihrer Arbeit
Viele Befragte brachten ihre Frustration über das Lohnniveau zum Ausdruck:
- "Wir sind an vorderster Front, wenn es um die Pflege und das Wohlergehen unserer Patienten geht. Unsere Entlohnung sollte das widerspiegeln."
- "Es geht nicht nur darum, mehr zu verdienen. Es geht darum, für die harte und oft emotionale Arbeit, die wir leisten, fair entlohnt zu werden."
- "Die Bezahlung spiegelt nicht die Wertigkeit und Wichtigkeit unserer Arbeit wider. Es fühlt sich an, als würde unsere Hingabe und unser Engagement ausgenutzt."
Durch diese Statements wird klar, dass viele Pflegekräfte das Gefühl haben, dass ihre Arbeit – trotz ihrer entscheidenden Bedeutung für das Gesundheitssystem und die Gesellschaft – nicht angemessen entlohnt wird.
Berufsimage und gesellschaftliche Anerkennung in der Pflege
Die Wahrnehmung der Pflege als Berufsfeld in der Öffentlichkeit spielt eine entscheidende Rolle, nicht nur für die aktiven Pflegekräfte, sondern auch für die Zukunft des Berufes selbst. Ein positives Berufsimage kann das Interesse bei potenziellen neuen Pflegekräften wecken und die Zufriedenheit der aktuell Arbeitenden steigern.
Wie die Öffentlichkeit den Pflegeberuf wahrnimmt
Trotz der unbestreitbaren Bedeutung des Pflegeberufs für das Gesundheitssystem und die Gesellschaft als Ganzes, zeigt unsere Befragung, dass 20 % der Befragten das schlechte Berufsimage und die fehlende gesellschaftliche Anerkennung als ein Hauptproblem sehen. Dies weist darauf hin, dass es eine Diskrepanz gibt zwischen dem, was Pflegekräfte leisten und wie diese Leistungen öffentlich wahrgenommen und wertgeschätzt werden.
Der Einfluss des Berufsimages auf die Attraktivität des Berufsfeldes
Ein weniger anerkanntes Berufsimage hat direkte Auswirkungen auf die Attraktivität des Pflegeberufs. Potenzielle Bewerber könnten durch ein negatives Image abgeschreckt werden, und dies könnte die bestehenden Personalengpässe weiter verschärfen. Diejenigen, die bereits in der Branche tätig sind, könnten sich durch ein schlechtes Image weniger gewertschätzt und demotiviert fühlen. Daher ist es von zentraler Bedeutung, dass sowohl Branchenvertreter als auch die Gesellschaft als Ganzes daran arbeiten, das Image der Pflege zu stärken und die gesellschaftliche Anerkennung zu fördern.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Die Balance zwischen Arbeitsleben und Privatleben ist in vielen Berufen eine Herausforderung, doch in der Pflege kann sie aufgrund der oft unregelmäßigen Arbeitszeiten und der hohen emotionalen Belastung besonders anspruchsvoll sein. Eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist nicht nur für die Zufriedenheit und das Wohlbefinden der Pflegekräfte essenziell, sondern auch für die Aufrechterhaltung einer hohen Qualität in der Versorgung der Patienten.
Ergebnisse der Umfrage zur Vereinbarkeit
Aus unserer Befragung geht hervor, dass rund 20% der Befragten organisatorische Probleme bei der Vereinbarung von Beruf und Familie als ein zentrales Problem ansehen. Dies mag auf den ersten Blick als ein kleinerer Prozentsatz erscheinen, zeigt jedoch, dass für eine signifikante Anzahl von Pflegekräften die organisatorischen Strukturen nicht ausreichend sind, um ihren beruflichen und familiären Verpflichtungen gleichermaßen nachzukommen.
Vorschläge zur Verbesserung
Um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern, könnten folgende Maßnahmen in Erwägung gezogen werden:
- Flexible Arbeitszeitmodelle: Durch die Einführung von flexibleren Schichtmodellen könnte auf individuelle Bedürfnisse besser eingegangen werden.
- Kinderbetreuungsangebote: Die Bereitstellung von betrieblichen Kinderbetreuungseinrichtungen oder Unterstützung bei der externen Kinderbetreuung könnte Pflegekräften helfen, ihre beruflichen und familiären Verpflichtungen besser zu managen.
- Mentaler Support: Einrichtung von Beratungsstellen oder Angeboten zur psychologischen Unterstützung, die Pflegekräften helfen, mit den Herausforderungen des Berufs und des Familienlebens umzugehen.
Fazit der Befragung: weniger Arbeitsintensität, mehr Anerkennung und faire Entlohnung
Die Corona-Pandemie hat die essenzielle Rolle der Pflege in unserer Gesellschaft hervorgehoben. Trotzdem wird die Pflege von gravierenden Personalengpässen und steigenden Arbeitsbelastungen heimgesucht, die das Wohlbefinden der Pflegekräfte stark beeinflussen. Viele überdenken sogar ihre Berufswahl.
Die Ergebnisse zeigten:
- Arbeitsbelastung: 60 % identifizierten die Arbeitsintensität als Hauptproblem.
- Gehalt: 25 % empfanden ihr Gehalt als zu niedrig, was die Meinung unterstreicht, dass die Entlohnung nicht mit der Arbeitsbelastung Schritt hält.
- Berufsimage: 20 % sahen das schlechte Berufsimage und mangelnde Anerkennung als Hauptproblem an, was darauf hinweist, dass Pflegeleistungen oft unterschätzt werden.
- Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Etwa 20 % identifizierten organisatorische Probleme bei der Vereinbarung von Beruf und Familie. Vorschläge zur Verbesserung beinhalten flexiblere Arbeitszeiten, betriebliche Kinderbetreuung und psychologische Unterstützung.
Es ist deutlich, dass umfassende Maßnahmen erforderlich sind, um die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern und den Beruf attraktiver zu gestalten. Es ist nicht nur eine Frage der Anerkennung und Entlohnung, sondern auch der organisatorischen und psychologischen Unterstützung, die diesen essenziellen Berufszweig stärken können.
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