Hebammen: Studium, Gehalt und Perspektiven
Der Hebammenberuf in Deutschland durchläuft bedeutende Veränderungen, insbesondere in Bezug auf die Ausbildung und Verdienstmöglichkeiten. Dieser Beitrag beleuchtet das duale Hebammenstudium, die aktuellen Gehaltsstrukturen und die beruflichen Perspektiven im Kontext aktueller Entwicklungen.
Unabhängig von ihrem Arbeitsumfeld – sei es in Kliniken, Geburtshäusern oder privat – sind Hebammen die Spezialistinnen, die Frauen und Familien in diesen prägenden Momenten umfassend medizinisch und psychosozial begleiten. Das deutsche Hebammengesetz unterstreicht diese zentrale Bedeutung, indem es sogar festlegt, dass eine normal verlaufende Geburt von einer Hebamme allein geleitet werden kann, während Ärzte eine Frau nur in Notfällen ohne Hebamme entbinden dürfen.
Aufgaben der Hebammen
Der Beruf der Hebamme blickt auf eine lange Tradition zurück. Schon seit Jahrhunderten begleiten und unterstützen Hebammen Frauen während der Schwangerschaft, der Geburt und sorgen für eine optimale Nachsorge. Diese Rolle erfordert nicht nur tiefgreifendes Fachwissen, sondern auch Erfahrung, Enthusiasmus und Engagement. Jede Frau hat einen Anspruch auf die Betreuung durch eine Hebamme, und die Kosten für diese Leistungen werden von den Krankenkassen getragen.
Tätigkeitsfeld freiberufliche Hebammen:
- Begleitung und Beratung während der Schwangerschaft
- Vorbereitung auf die Geburt
- Unterstützung bei Hausgeburten oder als Beleghebammen
- In hebammengeleiteten Einrichtungen und Geburtshäusern
- Beratung und Unterstützung in den Frühen Hilfen, insbesondere für Familien
- Betreuung im Wochenbett und während der gesamten Stillzeit
- Unterstützung bei der Familienbildung und Bindungsförderung
Tätigkeitsfeld angestellter Hebammen:
- Kreißsäle von Krankenhäusern
- Wochenbettstationen
- Hebammenpraxen
- Wissenschaftliche Forschung und Bildung rund um die Hebammentätigkeit
- Familienhebammen in sozialen Organisationen oder im öffentlichen Dienst
- Hebammenschulen
Statistik zum Hebammenberuf
In den letzten vier Jahren ist die Anzahl der Hebammen in Deutschland um rund 2.000 auf insgesamt 27.000 angestiegen, so das Statistische Bundesamt. Etwa 55% aller Hebammen sind freiberuflich tätig. Rund 45% aller Hebammen sind in Kliniken angestellt. Darin enthalten sind auch freiberufliche Hebammen. In Kliniken arbeiten rund 60% aller Hebammen in Teilzeit. Diese Daten resultieren aus unseren Hochrechnungen basierend auf den Zahlen des statistischen Bundesamtes von 2020. Aktuellere Daten für 2022 sind derzeit noch nicht verfügbar.
Hebammenstudium: der neue Ausbildungsweg
Die Hebammenausbildung in Deutschland hat sich signifikant gewandelt.
Mit dem Inkrafttreten des Hebammenreformgesetzes im Januar 2020 hat Deutschland die Hebammenausbildung neu ausgerichtet. Sie findet nun im Rahmen eines dualen Studiums statt, welches sowohl theoretische als auch praktische Bestandteile enthält. Hierfür legen das Hebammengesetz (HebG) und die dazugehörige Studien- und Prüfungsverordnung für Hebammen (HebStPrV) die rechtlichen Rahmenbedingungen fest.
Ein Hebammen-Bachelorstudium ist nun EU-weit Voraussetzung, und mit einem in Deutschland erworbenen Abschluss kann man in jedem EU-Mitgliedsstaat arbeiten. Während in den nächsten Jahren weitere Hebammen-Studiengänge in Deutschland entstehen, galten bis 2022 Übergangsregelungen für traditionelle Ausbildungswege. Aktuelle Studiengänge dauern meist dreieinhalb Jahre und verknüpfen Theorie und Praxis in einem dualen System. Dies bietet den Studierenden auch eine Vergütung.
Zugangsvoraussetzungen für das Hebammenstudium
Das Hebammenstudium in Deutschland setzt schulische und berufliche Kriterien voraus. Während die Grundvoraussetzungen allgemeingültig sind, können die Hochschule und Praxiseinrichtung zusätzliche Anforderungen stellen.
Ein Überblick über die grundlegenden Zugangskriterien:
Bildungsvoraussetzungen
- 12-jährige Schulbildung (Abitur oder Fachabitur). Die Fachhochschulreife erlaubt den Zugang nicht immer uneingeschränkt zu allen Universitäten
- Alternativ: 10-jährige Schulbildung plus Berufsabschluss und mehrjährige Berufserfahrung oder Abschluss als Pflegefachkraft bzw. Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger*in. Bei diesem Direktzugang kann die EU-Anerkennung eingeschränkt sein
Weitere Voraussetzungen
- Gesundheitszeugnis
- Aktuelles erweitertes Führungszeugnis
- Bei Nicht-Muttersprachlern: Deutschkenntnisse auf mindestens B2-Niveau. C1 wird jedoch empfohlen
- Ein mindestens vierwöchiges Praktikum im Berufsfeld, welches bei einigen Hochschulen gefordert wird.
Bewerbungsverfahren
- Durchgeführt von den Hochschulen und den kooperierenden Kliniken
- Informationen zu spezifischen Anforderungen, Kooperationspartnern und Verfahren sind direkt bei den Hochschulen und Kliniken erhältlich
Vergütung von Hebammen in Kliniken
Hebammen in deutschen Kliniken werden nach Tarifverträgen bezahlt. Es gibt mehrere Tarifverträge für unterschiedliche Arbeitgebertypen. Die Gehaltsstrukturen dieser Tarifverträge unterscheiden sich nicht signifikant. Zur aktuellen Vergütung von Hebammen beziehen wir uns auf den TVöD Pflege.
Der TVöD Pflege gilt für öffentliche Krankenhäuser und Kliniken. Üblicherweise werden Hebammen in die Entgeltgruppen 8 oder 9 eingestuft. Bei einer Einstufung in Entgeltgruppe 9 beträgt das monatliche Grundgehalt rund 3.800 EUR mit 4-5 Jahren Berufserfahrung. Zuschläge, beispielsweise für Nacht- und Feiertagsarbeit oder Überstunden, können das Gehalt um 20 bis 30 Prozent erhöhen.
Einkommen von Hebammen in freiberuflicher Tätigkeit
Als freiberufliche Hebamme in Deutschland arbeitet man selbstständig, was eine flexible Gestaltung von Arbeitszeiten und -orten ermöglicht, aber auch den administrativen Aufwand, wie Abrechnungen und Buchführung, mit sich bringt. Die Tätigkeiten sind vielseitig, von Schwangerenberatung über Geburtsvorbereitung bis zur Nachsorge im Wochenbett. Freiberuflich tätige Hebammen sind auch in Kliniken in der Geburtshilfe tätig.
Trotz steigender Nachfrage nach individueller Betreuung in der Schwangerschaft und nach der Geburt haben sich die beruflichen Rahmenbedingungen in den letzten Jahren für freiberufliche Hebammen sukzessive erschwert. Ein Beispiel dafür sind die stetig steigenden und hohen Haftpflichtversicherungsbeiträge, aber auch gesetzliche Regelungen.
Das Gehalt von freiberuflichen Hebammen ist variabel und hängt von Faktoren wie Engagement, Arbeitsweise, Standort und Klientel ab. Von der Brutto-Vergütung müssen Abzüge für Steuern, Versicherungen und Betriebskosten berücksichtigt werden. Das Nettoeinkommen in Vollzeit liegt in einer Bandbreite von 30.000 EUR bis 50.000 EUR jährlich, also monatlich netto zwischen rund 2.500 und 4.000 EUR.
Perspektiven für Hebammen
Der aktuelle Arbeitsmarkt bietet Hebammen hervorragende Berufschancen. In Kliniken warten zahlreiche offene Stellen, und auch in der freiberuflichen Tätigkeit ist der Bedarf hoch. Dies eröffnet Hebammen eine Vielzahl von Möglichkeiten in Bezug auf Region und Einsatzort. Die Rahmenbedingungen für freiberufliche Hebammen haben sich in jüngerer Vergangenheit eher verschlechtert. Hohe Versicherungsprämien, umfassende Dokumentationspflichten und bevorstehende Veränderungen in der Budgetpolitik stellen zusätzliche Herausforderungen dar. Grundsätzlich gibt es aber auch für freiberufliche tätige Hebammen eine gute Berufsperspektive. Der Bedarf ist hoch und die Notwendigkeit einer qualitativ hochwertigen Unterstützung vor und nach der Schwangerschaft ist zwingend.
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