Hausarzt und Allgemeinmediziner: Im Mittelpunkt der Patientenversorgung
Die Hausärzte und Allgemeinmediziner sind mehr als nur erste Anlaufstellen für Patienten. Sie agieren als Lotsen im Gesundheitssystem, diagnostizieren und behandeln Beschwerden und überweisen bei Bedarf an Fachspezialistenen oder Kliniken. Besonders bei der Betreuung chronisch Kranker übernehmen sie eine zentrale, entscheidende Rolle.
In der deutschen Gesundheitslandschaft spielen Hausarzt und Hausärztin und Hausärztinnen eine zentrale Rolle als medizinische Generalisten. Sie behandeln und therapieren ein breites Spektrum an Krankheiten und dienen als zuverlässige Anlaufstelle für jegliche Gesundheitsfragen.
Die Bezeichnung "Hausarzt" leitet sich von der historischen Rolle der Ärzte und Ärztinnen ab, die Patienten zu Hause besuchten und ganze Familien betreuten. Trotz der heutzutage überwiegend in Praxen stattfindenden Behandlungen bleibt der Begriff bestehen und wird weiterhin verwendet. Hausbesuche sind zwar seltener geworden, sind jedoch immer noch ein Teil ihrer Tätigkeit.
Was ist ein Hausarzt?
Die Voraussetzungen, um als Hausarzt oder Hausärztin in Deutschland tätig zu sein, haben sich seit den 1990er Jahren geändert. Damals reichte ein abgeschlossenes Medizinstudium allein aus, um sich als Hausarzt niederzulassen. Heute ist jedoch eine in Deutschland anerkannte Approbation sowie zusätzlich eine Facharztweiterbildung in Allgemeinmedizin oder Innerer Medizin erforderlich.
Die Weiterbildung zur Fachärztin oder zum Facharzt für Allgemeinmedizin dauert fünf Jahre und kann sowohl in einer Klinik als auch in einer Hausarztpraxis absolviert werden. Dabei müssen mindestens 18 Monate in der hausärztlichen Versorgung geleistet werden. Nicht selten haben Hausarzt und Hausärztin sowohl die Weiterbildung in Allgemeinmedizin als auch in Innerer Medizin erfolgreich abgeschlossen.
Zusätzlich erweitern Hausarzt und Hausärztin ihr Behandlungsspektrum durch Zusatzqualifikationen. Diese ermöglichen eine spezialisiertere Versorgung, besonders bei chronisch kranken Patienten.
Zu den häufigsten Zusatzqualifikationen gehören die Weiterbildungen:
- Allergologie
- Geriatrie
- Diabetologie
- Naturheilverfahren
- Palliativmedizin
- fachgebundene Psychotherapie
- Psychosomatische Medizin
Bedeutung von Hausärzten
Allgemeinmediziner und Hausärzte nehmen eine zentrale Position im Gesundheitssystem ein und üben einen entscheidenden Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung aus.
Ihre Aufgabenbereiche sind vielfältig:
1. Erstkontakt und Bindeglied zu Spezialisten: Als erste Anlaufstelle für Patienten bei gesundheitlichen Problemen dienen Hausarzt und Hausärztin als Vermittler und Koordinatoren für spezialisierte medizinische Dienstleistungen.
2. Kontinuität der Versorgung: Sie begleiten ihre Patienten oft über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg. Diese Kontinuität ist besonders bei der Versorgung von chronischen Erkrankungen essenziell. Sie ermöglicht eine ganzheitliche Betreuung und frühzeitige Erkennung von gesundheitlichen Veränderungen.
3. Vorsorge und Prävention: Hausarzt und Hausärztin führen Vorsorgeuntersuchungen durch, administrieren Impfungen und sind zentral in der Prävention und Bekämpfung von Volkskrankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
4. Psychosoziale Betreuung: Über den rein medizinischen Aspekt hinaus berücksichtigen sie die psychosozialen Umstände ihrer Patienten. Oft sind ihnen die Familienhistorie und die individuellen Hintergründe bekannt, wodurch sie eine ganzheitliche Betreuung gewährleisten können.
5. Palliative Versorgung: Hausärzte haben eine entscheidende Funktion in der palliativen Versorgung, insbesondere beim Begleiten von Patienten in der letzten Lebensphase. Dies ist besonders in Regionen mit einer älteren Bevölkerung von hoher Relevanz.
6. Information und Beratung: Sie informieren Patienten kompetent über gesundheitliche Themen, erklären Krankheitsbilder, diskutieren Behandlungsoptionen und geben Ratschläge zu einem gesunden Lebensstil.
Behandlungsschwerpunkte von Hausärzten
Allgemeinmediziner und Hausärzte sind oft die erste Anlaufstelle für Patienten mit einer Vielzahl von gesundheitlichen Beschwerden und Erkrankungen. Ihre Ausbildung ermöglicht es ihnen, eine breite Palette von Krankheitsbildern zu diagnostizieren und zu behandeln.
Zu den Infektionskrankheiten, mit denen sie konfrontiert werden, gehören Atemwegs-, Harnwegs- und Hautinfektionen.
Zudem sind sie auf die Diagnose, Behandlung und Kontrolle von chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Hypertonie (hoher Blutdruck), Asthma und COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) spezialisiert. In Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen versorgen sie Patienten mit Zuständen wie koronarer Herzkrankheit und Herzinsuffizienz.
Neben der physischen Gesundheit sind Allgemeinmediziner und Hausärzte auch eine wichtige Anlaufstelle für Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen, einschließlich Depressionen, Angstzuständen und Schlafstörungen.
Darüber hinaus kümmern sie sich um Patienten mit neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfällen oder Demenz und behandeln Patienten mit Erkrankungen des Bewegungsapparates, zu denen Arthritis, Rückenschmerzen und Verletzungen gehören.
Häufige Diagnose- und Therapieverfahren
Die klinische Untersuchung ist das Fundament jeder Diagnose und beinhaltet sowohl eine gründliche körperliche Untersuchung als auch ein ausführliches Gespräch zur Erfassung der Anamnese des Patienten.
Laboruntersuchungen sind ein weiteres wichtiges Instrument. Hausärzte bestellen regelmäßig Bluttests, Urinuntersuchungen und andere Labortests, um Krankheiten zu identifizieren und deren Verlauf zu kontrollieren.
Mit bildgebenden Verfahren wie Ultraschall oder Röntgen können sie Einblicke in den Körper gewinnen und bei Bedarf Patienten für weiterführende Untersuchungen wie CT- oder MRT-Scans überweisen.
Die medikamentöse Therapie ist ein zentrales Element der Behandlung. Hausärzte verschreiben Medikamente für ein breites Spektrum von Krankheiten, von akuten Infektionen bis zu chronischen Leiden.
Impfungen sind ein weiterer wichtiger Aspekt. Hausärzte immunisieren nicht nur, sondern beraten auch bezüglich der nötigen Impfungen, sei es aufgrund des Alters, des Gesundheitszustands oder geplanter Reisen.
Mit Vorsorgeuntersuchungen, zu denen Check-ups und spezielle Krebsvorsorgen gehören, sind sie bestrebt, Erkrankungen frühzeitig zu erkennen oder gar zu verhindern.
Einige Hausärzte bieten auch kleinere operative Eingriffe an, etwa das Entfernen von Hautveränderungen oder das Nähen kleinerer Verletzungen.
Die psychosoziale Beratung rundet das Angebot ab und zeigt, dass sie nicht nur den Körper, sondern auch den Geist und das soziale Umfeld ihrer Patienten im Blick haben.
Hausarztpraxen: Große Versorgungslücke in ländlichen Regionen
Der steigende Hausärztemangel in Deutschland wirft ein besorgniserregendes Licht auf die Zukunft der Gesundheitsversorgung, da Hausarzt und Hausärztin eine immense Bedeutung für die medizinische Betreuung der Bevölkerung haben.
Die aktuellen Zahlen sprechen eine klare und alarmierende Sprache.
Zahlenmäßige Dimension des Problems
- Prognosen der Robert-Bosch-Stiftung zufolge könnten bis 2035 rund 11.000 Hausarztstellen unbesetzt sein. Aktuell gibt es in Deutschland rund 56.000 Hausarztpraxen.
- Derzeit sind bereits über 35% der Allgemeinmediziner älter als 60 Jahre.
- Eine besondere Belastung zeichnet sich in ländlichen Gebieten ab, wo nahezu 40% der Landkreise eine unzureichende ärztliche Versorgung erwarten.
Der Beruf des Hausarztes bietet eine vielseitige und anspruchsvolle Tätigkeit, die tiefgehende Patientenbeziehungen und ein breites medizinisches Wissen erfordert, was eine besondere berufliche Zufriedenheit hervorrufen kann.
Dennoch entscheiden sich immer weniger junge Mediziner für diesen Karriereweg, was die hausärztliche Unterversorgung, insbesondere in ländlichen Regionen, verschärft.
Die Gründe:
- Altersbedingter Rückzug: Mit der bevorstehenden Pensionierung vieler derzeit praktizierender Allgemeinmediziner werden bis 2035 fast 30.000 Stellen frei.
- Berufspräferenzen: Der Wunsch vieler junger Ärzte nach Angestelltenverhältnissen und Teilzeitmodellen, sowie der erhöhten Stressbelastung einer Landarztpraxis, führt dazu, dass viele eine Karriere als Hausarzt meiden.
- Demographischer Wandel: Eine alternde Bevölkerung mit komplexen gesundheitlichen Bedürfnissen erfordert eine intensivere Betreuung, die eine zusätzliche Belastung für Hausärzte darstellt.
- Arbeitsbedingungen: Die hohen Anforderungen und Belastungen, insbesondere in ländlichen Gebieten, schrecken viele junge Ärzte ab, die eine bessere Work-Life-Balance suchen.
- Ländliche Attraktivität: Viele junge Mediziner ziehen es vor, in städtischen Gebieten zu leben, wobei die ländlichen Gebiete aufgrund fehlender Infrastruktur und kultureller Angebote als weniger attraktiv wahrgenommen werden.
Landarztquote: Strategie gegen Ärztemangel auf dem Land
Die Landarztquote ist eine gezielte Maßnahme, um die ärztliche Unterversorgung in ländlichen Gebieten Deutschlands zu bekämpfen. Sie bietet einen alternativen Zugang zum Medizinstudium, bei dem bestimmte Studienplätze für Studierende reserviert werden, die sich verpflichten, nach Abschluss ihrer Ausbildung mindestens zehn Jahre lang als Hausarzt und Hausärztin in ärztlich unterversorgten ländlichen Regionen tätig zu sein.
Durch die Landarztquote haben auch Bewerber mit einem weniger guten Abitur die Chance, das Medizinstudium zu beginnen, da der Numerus Clausus umgangen wird.
Bereits in einigen Bundesländern ist diese Quote eingeführt worden, während sie in anderen Bundesländern derzeit diskutiert oder geplant wird. Besonders für Studieninteressierte, die eine Affinität zum Landleben und zur Allgemeinmedizin mitbringen und sich langfristig für die Verbesserung der medizinischen Versorgung in ländlichen Gebieten engagieren möchten, kann diese Möglichkeit attraktiv sein. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass bei Nichteinhaltung der Verpflichtung erhebliche finanzielle Strafen drohen.
Was verdienen Hausärzte?
Im Jahr 2019 betrug der durchschnittliche Jahresumsatz in der Allgemeinmedizin 466.000 Euro, mit einem Reinertrag von 252.000 Euro. Im Vergleich dazu verzeichneten Praxen der Inneren Medizin einen Umsatz von 721.000 Euro und einen Reinertrag von 321.000 Euro.
Der durchschnittliche Reinertrag über alle Arztpraxen lag bei 296.000 Euro und war somit höher als in Hausarztpraxen.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Investitionskosten für Praxen in der Allgemeinmedizin und Inneren Medizin vergleichsweise gering sind. Sie liegen deutlich unter denen von Fachrichtungen mit hohen Investitionen in medizinische Geräte, wie beispielsweise der Radiologie oder Kardiologie.
Darüber hinaus können in einigen Regionen, insbesondere in ländlichen Gebieten, Übernahmekosten entfallen oder durch Prämien und Investitionszuschüsse ausgeglichen werden.
3 gute Gründe für eine Karriere als Hausarzt
Gesellschaftliche Anerkennung: Hausärzte leisten einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheitsversorgung und genießen aufgrund ihrer Schlüsselrolle großes Ansehen und hohen Respekt in der Gesellschaft.
Gute Verdienstmöglichkeiten: Insbesondere in ländlichen Gebieten sind die Lebenshaltungskosten niedriger als in städtischen Regionen, was Hausärzten attraktive monetäre Vorteile bietet. Zusätzlich werden in einigen Regionen finanzielle Anreize wie Übernahmeprämien und Investitionszuschüsse geboten.
Flexible Arbeitsgestaltung: Hausärzte haben die Möglichkeit, ihren Arbeitsalltag flexibel zu gestalten. Besonders in Gemeinschaftspraxen kann die Arbeit geteilt werden, was zu einer verbesserten Work-Life-Balance führt.
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