Facharzt-Weiterbildung Kinderkardiologie

Die Kinderkardiologie ist ein eigenständiger und wichtiger medizinischer Fachbereich innerhalb der Kinder- und Jugendmedizin. Nach der fünfjährigen Facharztausbildung zum Kinder- und Jugendarzt schließt sich eine dreijährige Weiterbildung Kinderkardiologie an.

Ein Kleinkind untersucht einen Kuscheltier-Bären mit einem Stethoskop.

Überblick Kinderkardiologie

Die Kinderkardiologie befasst sich speziell mit der Diagnose und Behandlung von Herzerkrankungen bei Kindern, sowohl angeborenen als auch erworbenen. Angeborene Herzfehler zählen zu den häufigsten Anomalien bei Neugeborenen und unterscheiden sich erheblich von Herzkrankheiten im Erwachsenenalter, wodurch ein spezielles Wissen und Behandlungserfahrung notwendig sind.

Die enge Zusammenarbeit zwischen KinderkardiologInnen, allgemeinen KardiologInnen und KinderherzchirurgInnen gewährleistet eine umfassende Versorgung der jungen Patienten. 

Dies beinhaltet sowohl die diagnostische Kinderkardiologie als auch invasive Behandlungen, wie beispielsweise Herzkatheterbehandlungen, und chirurgische Eingriffe. Durch diese interdisziplinäre Zusammenarbeit können Herzfehler bei Kindern so früh wie möglich erkannt und behandelt werden.

Ärztestatistik Kinderkardiologie

Laut der jüngsten Ärztestatistik der Bundesärztekammer von Dezember 2022 sind in Deutschland aktuell 583 KinderkardiologInnen ärztlich tätig. 

Eine nähere Betrachtung der Arbeitsbereiche zeigt, dass 235 dieser SpezialistInnen ambulant arbeiten, während 348 in einem stationären Umfeld tätig sind. In der Geschlechterverteilung innerhalb dieses medizinischen Fachgebiets zeigt sich, dass 209 der KinderkardiologInnen Frauen sind, was einem Anteil von rund 36 % entspricht.

In Bezug auf die Facharztbezeichnungen existieren in der Kinderkardiologie verschiedene Termini. Die überwiegende Mehrheit, insgesamt 544 ÄrztInnen, führen die Bezeichnung "SP-Kinderkardiologie". Daneben sind noch ältere Bezeichnungen in Gebrauch, wie "Kinder- und Jugendkardiologie" (16 ÄrztInnen) und "TG Kinderkardiologie" (23 ÄrztInnen). Aktuell wird nur noch die Zusatzweiterbildung Kinderkardiologie angeboten, die auch als SP-Kinderkardiologie bezeichnet wird.

Arbeitsschwerpunkte in der Kinderkardiologie

Jährlich kommen in Deutschland etwa 700.000 Neugeborene zur Welt. Von diesen haben 7-8 pro 1.000 Kinder eine angeborene Anomalie des Herzens oder der großen Arterien. Dank bedeutender Fortschritte in Diagnostik, operativer Therapie und postoperativer Versorgung erreichen etwa 85 % dieser Kinder das Erwachsenenalter. Diese Daten stammen von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.

Ein/e KinderkardiologIn ist ein/e spezialisierte/r Kinder- und Jugendarzt/-ärztin, der/die in der Lage ist, diese Anomalien zu erkennen und zu behandeln. Neben angeborenen Herzfehlern und Herzrhythmusstörungen sind sie auch auf andere Herzerkrankungen spezialisiert. Sie nutzen eine Vielzahl von diagnostischen Werkzeugen, darunter klinische Untersuchungen, Elektrokardiogramme, Herz-Ultraschalluntersuchungen, Katheteruntersuchungen und Kernspintomographien.

Zu den typischen von Kinderkardiologen behandelten Krankheiten gehören unter anderem:

  • Angeborene Herzfehler, wie Defekte in den Herzscheidewänden und Engstellen von Herzklappen.
  • Komplexe angeborene Herzfehler, wie Fallot'sche Tetralogie und Hypoplastisches Linksherzsyndrom.
  • Anomalien der großen Gefäße, wie Aortenisthmusstenose und persistierender Ductus arteriosus.
  • Erworbene Herzerkrankungen, wie Myokarditis, Perikarditis und das Kawasaki-Syndrom.
  • Herzrhythmusstörungen, wie supraventrikuläre Tachykardien und Long-QT-Syndrome.

Durch ihre Fachkenntnisse und die Anwendung spezifischer Behandlungsmethoden, wie interventionellen Herzkatheteruntersuchungen, können Kinderkardiologen dazu beitragen, das Leben dieser Kinder zu verbessern.

Wo arbeiten Kinderkardiologen?

In der Regel sind Kinderkardiologinnen und Kinderkardiologen sowohl in stationären als auch in ambulanten Einrichtungen tätig, abhängig von den jeweiligen Anforderungen und der Komplexität der Erkrankungen, die sie behandeln.

Stationär arbeiten Kinderkardiologinnen und Kinderkardiologen vor allem in großen, überregionalen Krankenhäusern, die der Schwerpunkt- und Maximalversorgung dienen. Hierzu gehören insbesondere Universitätskliniken, die aufgrund ihrer Ressourcen und Expertise komplexe Fälle behandeln und zugleich führend in der Forschung und Lehre sind. Diese Einrichtungen bieten in der Regel die gesamte Bandbreite der Kinderkardiologie an, von der Diagnose über die Therapie bis hin zur Nachsorge und Rehabilitation.

Ambulante Kinderkardiologinnen und Kinderkardiologen hingegen sind häufig in regionalen Oberzentren oder in Ballungsräumen angesiedelt. In diesen spezialisierten Praxen steht die ambulante Versorgung von Patientinnen und Patienten mit angeborenen Herzfehlern im Vordergrund. Die Kinderkardiologinnen und Kinderkardiologen in diesen Praxen arbeiten eng mit den umliegenden Krankenhäusern und anderen medizinischen Dienstleistern zusammen, um eine kontinuierliche und auf die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten abgestimmte Betreuung zu gewährleisten.

Weiterbildungsinhalte Kinderkardiologie

Nach dem Abschluss des Medizinstudiums erfolgt zunächst eine fünfjährige Facharztausbildung zur Kinder- und Jugendärztin bzw. zum Kinder- und Jugendarzt. Daran schließt sich eine weitere dreijährige Spezialisierung zur Kinderkardiologin bzw. zum Kinderkardiologen an. Die nachfolgenden Informationen zur Weiterbildung in der Kinder-Kardiologie, einschließlich der Dauer und der Bereiche, in denen sie durchgeführt werden kann, basieren auf den Vorschriften der Weiterbildungsordnung der Bayerischen Landesärztekammer.

Dauer und Struktur der Weiterbildung

Die Weiterbildung zur Erlangung der Schwerpunktkompetenz in Kinder-Kardiologie baut auf der vorherigen Facharztweiterbildung auf. Sie umfasst insgesamt 36 Monate, die bei einer qualifizierten Weiterbilderin bzw. einem qualifizierten Weiterbilder in einer entsprechend zugelassenen Weiterbildungsstätte absolviert werden. Dabei können bis zu 12 Monate bereits während der Facharztweiterbildung angerechnet werden. Zudem besteht die Möglichkeit, bis zu 18 Monate der Weiterbildung im ambulanten Bereich zu leisten.

Weiterbildungsinhalte Kinderkardiologie

Die Weiterbildung zur KinderkardiologIn umfasst eine Reihe von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten, darunter:

  1. Prävention, invasive und nicht-invasive Erkennung, konservative und medikamentöse Behandlung, Nachsorge und Rehabilitation von angeborenen und erworbenen Herzerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen
  2. Erkennung und Behandlung von Herzrhythmusstörungen, inklusive Mitwirkung bei invasiven elektrophysiologischen Untersuchungen und interventionellen, ablativen Behandlungen
  3. Medikamentöse und apparative antiarrhythmische Therapie inklusive Defibrillation
  4. Schrittmachertherapie und -nachsorge
  5. Indikationsstellung und Mitwirkung bei Katheterinterventionen wie Atrioseptostomien, Dilatationen von Klappen und Gefäßen, Verschluss des Ductus arteriosus und anderer Gefäße, Septumdefekte
  6. Durchleuchtung, Aufnahmetechnik und Beurteilung von Röntgenbefunden bei Angiokardiographien und Koronarangiographien
  7. Interdisziplinäre Indikationsstellung zu nuklearmedizinischen Untersuchungen sowie chirurgischen Behandlungsverfahren
  8. Indikationsstellung und Möglichkeiten zu operativen Eingriffen und ihren kurz- und langfristigen Auswirkungen
  9. Intensivmedizinische Basisversorgung

Darüber hinaus sind definierte Untersuchungs- und Behandlungsverfahren Teil der Ausbildung:

  1. Ergometrie einschließlich Spiro-Ergometrie
  2. Echokardiographie einschließlich Stressechokardiographie, Echo-Kontrastuntersuchung und fetale Echokardiographie
  3. Transösophageale Echokardiographie
  4. Doppler-/Duplex-Untersuchungen des Herzens und der großen Gefäße
  5. Rechtsherzkatheteruntersuchungen einschließlich Belastung und der zugehörigen Rechtsherz-Angiokardiographien
  6. Linksherzkatheteruntersuchungen einschließlich der zugehörigen Linksherz-Angiokardiographien und Koronarangiographien
  7. Langzeit-EKG
  8. Langzeit-Blutdruckmessungen

Berufliche Perspektiven in der Kinderkardiologie

Die Ausbildung zur KinderkardiologIn ist in der Tat lang und anspruchsvoll. Doch die Möglichkeit, das Leben von Kindern und ihren Familien nachhaltig zu verbessern, macht sie zu einer außerordentlich erfüllenden Karriereentscheidung.

Mit zunehmender technischer Innovation und dem Bedarf an spezialisierten KinderkardiologInnen stehen Ihnen vielfältige Möglichkeiten offen. Ob in spezialisierten Krankenhäusern oder ambulanten Praxen, die Chancen auf schnelle Karriereentwicklung, bis hin zur Position einer OberärztIn, sind erheblich. Durch den wachsenden Bedarf in diesem Bereich gibt es auch viele offene Stellen, die auf qualifizierte Fachkräfte warten. Insgesamt ist die Kinderkardiologie ein Bereich, der nicht nur ein hohes Maß an Expertise und Engagement erfordert, sondern auch reiche Belohnungen und Erfüllung bietet.


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