Facharzt-Weiterbildung Arbeitsmedizin

Die Arbeitsmedizin ist ein präventivmedizinisches Fachgebiet, das an der Schnittstelle zwischen Arbeit und Gesundheit agiert. Das Hauptziel ist die Förderung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen sowie die Vorbeugung und Bekämpfung arbeitsbedingter Krankheiten. Arbeitsmediziner sind mehr als nur Ärzte – sie sind auch Berater und Gutachter, die sich für eine gesunde Arbeitsumgebung engagieren. Mit geregelten Arbeitszeiten, die eine ausgewogene Work-Life-Balance ermöglichen, bietet die Arbeitsmedizin eine attraktive Karriereoption für Ärzte.

Das Bild zeigt einen Betriebsarzt mit Stethoskop.

Arbeitsmediziner spielen eine zentrale Rolle bei der Erhaltung der Gesundheit und Sicherheit von Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen am Arbeitsplatz. Durch ihre Fachkompetenz tragen sie maßgeblich zur Verhütung von Arbeitsunfällen, der Minimierung arbeitsbedingter Gesundheitsrisiken und der Förderung des allgemeinen Wohlbefindens der Beschäftigten bei. 

In diesem Blogbeitrag werfen wir einen detaillierten Blick auf die Fachweiterbildung Arbeitsmedizin und beleuchten die Aufgaben und Herausforderungen, die angehende Arbeitsmediziner erwarten.

Arbeitsmediziner und ihre Rolle im Arbeitsschutz 

Das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) legt fest, dass Arbeitgeber verantwortlich sind, die Sicherheit und Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu gewährleisten und Arbeitsunfälle sowie Berufskrankheiten zu verhindern. Das Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG) sieht vor, dass Arbeitgeber Arbeits- oder Betriebsmediziner beauftragen müssen, um sie bei der Umsetzung der Arbeitsschutzmaßnahmen zu unterstützen. 

Dies ist insbesondere dann notwendig, wenn spezielle arbeitsmedizinische Kenntnisse erforderlich sind, mehr als 50 Arbeitnehmer besonderen Gefährdungen ausgesetzt sind oder mehr als zehn Arbeitnehmer regelmäßig mit Gefahrstoffen arbeiten. Dabei handelt es sich um eine gesetzliche Verpflichtung, die die Notwendigkeit für die Existenz von Arbeits- und Betriebsmedizin in Deutschland unterstreicht. Die Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) gibt klare Anweisungen darüber, wann Arbeitnehmer arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen unterzogen werden müssen und welche Maßnahmen im Rahmen der arbeitsmedizinischen Betreuung ergriffen werden müssen. Arbeitsmediziner sind daher verantwortlich für die Durchführung dieser Untersuchungen und die Umsetzung der daraus resultierenden Maßnahmen.

Zusammengefasst sind Arbeits- und Betriebsmediziner in Deutschland die zentrale Anlaufstelle für die Gewährleistung des gesundheitlichen Schutzes von Arbeitnehmern am Arbeitsplatz. Sie unterstützen Arbeitgeber bei der Erfüllung ihrer gesetzlichen Pflichten im Bereich Arbeitsschutz und sind entscheidend für die Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer verantwortlich.

Hauptaufgaben Arbeitsmedizin

Die Arbeit von Arbeitsmedizinern erfordert umfassende Kenntnisse in den Bereichen Arbeitsbedingungen, Arbeitsschutz, menschliche Physiologie und Medizin. 

Aufgaben der Arbeitsmedizin

  • Gesundheitsuntersuchungen: Durchführung von Untersuchungen, um gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen.
  • Gesundheitsschutzberatung: Beratung der Arbeitgeber zur Schaffung einer sicheren und gesunden Arbeitsumgebung.
  • Beurteilung der Arbeitsbedingungen: Analyse der Arbeitsbedingungen zur Identifikation und Minderung gesundheitlicher Risiken.
  • Betriebliche Gesundheitsförderung: Entwicklung von Programmen zur Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens der Mitarbeiter.
  • Erste-Hilfe-Organisation: Sicherstellung der notfallmedizinischen Versorgung am Arbeitsplatz.
  • Rehabilitationsberatung: Unterstützung der Mitarbeiter bei der Rückkehr in den Arbeitsprozess nach Krankheit oder Unfall.
  • Beurteilung der Arbeitsfähigkeit: Bewertung der körperlichen und geistigen Eignung der Mitarbeiter für ihre jeweiligen Tätigkeiten.
  • Arbeitsmedizinische Untersuchungen: Durchführung von Vorsorge-, Tauglichkeits- und Eignungsuntersuchungen.
  • Ärztliche Begutachtung: Erstellung von Gutachten bei arbeitsbedingten Erkrankungen und Berufskrankheiten.

Arbeitsmedizin und Betriebsmedizin im Vergleich

Die Begriffe Arbeitsmedizin und Betriebsmedizin werden oft synonym verwendet. Trotz kleinerer Unterschiede beziehen sich beide Begriffe im Allgemeinen auf die medizinische Betreuung und Beratung von Arbeitnehmern in Bezug auf Gesundheitsfragen am Arbeitsplatz.

Arbeitsmediziner sind Ärzte, die nach dem abgeschlossenen Medizinstudium eine Facharztausbildung in Arbeitsmedizin absolviert haben. In der Regel sind sie ausschließlich in ihrer Funktion als Arbeitsmediziner tätig. In größeren Unternehmen sind sie direkt angestellt, viele sind aber bei Dienstleistungsunternehmen beschäftigt, die arbeitsmedizinische Leistungen für Betriebe erbringen.

Betriebsmediziner sind Ärzte, die bereits eine Facharztausbildung in einem anderen medizinischen Bereich, meistens der Allgemeinmedizin oder Inneren Medizin, abgeschlossen haben und danach eine Zusatzweiterbildung in Betriebsmedizin absolviert haben. Oft sind sie als niedergelassene Ärzte tätig und erbringen zusätzliche Leistungen als Betriebsmediziner vorwiegend für kleinere und mittlere Unternehmen.

Ärztestatistik Arbeitsmedizin

In der Ärztestatistik sind Arbeitsmediziner und Betriebsmediziner getrennt aufgeführt. 

Arbeitsmediziner

Insgesamt gibt es 3.954 Arbeitsmediziner in Deutschland. Die Verteilung der Arbeitsmediziner nach Tätigkeitsbereichen ist wie folgt:

  • Ambulant tätig: 651 Arbeitsmediziner (16,5 %)
  • Stationär tätig: 335 Arbeitsmediziner (8,5 %)
  • In öffentlichen Körperschaften tätig: 382 Arbeitsmediziner (9,7 %)
  • In sonstigen Einrichtungen und Dienstleistungsunternehmen tätig: 2.586 Arbeitsmediziner (65,4 %)

Betriebsmediziner

Ende 2022 gab es insgesamt 4.131 Ärzte mit einer abgeschlossenen Zusatzweiterbildung Betriebsmedizin. 

Die Verteilung der Betriebsmediziner nach Arbeitsbereichen:

  • nicht in medizinischen Einrichtungen, sondern in Dienstleistungsunternehmen tätig: 1.642 Betriebsmediziner (39,7 %)
  • ambulant tätig, in der Regel als Hausärzte oder Fachärzte der Allgemeinmedizin mit der Zusatzqualifikation Betriebsmedizin: 1.821 Betriebsmediziner (44,1 %)

Frauenanteil

Bei den Arbeitsmedizinern macht der Anteil der Frauen 54 % aus, was in absoluten Zahlen 2.151 von insgesamt 3.954 Arbeitsmedizinern entspricht. Interessant ist, dass der Frauenanteil bei den Neuanerkennungen der Fachweiterbildung Arbeitsmedizin im Jahr 2022 sogar bei 68 % lag.

Ziel, Struktur und Ablauf der Fachweiterbildung Arbeitsmedizin 

Die Arbeitsmedizin ist ein präventivmedizinisches Fachgebiet, das die Interaktionen zwischen Arbeit und Beruf einerseits sowie Gesundheit und Krankheit andererseits untersucht. Das Hauptziel ist die Förderung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Arbeitnehmer, die Vorbeugung, Erkennung, Behandlung und Begutachtung von arbeits- und umweltbedingten Krankheiten und Berufskrankheiten. Darüber hinaus umfasst die Arbeitsmedizin die Verhütung von arbeitsbedingten Gesundheitsrisiken, einschließlich individueller und betrieblicher Gesundheitsberatung, die Vermeidung von Arbeitserschwernissen und die berufsfördernde Rehabilitation.

Die Informationen zur Struktur und zum Inhalt der Fachweiterbildung Arbeitsmedizin stammen aus der Weiterbildungsverordnung der Ärztekammer Nordrhein.

Weiterbildungsziel: Das Ziel der Weiterbildung im Gebiet Arbeitsmedizin ist die Erlangung der Facharztkompetenz nach Ableistung der vorgeschriebenen Weiterbildungszeit und Weiterbildungsinhalte sowie des Weiterbildungskurses.

Weiterbildungszeit: Die Weiterbildung im Gebiet Arbeitsmedizin umfasst insgesamt 60 Monate und gliedert sich wie folgt:

  • 24 Monate im Gebiet Innere Medizin oder in Allgemeinmedizin.
  • 36 Monate Arbeitsmedizin, wobei bis zu 12 Monate in anderen Gebieten angerechnet werden können.

Inhalte Fachweiterbildung Arbeitsmedizin

In der Fachweiterbildung Arbeitsmedizin werden Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten in verschiedenen Bereichen erworben. Zu den Weiterbildungsinhalten gehören:

  • Prävention von arbeitsbedingten Gesundheitsstörungen und Berufskrankheiten
  • Beurteilung von Arbeitsplätzen und Gefährdungsbeurteilung
  • Epidemiologie, Statistik und Dokumentation
  • Gesundheitsberatung und betriebliche Gesundheitsförderung
  • Beratung und Planung im Bereich des Arbeits- und Gesundheitsschutzes
  • Unfallverhütung und Arbeitssicherheit
  • Organisation der Ersten Hilfe und notfallmedizinischen Versorgung am Arbeitsplatz
  • Mitwirkung bei medizinischer, beruflicher und sozialer Rehabilitation
  • Betriebliche Wiedereingliederung und Einsatz von chronisch Kranken und schutzbedürftigen Personen
  • Bewertung von Leistungsfähigkeit, Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit
  • Arbeits- und Umwelthygiene, einschließlich der arbeitsmedizinischen und umweltmedizinischen Toxikologie
  • Arbeits- und Organisationspsychologie, einschließlich psychosozialer Aspekte
  • Arbeitsmedizinische Bewertung psychischer Belastung und Beanspruchung
  • Vorsorge-, Tauglichkeits- und Eignungsuntersuchungen, einschließlich verkehrsmedizinischer Fragestellungen
  • Grundlagen hereditärer Krankheitsbilder und Indikationsstellung für humangenetische Beratung
  • Indikationsstellung und sachgerechte Probengewinnung für Laboruntersuchungen, einschließlich Biomonitoring
  • Ärztliche Begutachtung bei arbeitsbedingten Erkrankungen und Berufskrankheiten
  • Erfassung und Bewertung von Umweltfaktoren in Bezug auf ihre gesundheitliche Relevanz
  • Entwicklung betrieblicher Präventionskonzepte

Zu den definierten Untersuchungs- und Behandlungsverfahren gehören:

  • Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen nach Rechtsvorschriften
  • Arbeitsplatzbeurteilungen und Gefährdungsanalysen
  • Beratungen zur ergonomischen Arbeitsgestaltung
  • Ergometrie und Lungenfunktionsprüfungen
  • Beurteilung des Hör- und Sehvermögens mittels einfacher apparativer Techniken
  • Arbeitsmedizinische Bewertung von Messergebnissen verschiedener Arbeitsumgebungsfaktoren, z. B. Lärm, Klimagrößen, Beleuchtung, Gefahrstoffe
  • Biomonitoring am Arbeitsplatz

Gute Karrierechancen in der Arbeitsmedizin

In der Arbeitsmedizin bestehen Beschäftigungsmöglichkeiten vor allem bei großen Unternehmen sowie bei Dienstleistern, die auf arbeitsmedizinische Leistungen spezialisiert sind. Im Vergleich zur stationären Medizin sind die Arbeitsbedingungen in diesem Fachgebiet klar geregelt; Not- oder Bereitschaftsdienste entfallen. Die organisatorisch gute Umsetzbarkeit von Teilzeitarbeit und feste Arbeitszeiten bieten eine solide Grundlage für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie eine verbesserte Work-Life-Balance.


Letzte Aktualisierung
21.07.2023
Autor/Autorin
valmedi Redaktion

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