Facharzt-Weiterbildung Kinderchirurgie
Die Kinderchirurgie ist ein relativ junger und kleiner Fachbereich, der jedoch hervorragende Perspektiven und Karrieremöglichkeiten bietet. Nach der Basisweiterbildung in der Chirurgie folgt die spezielle Weiterbildung in der Kinderchirurgie. Im Vordergrund steht die Prävention, Diagnose und Behandlung von Erkrankungen, Verletzungen und Fehlbildungen bei Kindern.
Arbeitsgebiet: Einblick in die Kinderchirurgie
Die Kinderchirurgie deckt ein breites medizinisches Spektrum ab. Sie umfasst sowohl konservative als auch operative Therapieverfahren und legt großen Wert auf Nachsorge und Rehabilitation ihrer jungen Patienten.
Zu den Behandlungsschwerpunkten gehören akute Erkrankungen und Verletzungen sowie angeborene und erworbene Fehlbildungen und Fehlformungen von Gefäßen, inneren Organen und dem Bewegungsapparat. Auch in der onkologischen, rekonstruktiven und Transplantationschirurgie spielt die Kinderchirurgie eine entscheidende Rolle.
Fachärzte für Kinderchirurgie besitzen umfassende Kenntnisse in modernen diagnostischen Verfahren wie CT, MRT und Ultraschall, um die speziellen Anforderungen des wachsenden kindlichen Körpers zu berücksichtigen. Sie zeichnen sich zudem durch eine einfühlsame Herangehensweise und Sensibilität im Umgang mit jungen Patienten aus.
Anzahl Fachärzte in der Kinderchirurgie
Die Fachdisziplin Kinderchirurgie, obwohl relativ klein, ist hauptsächlich in Krankenhäusern der Schwerpunkt- oder Maximalversorgung sowie in spezialisierten Kinderkrankenhäusern etabliert. In Deutschland gibt es 677 ärztlich tätige Kinderchirurgen und Kinderchirurginnen, von denen 541 in stationären Einrichtungen und 136 im ambulanten Bereich tätig sind.
Es ist bemerkenswert, dass der Anteil von Frauen in der Kinderchirurgie mit 40 % (275 Fachärztinnen) im Vergleich zu anderen chirurgischen Fachbereichen hoch ist. Dies zeigt sich auch in der Anzahl der im Jahr 2022 neu vergebenen Facharztbezeichnungen in der Kinderchirurgie, von denen 19 an Frauen gingen.
Struktur und Ziel der Fachweiterbildung Kinderchirurgie
Die Fachkompetenz in der Kinderchirurgie umfasst ein breites Spektrum an Fähigkeiten, Kenntnissen und Fertigkeiten, die speziell auf die Behandlung von Kindern und Jugendlichen ausgerichtet sind.
Basierend auf den Vorgaben der Bayerischen Landesärztekammer, die auch von anderen Landesärztekammern weitgehend geteilt werden, umfasst die Facharztweiterbildung in der Kinderchirurgie eine 24-monatige Basisweiterbildung in der Chirurgie, gefolgt von einer speziellen 48-monatigen Weiterbildung im Fachgebiet.
Zu den Kernkompetenzen gehört das Verständnis der spezifischen anatomischen und physiologischen Besonderheiten von Kindern, da diese sich erheblich von denen Erwachsener unterscheiden. Kinderchirurgen müssen auch in der Lage sein, spezielle diagnostische und therapeutische Verfahren anzuwenden, die spezifisch für Kinder sind, einschließlich spezieller Operationstechniken.
Ein grundlegender Bestandteil der Fachkompetenz in der Kinderchirurgie ist auch die Behandlung von angeborenen und erworbenen Fehlbildungen und Erkrankungen, einschließlich derer, die eine spezialisierte operative Intervention erfordern.
Darüber hinaus müssen Fachärzte für Kinderchirurgie auch Kenntnisse in verwandten Fachgebieten wie Pädiatrie, Neonatologie und pädiatrischer Anästhesie besitzen, um einen ganzheitlichen Ansatz in der Patientenversorgung gewährleisten zu können.
Schließlich ist die Fähigkeit, mit Kindern und ihren Familien zu kommunizieren und eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, ein zentraler Aspekt der Fachkompetenz in der Kinderchirurgie. Dazu gehört auch die Berücksichtigung der psychischen und emotionalen Bedürfnisse der Kinder und ihrer Familien.
Basisweiterbildung Chirurgie
Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten in
- Erkennung, Klassifizierung, Behandlung und Nachsorge chirurgischer Erkrankungen und Verletzungen
- der Indikationsstellung zur konservativen und operativen Behandlung chirurgischer Erkrankungen und Verletzungen
- der Risikoeinschätzung, der Aufklärung und der Dokumentation
- den Prinzipien der perioperativen Diagnostik und Behandlung
- operativen Eingriffen und Operationsschritten
- der Wundversorgung, Wundbehandlung und Verbandslehre einschließlich Impfprophylaxe
- den Grundlagen der gebietsbezogenen Tumortherapie
- der Erkennung und Behandlung von Infektionen einschließlich epidemiologischer Grundlagen, den Hygienemaßnahmen
- der Indikationsstellung, sachgerechten Probengewinnung und -behandlung für Laboruntersuchungen und Einordnung der Ergebnisse in das jeweilige Krankheitsbild
- Analgesierungs- und Sedierungsmaßnahmen einschließlich der Behandlung akuter Schmerzzustände
- der Betreuung palliativmedizinisch zu versorgender Patienten
- der gebietsbezogenen Arzneimitteltherapie
- der Erkennung und Behandlung akuter Notfälle einschließlich lebensrettender Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen und Wiederbelebung einschließlich der Grundlagen der Beatmungstechnik und intensivmedizinischer Basismaßnahmen
- der Indikationsstellung und Überwachung physikalischer Therapiemaßnahmen
- der medikamentösen Thromboseprophylaxen
Definierte Untersuchungs- und Behandlungsverfahren:
- Ultraschalluntersuchungen bei chirurgischen Erkrankungen und Verletzungen
- Punktions- und Katheterisierungstechniken einschließlich Legen von Drainagen und zentralvenösen Zugängen sowie der Gewinnung von Untersuchungsmaterial
- Infusions-, Transfusions- und Blutersatztherapie, enterale und parenterale Ernährung einschließlich Sondentechnik
- Lokal- und Regionalanästhesien
- Eingriffe aus dem Bereich der ambulanten Chirurgie
- Erste Assistenzen bei Operationen und angeleitete Operationen
Weiterbildungsinhalte Kinderchirurgie
Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten in
- der Vorbeugung, Erkennung, operativen und konservativen Behandlung, Nachsorge und Rehabilitation von Fehlbildungen, Erkrankungen, Infektionen, Organtumoren, Verletzungen, Verbrennungen sowie deren Folgen im Kindesalter einschließlich pränataler Entwicklungsstörungen
- den instrumentellen und funktionellen Untersuchungsmethoden
- der Erhebung einer intraoperativen radiologischen Befundkontrolle unter Berücksichtigung des Strahlenschutzes
- den endoskopischen, laparoskopischen, minimal-invasiven, mikrochirurgischen Operationsverfahren und Laser-Techniken
- der Behandlung von Schwer- und Mehrfachverletzten einschließlich des Trauma-Managements und der Überwachung
- der konservativen und operativen Frakturversorgung einschließlich gelenknaher Frakturen und Gelenkverletzungen sowie plastisch-rekonstruktiver Techniken
- der enteralen und parenteralen Ernährung insbesondere nach Operationen, auch bei Früh- und Neugeborenen
- den Grundlagen der Durchgangsarzt- und Verletzungsartenverfahren der gewerblichen Berufsgenossenschaften
Definierte Untersuchungs- und Behandlungsverfahren:
- Repositionen von Frakturen und Luxationen sowie Versorgung von Weichteil- und Organverletzungen
- operative Eingriffe einschließlich endoskopischer, minimal-invasiver, mikrochirurgischer und Laser-Techniken
- an Kopf- und Hals,
z. B. Trepanationen, ventrikuläre Liquorableitungen, Osteoplastik bei Kraniostenose, Tracheotomien, Thyreoidektomien, Korrektur von Kiemengangsanomalien, ösophagotracheale Fisteln, Verletzungen und muskulärer Schiefhals, Tumorresektionen - an Brustwand und Brusthöhle,
z. B. Korrekturen von Fehlbildungen, Erkrankungen und Verletzungen der Brustwand, der Brusthöhle, des Mediastinums, des Tracheobronchialsystems, der Lungen und des Ösophagus, Resektion äußerer, mediastinaler und pulmonaler Tumoren - an Bauchwand, Bauchhöhle und Retroperitoneum,
z. B. Korrektur von Fehlbildungen, operative Therapie von Organverletzungen äußerer und innerer Hernien, bei Funktionsstörungen und entzündlichen Erkrankungen, intestinale Resektionen einschließlich Tumorresektionen - am Urogenitaltrakt,
z. B. Korrektur von Fehlbildungen der Nieren, ableitenden Harnwege und des inneren und äußeren Genitale einschließlich Verletzungen, Tumorresektionen - am Gefäß-, Nerven- und Lymphsystem,
z. B. bei Fehlbildungen einschließlich Dysraphien, Verletzungen und Tumoren, Anlage von Shunts, Port-Implantationen - am Stütz- und Bewegungssystem,
z. B. bei Frakturen, Luxationen und Weichteilverletzungen einschließlich deren Folgen, Weichteil-, Knochen- und Gelenkinfektionen, Tumoren - bei plastisch-rekonstruktiven Eingriffen,
z. B. bei Fehlbildungen, kongenitalen Defekten und Defektverletzungen an Kopf, Hals, Brustwand, Rumpf und Extremitäten und Zwerchfellplastiken, Haut-, Muskel-, Sehnen- und Knorpelplastiken
Perspektiven in der Kinderchirurgie
Kinderchirurgen haben nach ihrer Fachweiterbildung eine breite Palette an Karrieremöglichkeiten in der ambulanten und stationären Versorgung. In Kliniken können sie in leitende Positionen wie Oberarzt aufsteigen, wobei sie die Möglichkeit haben, Teams zu leiten und medizinische Standards zu setzen und mitzugestalten.
Alternativ können sie in der ambulanten Versorgung tätig werden, wo sie sich beispielsweise auf die Schmerztherapie spezialisieren können, und dabei Flexibilität in Bezug auf Arbeitszeiten und Patientenbetreuung genießen.
Eine detaillierte Übersicht zu Verdienstmöglichkeiten in Kliniken und Krankenhäusern finden Sie in unserem separaten Beitrag Verdienstmöglichkeiten in der Kinderchirurgie.
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