Facharzt-Weiterbildung Klinische Akut- und Notfallmedizin
Erweitern Sie Ihre medizinische Kompetenz mit der Zusatzweiterbildung "Klinische Akut- und Notfallmedizin". Erfahren Sie alles über den Ablauf, die Voraussetzungen und Inhalte der Weiterbildung und machen Sie den nächsten Schritt in Ihrer beruflichen Karriere.
Spezialgebiet Akut- und Notfallmedizin
Die Zusatzweiterbildung "Klinische Akut- und Notfallmedizin" erweitert die fachärztliche Kompetenz um die Erstdiagnostik und Ersttherapie von Notfall- und Akutpatienten im Krankenhaus. Sie umfasst auch die Indikationsstellung und Koordination weiterführender fachspezifischer Behandlungen in interdisziplinärer Zusammenarbeit.
Das Ziel der Zusatzweiterbildung besteht darin, die fachliche Kompetenz in der klinischen Akut- und Notfallmedizin zu erlangen. Dies wird durch den Abschluss der vorgeschriebenen Weiterbildungszeit, die Bearbeitung der festgelegten Weiterbildungsinhalte sowie die Teilnahme an einem Weiterbildungskurs erreicht.
Ärztestatistik Notfallmedizin
Die Zusatzbezeichnung "Klinische Akut- und Notfallmedizin", die ab 2019 beantragt werden konnte, ist eine relativ neue Zusatzweiterbildung. In der Vergangenheit wurden einige ihrer Teilgebiete durch die Zusatzweiterbildung Notfallmedizin abgedeckt.
Für die Anerkennung dieser Zusatzweiterbildung sind Übergangsbestimmungen der Weiterbildungsordnung für Ärztinnen und Ärzte zu beachten. Antragsteller müssen belegen, dass sie innerhalb der letzten 8 Jahre vor der Einführung dieser Zusatzweiterbildung überwiegend an entsprechenden Weiterbildungsstätten tätig waren und dabei umfassende Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten erworben haben.
Die "Klinische Akut- und Notfallmedizin" ist ein interdisziplinäres Querschnittsfach, welches Kenntnisse aus verschiedenen medizinischen Bereichen erfordert. Daher genügt eine ausschließliche Tätigkeit in einer Notfallambulanz eines bestimmten Fachgebiets, wie z.B. der Chirurgie, diesen Anforderungen nicht ausreichend. Zudem ist für alle Antragsteller das Ablegen einer umfassenden Prüfung erforderlich.
Stand Ende Dezember 2022 (Ärztestatistik der Bundesärztekammer):
Es gibt insgesamt 1.444 Ärzte und Ärztinnen mit abgeschlossener Zusatzweiterbildung in der Akut- und Notfallmedizin die ärztlich tätig sind. Dies entspricht einer Steigerung um über 50 % im Vergleich zum Vorjahr. Dieser hohe Wert ist eine Folge dessen, dass im letzten Jahr viele Anträge genehmigt worden sind.
Von den Ärzten und Ärztinnen mit der Zusatzausbildung sind 1.444 ärztlich tätig, davon üben 65 ihre Tätigkeit ambulant aus und 1.379 sind stationär tätig.
Anzumerken gilt, dass per Ende Dezember 2022 insgesamt 44.699 ärztlich tätige Fachärzte und Fachärztinnen die Zusatzweiterbildung Notfallmedizin abgeschlossen haben. Davon waren 15.305 Ärzte und Ärztinnen ambulant tätig und 29.394 Ärzte und Ärztinnen stationär beschäftigt.
Struktur und Dauer der Zusatzweiterbildung
Die Anerkennung als Facharzt in einem Bereich der direkten Patientenversorgung ist eine grundlegende Voraussetzung für die Zusatzweiterbildung in "Klinischer Akut- und Notfallmedizin". Dazu gehören unter anderem:
- Innere Medizin
- Chirurgie
- Pädiatrie
- Psychiatrie
- Notfallmedizin
- Anästhesiologie
- Allgemeinmedizin
Zusätzlich dazu ist eine sechsmonatige Weiterbildung in Intensivmedizin erforderlich. Diese muss bei einem zugelassenen Weiterbildungsbefugten abgeleistet werden. Es ist möglich, diese sechs Monate während der Facharztweiterbildung zu absolvieren.
Für die Zusatzweiterbildung in "Klinischer Akut- und Notfallmedizin" ist eine Weiterbildungszeit von insgesamt 24 Monaten in einer interdisziplinären Notfallaufnahme erforderlich.
Weiterbildungsinhalte Akut- und Notfallmedizin
exemplarisch nach der Weiterbildungsverordnung der Bayrischen Ärztekammer
Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten in
- Rechtliche Grundlagen der notfallmedizinischen Behandlung
- Aspekte der Organisation, Ausstattung und Personalplanung von Zentralen Notfallaufnahmen
- Ersteinschätzungssysteme, Triagierung und Scores
- Zusammenarbeit mit internen und externen Partnern, z. B. Rettungsdienst, KV-Dienst, anderen Fachabteilungen und Fachkliniken
- Sektorenübergreifende Behandlung
- Grundlagen der Verletzungsartenverfahren
- Massenanfall von Notfallpatienten, Pandemieplanung, Grundlagen der Katastrophenmedizin
- Management infektiöser und isolationspflichtiger Notfallpatienten
- Erkennung und Erstbehandlung bei psychosozialen Problemen, Missbrauch und Körperverletzung
- Differentialdiagnostik und Therapieoptionen organbezogener Notfälle
- Kardiovaskuläre Notfälle
- Hämatologische und onkologische Notfälle
- Immunologische Notfälle
- Infektionskrankheiten und Sepsis
- Endokrine und metabolische Notfälle
- Flüssigkeits- und Elektrolytstörungen
- Gastrointestinale und hepatologische Notfälle
- Respiratorische Notfälle
- Nephrologische und urologische Notfälle
- Dermatologische Notfälle
- Notfälle im Hals-, Nasen- Ohren-, Mund- und Nackenbereich
- Gynäkologische Notfälle
- Muskuloskelettale Notfälle
- Neurologische Notfälle
- Neurochirurgische Notfälle
- Ophthalmologische Notfälle
- Psychiatrische Notfälle und Verhaltensstörungen
- Trauma (stumpf/penetrierend)
- Akute Notfälle durch Umwelteinflüsse, thermische, hyper- und hypobare Exposition und elektrischen Strom
- Besonderheiten der Diagnostik und Therapie im Kindes- und Jugendalter
- Besonderheiten der Diagnostik und Therapie in der Schwangerschaft und gynäkologischen Erkrankungen
- Pharmakotherapie in der Schwangerschaft
- Besonderheiten von Symptomen und Erkrankungen bei geriatrischen Patienten
Definierte Untersuchungs- und Behandlungsverfahren:
- Notfallmäßige Sicherung der Atemwege einschließlich endotrachealer Intubation sowie Algorithmus bei schwieriger Intubation
- Atmungs- und Beatmungsmanagement
- Pleurapunktion und Thoraxdrainage
- Kardiopulmonale Reanimationen bei Erwachsenen und Kindern einschließlich Postreanimationstherapie sowie Temperaturmanagement, auch als Reanimationstraining
- Herz-Kreislauf-Unterstützung und Durchführung von kardialen Maßnahmen einschließlich Anlage von Gefäßzugängen, Schrittmachertherapie, Perikardpunktion
- Sedierung und Analgesie einschließlich Lokal-, Oberflächen- und Regionalanästhesie
- Akutschmerztherapie bei akuten Schmerzen, akuter Exazerbation chronischer Schmerzen und Tumorschmerzen
- Traumaversorgung, insbesondere Frakturruhigstellung, Reposition, Wundversorgung, Verbands- und Gipstechniken
- Polytraumamanagement
- Akutversorgung des Schlaganfalls
- Durchführung und Befunderstellung von Notfalldiagnostik, insbesondere
- EKG
- Notfallsonographie von Abdomen, Thorax, Herz, Gefäßen und Bewegungsapparat
- Indikationsstellung und Befundinterpretation von Labordiagnostik im Notfall
- Indikationsstellung und Befundinterpretation von Röntgen- und CT-Untersuchungen im Notfall
- Maßnahmen bei akuten Intoxikationen
- Maßnahmen bei Ertrinkungsunfall
- Maßnahmen im HNO-Bereich, z. B. Rhinoskopie, Nasentamponade, Otoskopie, Trachealkanülenwechsel
- Maßnahmen am Gastrointestinaltrakt, z. B. Legen von Magensonden, Magenspülung, Aszitespunktion
- Maßnahmen am Urogenitaltrakt, z. B. Anlage transurethraler und suprapubischer Blasenkatheter
- Maßnahmen im Bereich des Muskel- und Skelettsystems, z. B. Abszessspaltung, Gelenkpunktion
- Maßnahmen bei neurologischen Symptomen/Diagnosen, z. B. Liquorpunktion
- Maßnahmen am Auge, z. B. Entfernung von Fremdkörpern, Augenspülung
- Maßnahmen im Bereich Geburtshilfe und Gynäkologie, z. B. notfallmäßige Entbindung (kann durch Simulationen ersetzt werden)
- Erstdiagnostik, Initialtherapie und Indikationsstellung zur weiterführenden Behandlung bei gynäkologischen und geburtshilflichen Notfällen, insbesondere Extrauteringravidität, Eklampsie, Verletzungen, Blutungen
- Erstdiagnostik, Initialtherapie und Indikationsstellung zur weiterführenden Behandlung bei Notfällen im Kindes- und Jugendalter, insbesondere Schmerzen, Verbrennungen, Verbrühungen, Intoxikationen, Fieber/Sepsis, schreiendes Baby
- Erstversorgung von Neugeborenen, z. B. Wärmeerhalt, Reanimation (kann durch Simulationen ersetzt werden)
- Erstdiagnostik, Initialtherapie und Indikationsstellung zur weiterführenden Behandlung bei geriatrischen Patienten, insbesondere bei Delir, Demenz, Medikamenteninteraktionen und Überdosierung
- Koordination und Begleitung des Transports von Schwerstkranken
Gehalt Notfallmedizin in Kliniken
Berufliche Aussichten und Einkommensmöglichkeiten in der Klinischen Akut- und Notfallmedizin sind attraktiv und bieten vielseitige Arbeitsfelder, sei es im Krankenhaus oder in der eigenen Praxis, sowie Optionen für eine wissenschaftliche Karriere. Die wachsende Nachfrage nach Fachleuten aufgrund der steigenden Anzahl von Handproblemen in der alternden Bevölkerung bietet ausgezeichnete Karrieremöglichkeiten. Fortlaufende Weiterbildung, Networking und streben nach hohen Standards unterstützen den beruflichen Erfolg.
Viele Ärzte und Ärztinnen mit der Zusatzweiterbildung Klinische Akut- und Notfallmedizin in Krankenhäusern sind in der Position des Oberarztes/Oberärztin tätig.
Grundentgelte für Fachärzte und Fachärztinnen
Bei Fachärzten und Fachärztinnen ist die Gehaltsentwicklung nicht jährlich linear, sondern die Gehälter steigen ab dem 4. Berufsjahr im Zweijahres-Rythmus.
Stufe 1: Entgelttabelle bis 31. März 2024
- nach 1 Jahr 6.711,29 €
- nach 4 Jahren 7.273,99 €
- nach 7 Jahren 7.768,09 €
- nach 9 Jahren 8.056,32 €
- nach 11 Jahren 8.337,64 €
- nach 13 Jahren 8.618,98 €
Stufe 2: Entgelttabelle ab 1. April 24 bis 30. Juni 2024
- nach 1 Jahr 6.979,74 €
- nach 4 Jahren 7.564,95 €
- nach 7 Jahren 8.078,81 €
- nach 9 Jahren 8.378,57 €
- nach 11 Jahren 8.671,15 €
- nach 13 Jahren 8.963,74 €
Grundentgelte als Oberarzt/Oberärztin
Ihr Einkommen orientiert sich dabei an den tariflichen Bestimmungen. Das Gehalt eines Oberarztes/einer Oberärztin variiert je nach Berufserfahrung, wie die untenstehenden Tariftabellen des TV-Ärzte/VKA zeigen, die bis Ende 2024 gelten:
Bis 31. März 2024:
- Nach 1 Jahr: 8.406,29 €
- Nach 4 Jahren: 8.900,36 €
- Nach 7 Jahren: 9.607,20 €
- Leitender Oberarzt im 1. Jahr: 9.888,50 €
- Leitender Oberarzt im 2. Jahr: 10.595,38 €
Vom 1. April bis 30. Juni 2024:
- Nach 1 Jahr: 8.742,54 €
- Nach 4 Jahren: 9.256,37 €
- Nach 7 Jahren: 9.991,49 €
- Leitender Oberarzt im 1. Jahr: 10.284,04 €
- Leitender Oberarzt im 2. Jahr: 11.019,20 €
Zusätzlich zu diesen Grundgehältern können Ärzte mit Zusatzweiterbildung in der Klinischen Akut- und Notfallmedizin mit Extra-Zulagen rechnen. Die Zusatzqualifikation kann bis zu 15 % Gehaltssteigerung bedeuten.
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