Facharzt-Weiterbildung Anästhesiologie

Mit über 27.000 Fachärzten und Fachärztinnen zählt die Anästhesie neben der Inneren Medizin und der Chirurgie zu den größten medizinischen Fachgebieten. Die Weiterbildung zum Facharzt/Fachärztin für Anästhesiologie dauert in der Regel 60 Monate und eröffnet anschließend vielfältige Berufsperspektiven sowohl in Kliniken als auch im niedergelassenen Bereich. Zudem bestehen zahlreiche Möglichkeiten zur weiteren Spezialisierung, etwa in der Palliativ- und Schmerzmedizin oder der Intensiv- und Notfallmedizin. Dieser Blogpost bietet einen Überblick über die Arbeitsschwerpunkte in der Anästhesiologie, die ärztliche Fachweiterbildung und berufliche Perspektiven.

Anästhesist bereitet den Operationssaal vor

Arbeitsschwerpunkte in der Anästhesiologie

Anästhesisten und Anästhesistinnen sind hochqualifizierte Mediziner, die ein breites Spektrum von Aufgaben in Krankenhäusern und Kliniken, aber auch in der ambulanten Versorgung übernehmen.

Ihre Hauptverantwortung liegt in der Bereitstellung von sicheren und effektiven Narkosen während operativer Eingriffe. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Überwachung und Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen des Patienten während des gesamten operativen Prozesses. Täglich werden in deutschen Krankenhäusern mehr als 40.000 Narkosen durchgeführt, wobei dies nur eine von vielen Aufgaben der Anästhesiologen ist. 

Das Tätigkeitsfeld der Anästhesiologen schließt auch die Intensivmedizin ein. Anästhesisten und Anästhesistinnen leiten oder sind wichtiger Bestandteil vieler Intensivstationen. 

Zu den Zuständigkeiten gehören häufig auch die OP-Planung und das Operationsmanagement.

Auch in der Notfallmedizin spielen Anästhesiologen eine wichtige Rolle. Sie sind speziell ausgebildet, um in akuten medizinischen Notfallsituationen sofortige lebensrettende Maßnahmen zu ergreifen und die Stabilität der Patienten zu gewährleisten.

Zusätzlich zur Akutversorgung widmen sich Anästhesiologen auch der Schmerztherapie und Palliativmedizin. Sie setzen sowohl pharmakologische als auch nichtpharmakologische Therapien ein, um chronische Schmerzen zu lindern und eine optimale Lebensqualität für Patienten in palliativen Pflegesituationen zu gewährleisten.

Ärztestatistik Anästhesiologie

Die Anästhesiologie ist ein wichtiger Pfeiler im medizinischen System und die Zahlen unterstreichen dies eindrucksvoll. Laut aktueller Statistik der Bundesärztekammer sind 24.569 Anästhesisten ärztlich tätig, was etwas mehr als 6% aller in Deutschland arbeitenden Ärzte und Ärztinnen ausmacht.

Die überwiegende Mehrheit, konkret über 80% oder 20.110 der ärztlich tätigen Fachärzte und Fachärztinnen für Anästhesiologie, ist im stationären Bereich tätig. 

Im ambulanten Bereich sind 10.690 Fachärzte und Fachärztinnen der Anästhesiologie als niedergelassene Fachärzte und Fachärztinnen aktiv. Sie übernehmen eine wichtige Rolle in niedergelassenen Praxen, Ambulanzen und anderen außerklinischen Einrichtungen wie bspw. OP-Zentren.

Der Frauenanteil liegt in der Anästhesiologie bei rund 44%. Interessant ist hierbei, dass der Anteil an Frauen steigt. In 2022 wurden 1.227 neue Facharztbezeichnungen anerkannt, darunter waren 50% Frauen.

Facharztweiterbildung Anästhesiologie: Dauer und Struktur

Die Weiterbildungszeit für das Fach Anästhesiologie beträgt insgesamt 60 Monate. Diese Zeit muss bei einem Weiterbildungsbefugten an einer anerkannten Weiterbildungsstätte absolviert werden. 

Innerhalb dieser 60 Monate sind 48 Monate spezifisch in der Anästhesiologie zu verbringen. Bis zu 12 Monate können in anderen Gebieten der unmittelbaren Patientenversorgung angerechnet werden. 

Zudem können 18 Monate der Weiterbildung im ambulanten Bereich erbracht werden. Darüber hinaus sind 12 Monate in der Intensivmedizin zu absolvieren, wobei hier 6 Monate in der Intensivmedizin eines anderen Fachgebiets angerechnet werden können. Die genannten Angaben stammen von der Landesärztekammer Niederrhein.

Es ist durchaus üblich, dass die Fachweiterbildung nicht ausschließlich in einer einzelnen Einrichtung absolviert wird. 

Es gibt zwei Hauptgründe dafür:

  • Erstens verfügen nicht alle Einrichtungen über die vollständige Befugnis zur Durchführung der Fachweiterbildung.
  • Zweitens ist es für Assistenzärzte und -ärztinnen wichtig, Erfahrungen in verschiedenen Einrichtungen zu sammeln. Durch den Wechsel zwischen unterschiedlichen klinischen Umgebungen und dem Kontakt mit verschiedenen Fachexperten erhalten sie einen breiteren Einblick in die Anästhesiologie und können sich in verschiedenen Bereichen weiterentwickeln.

Im Rahmen der ärztlichen Fachweiterbildung werden die Fortschritte in einem Logbuch dokumentiert. Das Logbuch spielt eine wesentliche Rolle, indem es als Nachweis für erbrachte Leistungen dient und eine gezielte Weiterentwicklung und Optimierung der ärztlichen Fachkompetenz ermöglicht.

Das Logbuch enthält verschiedene Informationen wie das Datum der durchgeführten Aktivitäten, die Art der Tätigkeiten, die beteiligten Patienten oder Verfahren sowie persönliche Reflexionen und Lernerfahrungen. Es bietet den Assistenzärzten und Assistenzärztinnen die Möglichkeit, ihren Lernfortschritt zu verfolgen und ihre erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse zu dokumentieren.

Facharztweiterbildung Anästhesiologie: Weiterbildungsinhalte

am Beispiel der Richtlinien der Ärztekammer Niederrhein.

Erwerb von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten in

  • den Anästhesieverfahren
  • der Beurteilung perioperativer Risiken
  • Maßnahmen der perioperativen Intensivmedizin
  • dem Ablauf organisatorischer Fragestellungen und perioperativer Abläufe des Gebietes
  • der gebietsbezogenen Behandlung akuter Schmerzzustände, auch im Bereich der perioperativen Medizin
  • der Behandlung akuter Störungen der Vitalfunktionen, einschließlich Beatmungsverfahren und notfallmäßiger Schrittmacheranwendung
  • notfallmedizinischen Maßnahmen
  • Ultraschalluntersuchungen bei Punktionen und Injektionen von Nerven und/oder Gefäßen sowie bei intensivmedizinischen Fragestellungen
  • der Betreuung palliativmedizinisch zu versorgender Patienten
  • der Infusions- und Hämotherapie einschließlich parenteraler Ernährung
  • der gebietsbezogenen Arzneimitteltherapie einschließlich der perioperativen Medikation
  • psychogenen Symptomen, somatopsychischen Reaktionen und psychosozialen Zusammenhängen
  • der Indikationsstellung, sachgerechten Probengewinnung und -behandlung für Laboruntersuchungen und Einordnung der Ergebnisse in das Krankheitsbild

Definierte Untersuchungs- und Behandlungsverfahren:

  • Maßnahmen zur Behandlung akut gestörter Vitalfunktionen
  • Beatmungstechniken einschließlich der Beatmungsentwöhnung
  • Punktions- und Katheterisierungstechniken einschließlich Legen von Drainagen und zentralvenösen Zugängen sowie der Gewinnung von Untersuchungsmaterial
  • Infusions-, Transfusions- und Blutersatztherapie, enterale und parenterale Ernährung
  • Elektrokardiogramme
  • selbstständig durchgeführte Anästhesieverfahren, davon
    • im Gebiet Chirurgie
    • im Gebiet Frauenheilkunde und Geburtshilfe
    • bei Säuglingen und Kleinkindern bis zum vollendeten 5. Lebensjahr
    • in wenigstens zwei weiteren operativen Gebieten
    • bei Eingriffen im Kopf-Hals-Bereich
    • rückenmarksnahe Regionalanästhesien
    • periphere Regionalanästhesien und Nervenblockaden
  • Mitwirkung bei Anästhesien höherer Schwierigkeitsgrade, davon
    • bei intrathorakalen Eingriffen
    • bei intrakraniellen Eingriffen

Berufliche Perspektiven in der Anästhesiologie

Die Facharztausbildung in der Anästhesiologie eröffnet ein breites Spektrum an beruflichen Perspektiven, die von klinischen Anstellungen bis hin zu Spezialisierungsmöglichkeiten in verschiedenen Subdisziplinen reichen. In Kliniken besteht die Option, schnell in Führungspositionen wie Oberarzt oder Leitender Arzt aufzusteigen und sowohl medizinische als auch administrative Verantwortungen zu übernehmen. Alternativ können Anästhesisten auch den Weg in die Selbstständigkeit wählen und unabhängig oder in Zusammenarbeit  mit medizinischen Einrichtungen in einer eigenen Praxis tätig werden.

Darüber hinaus ermöglichen Zusatzweiterbildungen, die auf der Facharztausbildung aufbauen und in der Regel zwischen 18 und 36 Monaten dauern, eine weitere Spezialisierung in verschiedenen Subdisziplinen der Anästhesiologie.

Diese sind:

  • Intensivmedizin: Qualifiziert für die Betreuung kritisch kranker Patienten in Intensivstationen.
  • Spezielle Anästhesiologische Intensivmedizin: Ermöglicht weitergehende Kenntnisse für bestimmte Operationsarten oder Patientengruppen.
  • Spezielle Schmerztherapie: Konzentriert sich auf die Diagnose und Behandlung von chronischen und akuten Schmerzen.
  • Notfallmedizin: Vorbereitung auf das Management medizinischer Notfälle, sowohl im Krankenhaus als auch außerhalb.
  • Palliativmedizin: Befähigt zur Betreuung von Patienten mit unheilbaren, lebenslimitierenden Erkrankungen.
  • Kinderanästhesie: Spezialgebiet für Anästhesie und Intensivmedizin bei Neugeborenen, Säuglingen und Kindern.

Für Details zu Verdienstmöglichkeiten in der Anästhesiologie siehe unseren Blogpost Gehalt Anästhesiologie: Verdienstmöglichkeiten und Perspektiven.


Finde die passende Stelle im Gesundheitswesen

Zur Jobsuche

Karriere im Gesundheitswesen? Hier finden Sie passende Stellenangebote! Entdecken Sie unsere Jobbörse und lassen Sie sich von spannenden Jobangeboten inspirieren.

Zur Jobsuche
Zur Jobsuche