Steigender Pflegebedarf und wachsende Finanzierungslücke
Erfahre mehr über den wachsenden Pflegebedarf in Deutschland aufgrund des demografischen Wandels. Wir betrachten die aktuellen Zahlen, die Situation in der stationären und ambulanten Altenpflege und diskutieren die dringenden Fragen der Pflegefinanzierung.
Bevölkerung in Deutschland altert aufgrund des demografischen Wandels. Der Anteil älterer Menschen nimmt stetig zu. Die Lebenserwartung beträgt durchschnittlich 78,5 Jahre bei Männern und 83,4 Jahre bei Frauen. Die größte Altersgruppe in Deutschland sind die 40- bis 59-Jährigen. Zudem hat die Anzahl der Kinder unter 14 Jahren in den letzten Jahren zugenommen und lag 2021 bei etwa 10,85 Millionen. Gleichzeitig stieg die Anzahl der Personen ab 80 Jahren kontinuierlich an und betrug 2021 rund 6,11 Millionen.
Zum Ende des Jahres 2022 betrug die Anzahl der Personen in Deutschland, die 65 Jahre oder älter waren, etwa 18,66 Millionen. Gleichzeitig gab es ungefähr 14,25 Millionen Einwohner, die noch minderjährig waren und das 18. Lebensjahr noch nicht erreicht hatten.
Pflegebedarf steigt
Der Pflegebedarf steigt unaufhaltsam. Laut dem Pflege-Report 2019 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) werden allein aufgrund der alternden Bevölkerung bis 2030 zusätzlich etwa 130.000 Pflegekräfte in der Langzeitpflege benötigt.
Bereits heute besteht eine große Kluft zwischen der Zahl der benötigten Pflegekräfte und dem tatsächlich vorhandenen Personal. Derzeit kümmern sich knapp 590.000 Vollzeitkräfte um die gesetzlich versicherten Pflegebedürftigen. Bis 2030 werden etwa 720.000 Personen benötigt und bis 2050 wird der Bedarf sogar auf fast eine Million Pflegekräfte ansteigen.
Die zukünftige Nachfrage nach qualifiziertem Personal in der Pflege ist stark an die Entwicklung des Pflegebedarfs gekoppelt. Im Pflege-Report des Jahres 2017 wurde festgestellt, dass etwa 4,6 Prozent der gesetzlich Versicherten pflegebedürftig waren. Gemäß den Vorhersagen des WIdO wird erwartet, dass diese Rate bis 2030 auf 5,5 Prozent und bis 2050 auf 7,4 Prozent der gesetzlich Versicherten ansteigt, die auf finanzielle Hilfe aus der Pflegekasse angewiesen sein werden.
Situation stationäre Altenpflege
Zu Beginn des Jahres 2023 gibt es in Deutschland rund 11.700 vollstationäre Pflegeheime mit circa 920.000 Plätzen für die stationäre Altenpflege.
- Im Jahr 2022 wurden etwas mehr als 100 neue Pflegeheime eröffnet, während 142 geschlossen wurden.
- Im Januar 2023 befanden sich rund 230 Pflegeheime im Bau und etwas über 300 in der Planungsphase.
Über die Hälfte der Pflegeheime (53 %) werden von gemeinnützigen Trägern betrieben, darunter große Wohlfahrtsverbände wie Diakonie, Caritas oder DRK, während kommunale Anbieter nur etwa 4 % ausmachen und private Betreiber 43 % der Pflegeheime stellen (pflegemarkt.com).
Situation ambulante Altenpflege
Zu Jahresbeginn 2023 gibt es in Deutschland laut dem aktuellen MDK-Bericht etwas mehr als 17.200 ambulante Pflegedienste, die die Betreuung von über 1,8 Millionen Pflegebedürftigen übernehmen.
Im Jahr 2022 wurden etwa 450 neue Pflegedienststandorte eröffnet, während 430 Standorte im gleichen Zeitraum geschlossen wurden. Der Markt für ambulante Pflege ist das kleinste Segment der Pflegebranche in Deutschland und wird hauptsächlich von privaten und inhabergeführten Pflegediensten ohne Konzernzugehörigkeit geprägt.
Erwartungen in der Pflege bis 2050
Die Pflegebranche in Deutschland steht vor einem erheblich steigenden Fachkräftebedarf in Zukunft.
- Laut dem Pflege-Report 2019 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) werden bis 2030 aufgrund der alternden Bevölkerung zusätzlich etwa 130.000 Pflegekräfte in der Langzeitpflege benötigt. Die Sicherstellung ausreichenden Personals und die Finanzierung der Pflegekosten bleiben weiterhin dringende und ungelöste Herausforderungen.
- Bereits heute besteht eine große Kluft zwischen der Zahl der benötigten Pflegekräfte und der tatsächlich vorhandenen Fachkräfte. Derzeit kümmern sich knapp 590.000 Vollzeitkräfte um die gesetzlich versicherten Pflegebedürftigen. Bis 2030 werden etwa 720.000 Personen benötigt und bis 2050 wird der Bedarf sogar auf fast eine Million Pflegekräfte ansteigen.
- Es besteht die Möglichkeit, dass diese Prognose noch zu niedrig ist, da weitere Faktoren, die den Personalbedarf beeinflussen, nicht berücksichtigt wurden. Die Anzahl der Pflegebedürftigen entwickelt sich oft schneller als nur durch die demografische Entwicklung erwartet. Auch die bereits angekündigten Verbesserungen der Personalbesetzung in Pflegeheimen sind in diesen Zahlen noch nicht berücksichtigt.
- Der zukünftige Bedarf an Fachkräften hängt eng mit der Entwicklung der Pflegebedürftigkeit zusammen. Laut dem Pflege-Report waren im Jahr 2017 etwa 4,6 Prozent der gesetzlich Versicherten auf Pflege angewiesen. Die Prognosen des WIdO deuten darauf hin, dass dieser Anteil bis 2030 auf 5,5 Prozent und bis 2050 sogar auf 7,4 Prozent der gesetzlich Versicherten ansteigen wird, die auf Unterstützung durch die Pflegekasse angewiesen sind.
Finanzierung der Pflege offen
Die Thematik der Pflegefinanzierung ist ein sensibles Thema, das von vielen Parteien mit Vorsicht behandelt wird. Dies liegt daran, dass die Parteien befürchten, ältere Wählerinnen und Wähler zu verprellen, die eine wichtige Zielgruppe darstellen.
Der steigende Pflegebedarf und die schwierigen politischen Rahmenbedingungen sind ein schwer lösbares Dilemma:
- Die Zahl älterer Menschen in Deutschland steigt kontinuierlich an, was zu einem erhöhten Pflegebedarf führt. Mit der steigenden Zahl steigt auch die Bedeutung bei Wahlen.
- Das aktuelle umlagefinanzierte System der Pflegeversicherung basiert auf dem Beitragsaufkommen der Versicherten. Die steigende Anzahl älterer Pflegebedürftiger und der abnehmende Anteil jüngerer Einzahler führt dazu, dass immer mehr junge Menschen die Finanzierung der Pflege älterer Menschen stemmen müssen. Die Folge: Steigende Beiträge und starkes Unbehagen bei jüngeren Menschen.
Die Politik ist seit Jahren in der Diskussion um die Pflegefinanzierung zurückhaltend und vorsichtig, da sie die Unterstützung sowohl älterer Wähler als auch junger Wähler im Auge hat. Die Finanzierung der Rente stellt das demokratische System vor eine große Herausforderung. Es wird ein schmerzhaftes Erwachen geben.
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