Pflegefachkräfte und Zuwanderung
Das Statistische Bundesamt prognostiziert für die Zukunft einen weiteren Anstieg der Pflegebedürftigkeit. Bis zum Jahr 2060 wird erwartet, dass die Zahl der pflegebedürftigen Menschen deutschlandweit auf rund 4,53 Millionen ansteigt.
Mangelverwaltung in der Pflege
Derzeit fehlen in Deutschland mindestens 200.000 Pflegekräfte in Pflegeheimen und Krankenhäusern, darunter mehr als 4.000 auf Intensivstationen. Es wird erwartet, dass bis 2030 der Bedarf an Pflegekräften in allen medizinischen Berufen auf 500.000 steigt, so das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln.
Lage am Arbeitsmarkt verschärft sich sogar noch
Das Statistische Bundesamt prognostiziert für die Zukunft einen weiteren Anstieg der Pflegebedürftigkeit. Bis zum Jahr 2060 wird erwartet, dass die Zahl der pflegebedürftigen Menschen deutschlandweit auf rund 4,53 Millionen ansteigt.
Diese Zunahme ist hauptsächlich auf die steigende Anzahl älterer Menschen zurückzuführen, die von einer verbesserten medizinischen Versorgung profitieren. Der Großteil der pflegebedürftigen Personen ist über 60 Jahre alt. Die Pflegequote steigt von etwa 11 Prozent in der Altersgruppe der über 75-Jährigen auf etwa 71 Prozent bei den über 90-Jährigen.
Gründe für Fachkräftemangel in der Pflege
Obwohl der demografische Wandel als einer der Hauptgründe für den dramatischen Fachkräftemangel im Gesundheitswesen genannt wird, ist offensichtlich, dass dieser Faktor allein nicht ausreicht, um die Situation zu erklären.
Die Personalknappheit in Pflegeberufen hat aber nicht nur demographische Ursachen:
- Die Arbeit in der Pflege ist körperlich und emotional anspruchsvoll. Pflegekräfte müssen sich um die Bedürfnisse vieler Patienten kümmern, oft unter Zeitdruck und mit begrenzten Ressourcen.
- Die Bezahlung in Pflegeberufen wird oft als unzureichend angesehen, insbesondere im Verhältnis zur Verantwortung und Belastung, die mit dem Beruf einhergehen. Dies führt dazu, dass viele potenzielle Arbeitskräfte sich für besser bezahlte Alternativen entscheiden.
- Die Arbeitszeiten in der Pflege sind oft unregelmäßig, einschließlich Schicht-, Wochenend- und Feiertagsdiensten. Dies kann zu Konflikten bei der Vereinbarkeit von Beruf und familiären Verpflichtungen führen, insbesondere für Eltern oder pflegende Angehörige.
- In einigen Pflegeeinrichtungen gibt es wenig Spielraum für individuelle Bedürfnisse der Pflegekräfte, wie z.B. flexible Arbeitszeitmodelle oder Teilzeitmöglichkeiten. Dies erschwert es vielen potenziellen Mitarbeitern, ihren Beruf in der Pflege mit anderen Lebensbereichen in Einklang zu bringen.
Statistik zur Zuwanderung in der Pflege
Trotz des vergleichsweise niedrigen Durchschnittslohns von 14€ pro Stunde für examinierte Pflegefachkräfte in Deutschland, der unter dem Durchschnitt von 16€ liegt, und einer höheren Arbeitsbelastung im Vergleich zu vielen anderen Berufsgruppen, entscheiden sich viele ausländische Fachkräfte dazu, nach Deutschland zu migrieren.
Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung aus dem Jahr 2018 betreut eine Fachkraft für Gesundheits- und Krankenpflege in einem deutschen Krankenhaus im Durchschnitt etwa 13 Patienten, während der Durchschnitt in den USA bei 5,3 und in den Niederlanden bei 7 Patienten liegt.
Derzeit arbeiten über 200.000 ausländische Pflegekräfte in Deutschland, was dreimal so viele sind wie noch 2013. Etwa jede achte Fachkraft in der Pflege hat einen Migrationshintergrund. Die meisten zugewanderten Pflegekräfte stammen aus Ländern wie Rumänien, Kroatien, Polen, Ungarn, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Albanien und den Philippinen. Diese Länder sind die Hauptquellen für ausländische Pflegekräfte, die in Deutschland tätig sind.
Gründe für die Migration von Pflegekräften
Menschen entscheiden sich trotz der Herausforderungen, ihre Heimat zu verlassen und in einem Gesundheitssystem am Limit mit schlechter Bezahlung zu arbeiten, aus verschiedenen Gründen:
Ein Hauptgrund ist, dass die Bezahlung in ihren Heimatländern oft noch schlechter ist, und die Arbeitsmigration die einzige Möglichkeit bietet, ihre Familie angemessen zu unterstützen. Obwohl ausländische Pflegefachkräfte einen wertvollen Beitrag leisten, erfahren sie häufig mangelnde Anerkennung von Patienten und Kollegen, insbesondere aufgrund anfänglicher sprachlicher Barrieren.
Die Arbeitnehmerfreizügigkeit ermöglicht es Fachkräften aus EU-Ländern und der Schweiz, problemlos in Deutschland zu arbeiten. Für Zuwanderer aus Drittstaaten ist hingegen ein Aufenthaltstitel und eine Arbeitsgenehmigung der Bundesagentur für Arbeit erforderlich.
Um die Integration und Akzeptanz ausländischer Pflegekräfte zu verbessern, wäre es erstrebenswert, eine einheitliche Regelung einzuführen, die beispielsweise einen obligatorischen Sprachkurs vor Arbeitsantritt vorschreibt und eine Anpassung des theoretischen und praktischen Wissens ermöglicht.
Vorteile durch Integration ausländischer Pflegefachkräfte
Die Arbeitsmigration im Gesundheitswesen bietet neben der Entlastung des Gesundheitssystems auch weitere Vorteile, die nicht außer Acht gelassen werden sollten.
Ein wichtiger Aspekt ist der demografische Wandel, der auch alle bereits in Deutschland lebenden Migranten betrifft. Dadurch steigt auch der Anteil der zu pflegenden Migranten stetig an. Pflegekräfte mit demselben kulturellen Hintergrund können aufgrund ihres kulturellen Verständnisses und ihrer Sprachkenntnisse angemessen auf kulturelle und religiöse Besonderheiten eingehen. Oftmals fehlen jedoch geeignete Weiterbildungsangebote, um diesem Bedarf gerecht zu werden.
Die Arbeitsmigration stellt eine wichtige Säule des Gesundheitssystems dar. Dennoch ist es langfristig notwendig, das gesamte System zu reformieren, um den Anforderungen der kommenden Jahre und Jahrzehnte gerecht zu werden. Dazu gehört die Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie die Überarbeitung der Ausbildungs- und Weiterbildungssituation.
Es ist jedoch wichtig, auch die Chancen der Arbeitsmigration nicht aus den Augen zu verlieren. Durch eine größere Vielfalt an kulturellen, religiösen und philosophischen Hintergründen kann eine bessere Betreuung der Patienten durch ein tieferes Verständnis ihrer Lebenswirklichkeit gewährleistet werden. Die Diversität in den Pflegeteams kann somit zu einer Bereicherung für alle Beteiligten führen.
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