Pflegekräfte häufiger krank
Mit dem drastischen Anstieg der Belastung durch die Pandemie stieg auch die Anzahl der Krankentage. Das geht aus Daten der TK hervor.
Krankenstand in der Pflege alarmierend
Bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie hatte die Pflegebranche einen der höchsten Krankenstände im Vergleich zu anderen Branchen, nur übertroffen vom Ver- und Entsorgungssektor sowie der öffentlichen Verwaltung. Mit dem starken Anstieg der Belastung durch die Pandemie stieg auch die Anzahl der Krankentage von 14,8 im Jahr 2019 auf 22,4 im Jahr 2021. Diese Zahlen stammen aus Daten der TK. In der Altenpflege war die Anzahl der Krankentage mit 24,8 sogar noch etwas höher.
Die häufigsten Beschwerden betreffen den Rücken und die Psyche. Was führt zu diesen Beschwerden und welche Veränderungen sind erforderlich, um die Pflegekräfte zu entlasten?
Häufige Krankheitsbilder bei Pflegekräften
Es zeigen sich unterschiedliche Belastungsschwerpunkte zwischen den Geschlechtern. Männer, die in der Pflege arbeiten, sind oft besonders anfällig für die Entwicklung psychischer Erkrankungen, während Frauen vor allem die hohe Belastung im Bewegungsapparat spüren, wobei Rücken- und Schulterschmerzen vorherrschend sind.
Gemeinsam haben beide Geschlechter, dass die Krankheitsbilder vor allem durch die übermäßige Belastung im alltäglichen Berufsalltag begünstigt werden. Hinzu kommt die ständige Exposition gegenüber Krankheitserregern, trotz strenger Hygieneregeln. Daher sind bspw. Infektionen in der Pflegebranche wahrscheinlicher als in anderen Branchen.
Hohe Arbeitsintensität und Überstunden in der Pflege
Die hohe Arbeitsintensität und die Notwendigkeit vieler Überstunden in der Pflege sind direkte Folgen der bestehenden Personalknappheit.
Pflegekräfte stehen vor enormen Herausforderungen, da sie sich um eine Vielzahl von Patienten kümmern und gleichzeitig zahlreiche organisatorische und immer mehr Verwaltungsaufgaben übernehmen müssen. Diese Belastungen führen zu physischen und psychischen Problemen wie Müdigkeit, Erschöpfung, Rücken- und Schulterschmerzen sowie Stress und Burnout. Die hohe Arbeitsbelastung kann sich auch negativ auf die Qualität der Patientenversorgung auswirken.
Es entsteht ein Teufelskreis
Die anhaltende Personalknappheit führt zu einem erhöhten Bedarf an Überstunden und einer intensiveren Arbeitsbelastung für die Pflegekräfte. Diese Arbeitsbedingungen wiederum haben negative Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit der Pflegekräfte.
Dadurch steigt das Risiko von Krankheitsausfällen und einer Abnahme der Arbeitszufriedenheit, was wiederum die Personalengpässe verstärken kann. Es ist ein beunruhigender Kreislauf, der nur durch gezielte Maßnahmen zur Personalstärkung und zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen durchbrochen werden kann.
Psychische Belastung bei Pflegekräften hoch
Aufgrund der hohen psychischen Belastung im Gesundheitswesen sind 15 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage auf psychische Erkrankungen zurückzuführen. Damit einher geht auch eine deutlich überdurchschnittliche Häufung von Langzeitkrankschreibungen. Beschäftigte im Gesundheitswesen fallen wesentlich häufiger länger als Beschäftigte in anderen Branchen. Dies ist u.a. auf den hohen Druck zurückzuführen, gleichzeitig den Anforderungen der Patienten und der Verwaltung gerecht zu werden sowie der täglichen Konfrontation mit menschlichen Schicksalen.
Verbesserungen auf allen Ebenen notwendig
Um den Teufelskreis aus Personalmangel, Überstunden und hoher Arbeitsintensität in der Pflege zu durchbrechen, sind vielfältige und konzertierte Maßnahmen erforderlich:
- Personalstärkung: Es ist dringend erforderlich, das Pflegepersonal aufzustocken, um eine angemessene Versorgung der Patienten zu gewährleisten. Dazu gehört die Schaffung von neuen Stellen, um den aktuellen Personalbedarf zu decken.
- Attraktivität des Berufs steigern: Um mehr Fachkräfte für die Pflege zu gewinnen, müssen Anreize geschaffen werden. Dazu gehören eine bessere Bezahlung, attraktive Arbeitsbedingungen, Karriereentwicklungsmöglichkeiten und eine angemessene Work-Life-Balance.
- Reduzierung von Überstunden: Durch eine angemessene Personalbesetzung können Überstunden reduziert werden. Es sollten klare Richtlinien und Kontrollmechanismen eingeführt werden, um die Einhaltung der Arbeitszeitvorschriften sicherzustellen.
- Arbeitszeitmodelle anpassen: Flexiblere Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit, Job-Sharing oder flexible Schichtpläne können dazu beitragen, die Arbeitsbelastung gerechter zu verteilen und den Pflegekräften mehr Freiraum zu geben.
- Betriebliche Gesundheitsförderung: Unternehmen sollten Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Pflegekräfte implementieren, z. B. Programme zur Stressbewältigung, Rückenschulungen und regelmäßige Gesundheitschecks.
- Unterstützung der psychischen Gesundheit: Ein besonderer Fokus sollte auf der psychischen Gesundheit der Pflegekräfte liegen. Es sollten Unterstützungsangebote wie psychologische Beratung, Stressmanagement-Trainings und Mentoring-Programme zur Verfügung gestellt werden.
- Weiterbildung und Karriereentwicklung: Die Investition in die Weiterbildung der Pflegekräfte ermöglicht ihnen berufliche Weiterentwicklung und bessere Aufstiegschancen. Dies kann die Arbeitsmotivation steigern und dazu beitragen, den Teufelskreis zu durchbrechen.
- Abbau und Verlagerung von Verwaltungsaufgaben: Ein weiterer wichtiger Aspekt, um den Teufelskreis zu durchbrechen, ist die Digitalisierung und der Abbau bzw. die Verlagerung von Verwaltungsaufgaben. Durch den Einsatz digitaler Technologien und elektronischer Patientenakten können administrative Prozesse effizienter gestaltet werden. Das reduziert den Zeitaufwand für bürokratische Tätigkeiten und schafft mehr Zeit für die direkte Patientenversorgung.
Diese Maßnahmen sind nicht von den Einrichtungen alleine zu leisten. Es erfordert ein koordiniert Zusammenspiel von Politik, Arbeitgebern, Bildungseinrichtungen und Gewerkschaften, um langfristige Verbesserungen in der Pflege zu erreichen. Nur durch eine umfassende und ganzheitliche Herangehensweise kann der Teufelskreis durchbrochen und die Situation der Pflegekräfte nachhaltig verbessert werden.
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